Dorfbewohnerin Mei Caihong hat zum ersten Mal durch die GLG-Mitarbeiter von Stevia und dem Potential der Pflanze erfahren. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Produktionsmenge von Stevia so groß ist und dass man damit so viel Geld verdienen kann“, sagt sie. Heute baut der Konzern in Xiaogangcun auf einer Fläche von insgesamt 200 Mu Stevia an. Das Unternehmen stellte den Landwirten Saatgut zur Verfügung und schulte die Bauern im Anbau der Pflanze. 2009 konnten die Landwirte trotz eher widriger Witterungsverhältnisse gute Erträge erwirtschaften. Der Durchschnittsverdienst pro Mu lag bei 3000 Yuan (rund 330 Euro).
GLG ist nicht das einzige externe Unternehmen, dass in Xiaogangcun investiert. Der Guangzhouer Agrarkonzern Congyu bereitet derzeit den großflächigen Anbau von Gemüse mit Hilfe von Agrarfolie im Süden des Ortes vor, auf einer Fläche von über 1000 Mu. Ebenfalls geplant sind Gewächshäuser sowie ein Prüfzentrum. Die Baodi Group, ein Unternehmen für Landwirtschaftstechnik aus Tianjin, hat ein Kooperationsabkommen mit dem Dorf unterzeichnet. Der Konzern plant die Entwicklung einer Aquakultur.
Viele ländliche Gegenden erproben derzeit ähnliche Entwicklungskonzepte wie Xiaogangcun, setzten auf Übertragung der Nutzungsrechte des Ackerlandes und Kooperationen mit Unternehmen. „Wir hier in Xiaogangcun hoffen, durch die Übertragung der Nutzungsrechte des Ackerlandes die Entwicklung der Landwirtschaft zu forcieren und große Unternehmen anzulocken“, sagt Guan Youjiang. „So wollen wir auch unsere Anbautechniken verbessern und die Agrarstruktur regulieren.“ Ziel ist es, den lokalen Bauern zu mehr Wohlstand zu verhelfen. 2010 erreichte das durchschnittliche Jahreseinkommen 6700 Yuan (rund 730 Euro).
Eigeninitiative und Pioniergeist als Schlüssel des Fortschritts
Dass sich auch mit privater Initiative viel erreichen lässt, zeigt das Beispiel von Dorfbewohner Yan Deyou. 2005 begann der heute 41-Jährige, auf einer Fläche von 80 Mu Wein anzubauen. 2007 pachtete er weitere 120 Mu.
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Weinbau-Pionier: Winzer und Dorfbewohner Yan Deyou erntet mit seiner Tochter kurz vor dem lokalen Weinfestival die reifen Trauben auf seiner Weinplantage. |
Alles nahm seinen Anfang im Jahr 2001, als das Dorf Changjiangcun in der südostchinesischen Provinz Jiangsu auf die wirtschaftlich angespannte Lage im geschichtsträchtigen Xiaogangcun aufmerksam wurde. Die Einwohner zeigten sich schockiert, wollten helfen. Anders als in Xiaogangcun floriert die Wirtschaft Changjiangcuns seit einigen Jahren. Der Ort verfügt mit seinem Hafen als Warenumschlagsplatz über gute infrastrukturelle Voraussetzungen, die lokale Stahl- und Chemieindustrie boomen, die jährliche wirtschaftliche Gesamtleistung des Ortes beläuft sich auf 30 Milliarden Yuan (rund 3,3 Milliarden Euro). Nach eingehender Analyse entschied man sich, in den Aufbau einer Weinplantage in Xiaogangcun zu investieren. In einem Kooperationsabkommen sicherte Changjiangcun Investitionen in Höhe von 1,5 Millionen Yuan (rund 160 000 Euro) für den Bau einer 80 Mu großen Plantage zu. Zusätzlich stellte Changjiangcun dem Ort eine Summe von 3500 Yuan (rund 380 Euro) pro Mu zur Verfügung, damit die Einwohner möglichst schnell die nötigen Fertigkeiten zum Weinanbau erwerben konnten.