Kamalashila hielt seinem Gegner entgegen: ‚An nichts denken bedeutet, auf die Weisheit zum Erkennen der Sachverhältnisse zu verzichten, auf der die klare Weisheit beruht. Dieser Verzicht bedeutet wiederum, die Weisheit aufzugeben, die zum Eintritt ins Nirwana nötig ist. Ohne Weisheit zum Erkennen der Sachverhältnisse verfügt kein Jogi über das Unterscheidungsvermögen.‘ Es sei unmöglich, legte Kamalashila dar, dass jemand in der Lage sei, bei der Praktizierung einer beliebigen Lehre an gar nichts zu denken. Wenn er daran denke, dass er nicht zu Buddha beten sollte, so sei auch dies ein starkes Nachdenken. Wenn er sich im Koma befände, hätte er zwar keine Gedanken, könnte deshalb aber nichts unterscheiden. Wie könne man die Unbeständigkeit des Dharmas erkennen, wenn man sein Nachdenken unterdrückte und so keine Weisheit zum Erkennen der Sachverhältnisse besäße? Deshalb sollte man mit der klaren Weisheit allen Schein überwinden. Wie könnte man sich an seinen früheren Wohnsitz erinnern und sich vom Leiden erlösen, wenn man keinen Gedanken hätte? Erst ein Jogi, der sich mit der klaren Weisheit für die Wahrheit entschiede, könnte verstehen, dass letztlich alle Dinge leer wären, und die Irrlehre ablehnen, um alle Hindernisse zu beseitigen und schrittweise zur höchsten Vollendung zu gelangen.“ Das waren die zentralen Argumente der beiden Schulen. Tibetischen historischen Aufzeichnungen zufolge führte der König Tubos den Vorsitz bei dieser großen Disputation, an der über 100 Vertreter der beiden Parteien teilnahmen.
Diese Debatte wurde mit der Niederlage der Tonmunpa beendet. Gemäß dem chinesischen buddhistischen Dokument Begründung für das plötzliche Erkennen des Großen Fahrzeugs aus Dunhuang sollen die Han-Mönche der Tonmunpa die Debatte gewonnen haben. In Wirklichkeit erklärte der Tsanpo Tubos die Tsenminpa unter der Führung von Kamalashila zu Siegern. Mahayana und andere Han-Mönche wurden dann in ihre Heimat zurückgeschickt und ihre Schriften vergraben. Gleichzeitig erließ der Tsanpo den Befehl, dass die Mönche Tubos die Lehre der Tonmunpa nicht mehr praktizieren durften, sondern sie durch die zehn Sittengebote und Satpramita zu ersetzen hätten. Im Bereich der esoterischen Lehre sollten sie das Kriya-, das Karya- und das Yogatantra praktizieren. Die Schriften über das Atiyogatantra sollte man jedoch nur beschränkt übersetzen.
Professor Wang Sen verfasste eine Textkritik zur Frage „Wer war Sieger bei der Disputation zwischen der Tonmunpa und der Tsenminpa in Tubo?“ und bemerkte: „Die vorhandenen Materialien belegen, dass der Einfluss der Tschan-Schule in Tibet nie unterbrochen wurde. Er erreichte sogar die Nyingma- und die Gagyu-Sekte. Aus den damaligen Katalogen geht hervor, dass die Schriften der von Kamalashila überlieferten Madhjamika-Schule den Hauptteil bildeten. Man kann daraus den Schluss ziehen, dass die Mönche aus Indien die Oberhand gewannen.“ Nach dem Ende des Tonmunpa-Tsenminpa-Kampfes gingen zwar viele Mönche der Yogatschara-Schule nach Tubo, um ihre eigene Lehre zu predigen, verbreiteten jedoch hauptsächlich die von Shantirakshita und dessen Schüler Kamalashila überlieferte Lehre der Madhjamika-Schule. Die vom großen Meister Shantirakshita geschaffene Madhjamika-Lehre des Mahayana stellte stets den Hauptgedanken in der Periode der früheren Blütezeit der buddhistischen Lehre in Tibet dar.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Trisung Detsan wegen seiner großen Beiträge zur Verbreitung und Konsoli-dierung des Buddhismus in Tubo von den Anhängern des tibeti-schen Buddhismus hoch geschätzt wurde. Sie verehrten ihn als Inkarnation des Bodhisattwas Manjushir und einen der drei Dharmakönige Tubos. Nach dem Tod Trisung Detsans bestieg sein Sohn Muni Tsanpo den Thron. Obwohl er nur 21 Monate lang regierte, befolgte er streng die Politik seines Vaters, den Buddhismus zu fördern. Er leistete seinerseits einen Beitrag zur weiteren Entwicklung des Buddhismus. Muni Tsanpo arbeitete zum Beispiel ein System aus, nach dem die Untertanen Tubos den heiligen Schriften im Samye-Kloster regelmäßig opfern und regelmäßig Zeremonien zum Opfer des Vinaja- und Abhidhammapitaka stattfinden sollten, und setzte dreimal Reformen zum Ausgleich der Unterschiede zwischen den Reichen und Armen durch. Er trat dafür ein, dass die Einwohner Tubos dem Triratna – Buddha, Dharma und Mönchsorden spendeten, und strebte danach, Mönche und Laien zum Wohlstand zu führen sowie seine Herrschaft und die Religion gleichzeitig zur Blüte zu bringen. Nach dem Tod Muni Tsanpos folgte ihm sein jüngerer Bruder Tride Songtsan auf den Thron. Auch er förderte die Entwicklung des Buddhismus in Tubo weiter. In seiner Regierungszeit wurden die vorhandenen Klöster und Gebetshallen renoviert und ausgebaut, und es wurde auch mit der Bearbeitung der übersetzten heiligen Schriften begonnen. In dieser Zeit arbeitete man noch daran, die Regeln für die Sutraübersetzung zu vereinheitlichen und ein tibetisches Glossar zusammenzustellen. Tride Songtsan ließ das Kloster Kajung Dorjeyang bauen und ordnete die Gründung von zwölf Institutionen für die Sutrapredigt im Jokhang- und im Samye-Kloster und zwölf Institu-tionen für die Praktizierung des Buddhismus in den heiligen Stätten Yerpa und Chenphu an. Zur Zeit Tride Songtsans erfuhr der Buddhismus in Tubo einen starken Entwicklungsschub. Nach dem Tod Tride Songtsans wurde sein Sohn Tritsug Detsan Tsanpo von Tubo.