Heute leben 53 Mönche im Mingzhuling-Kloster, darunter fünf ältere zwischen 45 und 74. Die anderen Mönche sind zwischen 17 und 34 Jahre alt. Außer zwei Mönchen, die aus dem Kreis Comai beziehungsweise aus dem Kreis Sangri kommen, sind alle Einheimische, also Einwohner des Kreises Zanang. Genau wie im Dorje-Drak-Kloster ist ein Verwal-tungskomitee für das Kloster zuständig. Die gute Tradition des Mingzhuling-Klosters, das Studium der tibetischen Kultur zu fördern, wird bis heute gepflegt.
Das Samye-Kloster führen die Nyingma-, die Sakya- und die Gelug-Sekte heute gemeinsam. Im Kloster stehen die Dharmaschutz-Hallen der Nyingma- und der Sakya-Sekte, in denen die Dharmaschutzgötter der jeweiligen Sekte verehrt werden. Das belegt, dass die Nyingma- und die Sakya-Sekte nicht nur die religiöse Macht im Samye-Kloster besitzen, sondern auch die Aufgabe haben, die Würde des Klosters zu bewahren. Die drei Sekten sind im Kloster hinsichtlich der religiösen Rituale völlig gleichberechtigt. Zum Beispiel bestimmen die Anhänger (bzw. Geldspender), nach welchem Ritual eine Zeremonie im Samye-Kloster veranstaltet werden soll. Das Kloster selber ist keiner Sekte zugeneigt.
Das Jokhang-Kloster ist ein weltbekanntes Kloster des tibetischen Buddhismus. Als eines der ersten Klöster, die in der Regierungszeit Sontsan Gampos gegründet wurden, hat das Jokhang-Kloster eine lange Geschichte. Im Kloster, das für die tibetischen Buddhisten heilig ist und unter nationalem Denkmalschutz steht, wird eine bekannte Buddhastatue verehrt. Es sollte eigentlich als Kloster der Nyingma-Sekte angesehen werden, in Wirklichkeit aber gilt das Jokhang-Kloster als religiöse Stätte für die Heiligen aller Sekten des tibetischen Buddhismus. Es muss jedoch angemerkt werden, dass 1409 der große Meister Tsongkapa ein großes Gebetsfest im Jokhang-Kloster veranstaltete, das dann in die Tradition der Gelug-Sekte aufgenommen wurde und bis heute gefeiert wird. Dies gilt als Wendepunkt, der dazu führte, dass die Gelug-Sekte seitdem im Jokhang-Kloster unangefochten den Vorsitz führt. Obwohl das Jokhang-Kloster hauptsächlich von der Gelug-Sekte verwaltet wird, folgt es jedoch nicht dem Dogma einer bestimmten Sekte. Im Kloster werden nicht nur Dharmaschutzgötter und Buddhas aller Sekten verehrt, sondern es finden sich auch Statuen oder Wandmalereien ehrwürdiger Mönche aus den verschiedenen Sekten. Rings um das Kloster stehen Gebetshallen der verschiedenen Sekten, die das ganze Jahr hindurch viel besucht sind. Jede Sekte kann im Jokhang-Kloster zu jeder Zeit ihre religiösen Zeremonien oder Tätigkeiten abhalten. Jährlich pilgern Zehntausende von Gläubigen zum Kloster, und zahlreiche in- und ausländische Anhänger und Touristen besuchen es. Die Klöster Samye, Jokhang und Changzug sind zwar Universalklöster, die sich die verschiedenen Sekten teilen, sie sind jedoch in der Vorstellung der Nyingma-Anhänger, einschließlich ehrwürdiger Mönche aller Generationen, stets Stammklöster der Nyingma-Sekte.
Hält man sich die über 700 Klöster vor Augen, welche die Nyingma-Sekte in den tibetischen Regionen Chinas überblickt, ist der Schluss naheliegend, dass die Nyingma-Sekte im tibetischen Buddhismus eine entscheidende Kraft darstellt. Sie ist zwar schwächer als die Gelug-Sekte, hat jedoch unter ihren Anhängern, besonders unter der Bevölkerung des Autonomen Gebiets Tibet, einen starken Einfluss.
