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China und die EU: Die Interessenschnittpunkte mehren sich

2018-02-02 10:40:00 Source:China heute Author:China heute
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„Sieben Jahre sind seit meinem letzten China-Besuch vergangen, und ich bin tief beeindruckt von den großen Veränderungen, die sich in China seither vollzogen haben“, sagt James Moran, Forscher am renommierten EU-Asia Center. Er habe gar das Gefühl, einiges versäumt zu haben, so der Wissenschaftler im Interview mit „China heute“. Moran nahm als einer von vielen ausländischen Experten am 16. November 2017 an einem internationalen Think-Tank-Symposium in Beijing zum Thema „Der Parteitag der KP Chinas: Bedeutung für China und die Welt“ teil. Der China-Kenner ist seit mehr als 30 Jahren für die EU tätig und leitete dort lange die Abteilung für Asienangelegenheiten. Er trug unter anderem entscheidend zur erfolgreichen Unterzeichnung des gemeinsamen Tourismusabkommens zwischen der Volksrepublik und der EU bei. „Ich bin sehr stolz darauf, dass in den EU-Mitgliedsstaaten derzeit mehrere Millionen Chinesen leben“, erklärt Moran.

 

 

 

Am Rande des Außenministertreffens für ostasiatische Zusammenarbeit in Manila traf Chinas Außenminister Wang Yi am 7. August 2017 mit Federica Mogherini zusammen, einer hochrangigen Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik.

 

Die Zusammenarbeit wird immer enger

Als langjähriger China-Freund freut sich Moran über die großen Erfolge, die das Land in den letzten Jahren erzielen konnte. Er sagt: „Obwohl Wirtschaft und Handel entscheidende Bedeutung tragen, beschränken sich Chinas Fortschritte doch nicht nur auf diese zwei Bereiche. China ist längst nicht mehr der geheimnisumwobene Ort, den das Land für Europäer und den Rest der Welt früher einmal dargestellt haben mag. Immer mehr Menschen sind heute mit China sehr gut vertraut.“

Der gesellschaftlich-kulturelle Austausch zwischen China und Europa werde seit einigen Jahren immer enger und auch das gegenseitige Verständnis vertiefe sich. „Auch die Art und Weise, wie man einander betrachtet, hat sich merklich verändert“, sagt Moran.

In diesem Prozess der Annährung sei die Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten stetig vertieft worden. „Wir arbeiten mittlerweile in vielen Bereichen der internationalen Angelegenheiten aktiv zusammen, zum Beispiel hinsichtlich der Begegnung des Klimawandels, beim Schutz des freien Handels oder bei der Bekämpfung von Handelsprotektionismus“, so Moran. „Natürlich gibt es manchmal auch Meinungsverschiedenheiten bezüglich mancher Fragen, aber in den letzten Jahren, insbesondere in jüngster Zeit, nimmt die Zahl der Interessenschnittpunkte in vielen Bereichen stetig zu“, so der EU-Experte.

Sowohl China als auch die Europäische Union seien entschiedene Verteidiger des Pariser Klimaabkommens. Gerade hier habe die Kooperation zwischen China und der EU in den letzten Jahren laut Moran Vorbildcharakter gezeigt. „Es ist sehr wichtig, dass wir in diesem Bereich eng zusammenarbeiten, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen“, betont er. „Xi Jinping hat in seinem Bericht auf dem 19. Parteitag die Rolle der grünen Entwicklung bekräftigt. Ich pflichte ihm bei: Wir müssen unsere Erde gut schützen.“ In dieser Hinsicht sei die Zusammenarbeit zwischen China und der EU immer enger geworden. „Beide Seiten gehen hier im gleichen Schritttempo voran“, so Moran.

Seit dem Ausbruch der internationalen Finanzkrise 2008 haben globalisierungskritische Stimmen und protektionistische Tendenzen Aufwind bekommen. „Entgegen diesem Trend hat Chinas Staatspräsident auf dem jüngsten Parteitag eine weitere Förderung der Globalisierung und den Schutz des multilateralen Handelssystems versprochen. Diese Ausrichtung wird China und dem Rest der Welt zweifellos Vorteile bringen“, so Morans Einschätzung. Was den Schutz und die Entwicklung des multilateralen Handelssystems angehe, stünden China und Europa in Einklang.

