Heute befindet sich der tibetische Buddhismus in einer neuen historischen Epoche, die sich durch eine gesunde Entwicklung auszeichnet. Seine Klosterstrukturen und Ordensregeln sowie seine religiösen Zeremonien bezeugen einen Zustand der Reife und der Stabilität. Gemäß neueren statistischen Angaben gibt es in den wichtigsten Regionen der Tibeter, d. h. in Tibet, Qinghai, Sichuan, Gansu und Yunnan, insgesamt 2769 Tempel und Klöster des tibetischen Buddhismus – das ist die Hälfte der Gesamtzahl der Tempel und Klöster in allen tibetischen Regionen vor der demokratischen Reform im Jahr 1959. Unter den verschiedenen Sekten ist die Gelug-Sekte zahlenmäßig am stärksten und auch am weitesten verbreitet. Sie verfügt über 1460 Tempel und Klöster, was fast die Hälfte aller Häuser des tibetischen Buddhismus ausmacht. In allen Regionen der Tibeter stehen Anlagen der Gelug-Sekte. Ihre sieben repräsentativen Klöster sind das Gandain-, das Zhaibung- und das Sera-Kloster in Lhasa, die als die Drei Großen Klöster seit ihrem Bestehen als heilige Stätten von tibetischen Pilgern besucht werden, das Tashilhunpo-Kloster in Xigaze, das als Residenz des Panchen Lama hohes Ansehen genießt, das Qambaling-Kloster in Qamdo, das als Residenz des Lebenden Buddha Pagpalha über beträchtlichen Einfluss in diesem Gebiet verfügt, das Tar-Kloster im Kreis Huangzhong in der Provinz Qinghai, das als Geburtsort Tsongkapas in den Kreisen des tibetischen Buddhismus ebenfalls hoch angesehen ist und schließlich das Labrang-Kloster im Kreis Xiahe in der Provinz Gansu, das als Residenz des Lebenden Buddha Jamyang unter den Gläubigen in den tibetischen Gebieten in Gansu, Qinghai und Sichuan sehr einflussreich ist. Mit einem Wort: Der Einflussbereich der Gelug-Sekte erstreckt sich vor allem über das Autonome Gebiet Tibet und über die Regionen der Tibeter in den Provinzen Qinghai und Gansu.
Die Nyingma-Sekte ist nach der Gelug-Sekte die zweitstärkste unter den Glaubenslehren des tibetischen Buddhismus. Sie verfügt gegenwärtig über 753 Klöster, die verstreut in Tibet und in den tibetischen Gebieten in Sichuan, Qinghai, Gansu und Yunnan liegen. Die Bezirke Ganzi und Aba in Sichuan sind die Zentren der Nyingma-Sekte. Ihre repräsentativen Tempel sind das Katok-, das Palyul- und das Dzogchen-Kloster. Die Nyingma-Sekte übt aber auch in Tibet, ihrem Ursprungsgebiet, einen starken Einfluss aus. Da spielen das Mingzhuling- und das Dorje-Drak-Kloster eine wichtige Rolle.
Die Gagyu-Sekte verfügt z. Zt. über 366 Tempel und Klöster, die verstreut in den von Tibetern bewohnten Regionen liegen. Das Autonome Gebiet Tibet und der Bezirk Yushu in der Provinz Qinghai sind zwei Zentren dieser Sekte. Sie ist zwar kleiner als die Gelug- und die Nyingma-Sekte, aber nichtsdestoweniger eine wichtige Sekte des tibetischen Buddhismus.
Die Sakya-Sekte besitzt heute 141 Tempel und Klöster, wobei das Sakya-Kloster repräsentativ ist. Diese Sekte hat ihren Haupteinflussbereich im Autonomen Gebiet Tibet. Die Jonang-Sekte verfügt über 37 Klöster, die hauptsächlich im Bezirk Aba in der Provinz Sichuan und im Bezirk Guoluo in der Provinz Qinghai liegen. Unter ihnen ist das Rangthan-Kloster repräsentativ. Die anderen Sekten des tibetischen Buddhismus wie die Gedang-, die Zhibyed-, die Gcodyul- und die Zhalu-Sekte sind nur als religiöse Schulen in den äußeren tibetischen Siedlungsgebieten verbreitet und existieren als religiöse Organisationen kaum auf dem Qinghai-Tibet-Plateau.
Im Folgenden stellen wir die verschiedenen Sekten des tibetischen Buddhismus vor.