Der Städtegürtel Wanjiang – in Anhui entstehen wirtschaftliche Vorzeigezonen
Von Tang Shubiao
Im Februar 2011, während einer Dienstreise nach Wuhu in der Provinz Anhui, nahm ich ein Taxi, um meine Tante zu besuchen. Unterwegs fragte ich den Fahrer, ob er Änderungen im Stadtbild seit Beginn des Aufbau von Vorzeigezonen für die Ansiedlung der verlagerten Industriezweige im Städtegürtel Wanjiang, den die Regierung hier durchführte, bemerkt hatte. „Ja, natürlich“, antwortete er eifrig. „Immer mehr Menschen ziehen hierher nach Wuhu und nur wenige Einheimische verlassen den Ort.“ Als ich ausstieg, fügte er noch hinzu: „Auch die Grundgebühr für Taxifahrten ist gesunken. Es sind jetzt nur noch sechs Yuan!“
Später erzählte ich meiner 80-jährigen Tante, was der Fahrer mir gesagt hatte. Sie bestand daraufhin darauf, mir die Umgebung ihrer Wohnung zu zeigen: Zu beiden Seiten ihres Hauses liegen Parkanlagen, an der Vorderseite gibt es eine Schule und ein Krankenhaus. Das Leben hier sei sehr angenehm, lobte sie. Und ab dem nächsten Jahr würde die Intercity-Bahn von Nanjing, Provinz Jiangsu, nach Anqing in der Provinz Anhui in Betrieb genommen. „Man wird nur noch eine halbe Stunde von hier nach Nanjing brauchen“, sagte sie. Ganz bequem werde sie in Zukunft die Verwandten in Nanjing besuchen können.
Wanjiang: ein neuer Name
Die Stadt Wuhu in der Provinz Anhui ist ein wichtiges Glied des Städtegürtels Wanjiang. Wanjiang ist dabei keine offizielle Ortsbezeichnung auf Chinas Landkarte. Im Altertum gab es in Anhui ein Gebirge, einen Fluss und einen Staat namens Wan. Heute noch ist die Bezeichnung Wan als Kurzform für Anhui gebräuchlich. So ist zu erklären, weshalb die Einheimischen den 400 Kilometer langen Abschnitt des Jangtse in der Provinz Anhui als „Wanjiang“, wörtlich Wan-Fluss, bezeichnen. Der Städtegürtel Wanjiang umfasst neun Städte am Ufer des Jangtse: neben der Provinzhauptstadt Hefei und der Stadt Wuhu noch die Städte Ma’anshan, Chaohu, , Tongling, Chizhou, Chuzhou, Xuancheng und Anqing.
Im Januar 2010 beschloss die Zentralregierung Chinas, im Städtegürtel Wanjiang Vorzeigezonen für die Ansiedlung der verlagerten Industriezweige aufzubauen. Das Projekt ist Teil des Maßnahmenpakets zur Förderung der nationalen wirtschaftlichen und industriellen Umstrukturierung.
In den 1980er Jahren schlug Deng Xiaoping, Chefarchitekt der Reform- und Öffnungspolitik Chinas, eine zweistufige Entwicklungsstrategie vor: Zunächst sollten die Küstengebiete die Führung bei der Öffnung nach Außen übernehmen und früher als das Binnenland Prosperität erzielen; erst wenn die Küstenregionen zu beträchtlicher Stärke gelangt sind, sollten sie nach und nach dem Binnenland unter die Arme greifen und mit diesen zusammen als Motoren für deren wirtschaftliche Entwicklung dienen.