Moran schätzt insbesondere die Zusammenarbeit zwischen China und der EU in internationalen Sicherheitsfragen. In den vergangenen sechs Jahren arbeitete er als EU-Beamter in Ägypten und Libyen und ist von daher mit der Situation im Nahen Osten gut vertraut. Die EU-Seestreitkräfte für Somalia (Naval Force Somalia) patrouillieren dort ununterbrochen in den Gewässern, um Piraterie, Kriminalität und Terrorismus zu bekämpfen. Die jüngsten Unruhen im Jemen hätten die Stabilität der Region weiter beeinträchtigt. Dazu sagt Moran: „Durch dieses Gewässer verläuft eine wichtige Handelsroute zwischen der EU und China. Durch die enge Kooperation zwischen den EU-Truppen und der chinesischen Marine konnte in den letzten Jahren die freie Seeschifffahrt auf dieser Strecke erfolgreich gewährleistet werden.“

Noch vor zehn Jahren, so Moran, seien derart ähnliche Standpunkte und eine so enge Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten in Bezug auf Wirtschaft, internationale Sicherheit und andere Fragen kaum denkbar gewesen. „Heute mehren sich dagegen die Interessenschnittpunkte ständig.“

 

 

 

James Moran, Forscher am renommierten EU-Asia Center, nahm als einer von vielen ausländischen Experten am internationalen Think-Tank-Symposium in Beijing zum Thema „Der Parteitag der KP Chinas: Bedeutung für China und die Welt“ teil.

 

Gemeinsame Ziele, gemeinsame Zukunft

Der wichtigste Grund für die Zunahme der Interessenkonvergenz und die Verstärkung der Zusammenarbeit, so Moran, liege im Wunsch beider Seiten, die eigene Wirtschaftsentwicklung voranzubringen. „China braucht neue Impulse für die weitere Entwicklung und auch die EU strebt nach den Turbulenzen der Finanzkrise nach neuen Durchbrüchen. Dies bildet den Schnittpunkt der wirtschaftlichen Interessen beider Seiten, mit dem alle anderen Aspekte wie die nachhaltige Entwicklung, die Begegnung des Klimawandels und der Umweltschutz letztlich in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen. Obwohl es viele Unterschiede in organisatorischen Fragen gibt, beeinträchtigt dies unsere weitere Zusammenarbeit nicht“, so Moran weiter.

Bereits vor einigen Jahren nahmen China und die EU Verhandlungen über ein bilaterales Investitionsabkommen auf. „Ich bin zuversichtlich, dass es hierbei bald zu einer Einigung kommen wird. Von einem solchen Abkommen werden beide Seiten profitieren“, sagt Moran. Das Investitionsvolumen der EU-Mitgliedsstaaten in China sei schon heute vergleichsweise groß: Ende 2015 belief es sich auf 168 Milliarden Euro, auch wenn es noch nicht an das in den USA heranreiche. Zum Vergleich: In die Vereinigten Staaten investieren die Europäer noch immer doppelt so viel. „Auf der anderen Seite steht China gerade erst am Anfang seiner Investitionstätigkeiten in der EU. Im Bereich der gegenseitigen Investitionen gibt es also noch reichlich Entwicklungsspielraum und gute Perspektiven“, so Morans Bewertung. Viele Menschen setzten große Erwartungen in die Unterzeichnung des Abkommens. „Das Papier wird nicht nur China und der EU, sondern der gesamten Weltgemeinschaft Vorteile bringen“, sagt Moran.

Der Forscher lobt zudem die Aspekte zur weiteren Förderung der Handelsliberalisierung, die Chinas Staatspräsident in seinem Bericht auf dem jüngsten Parteitag aufgestellt hat. „Xi hat ganz richtig betont, dass alle Länder der Welt wirtschaftlich voneinander abhängig sind. Aus diesem Grund gilt es, den Handel weiter auszubauen und die Globalisierung zu fördern“, sagt Moran.

Gleichzeitig betont der Wissenschaftler, dass es in diesem Prozess sehr wichtig sei, eine gerechte Einkommensverteilung zu fördern. „Ungleichheit bei der Einkommensverteilung ist die Wurzel vieler Probleme, mit denen wir in China und Europa, ja sogar weltweit konfrontiert sind. Staatspräsident Xis Gedanken über den Sozialismus chinesischer Prägung im neuen Zeitalter bieten neue Ideen zur Lösung dieser großen Probleme unserer Zeit.“

Moran begrüßt des Weiteren die Initiative zum Aufbau einer zukunftsweisenden Schicksalsgemeinschaft der Menschheit, auf die Xi ebenfalls in seinem Parteitagsbericht einging. Es seien gemeinsame Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft nötig, um die Erde besser zu schützen, Wohlstand zu schaffen und den allgemeinen Frieden zu wahren, so der Experte. „Chinas Initiative wird ohne Zweifel dazu beitragen, dass sich die Menschen auf der ganzen Welt die Hände reichen, um den gemeinsamen Problemen unserer Zeit Seite an Seite zu begegnen.“

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