„Meine Familie ist in der Heimat seit mehr als 20 Jahren im Restaurantgeschäft“, sagt er. „Vor etwa zehn Jahren eröffnete mein Bruder ein Restaurant in Guangzhou in der Provinz Guangdong. Vor zwei Jahren lernte er dort einen Türken kennen, der in Yiwu Geschäfte machte. Der riet ihm, ein Restaurant in Yiwu zu eröffnen. Mein Bruder reiste damals persönlich nach Yiwu, um sich die Lage vor Ort anzusehen und befand, dass sich ein türkisches Restaurant hier durchaus lohnen könnte. Er hat mich schließlich überzeugt, nach Yiwu zu kommen. So bin ich vom Profi-Fußballer zum Restaurantbesitzer geworden“, erzählt Sezer. Später hat der 35-Jährige in Yiwu auch ein paar Male in der Meihu-Sporthalle Fußball gespielt, rein zum Vergnügen. Die lokalen Hobbyspieler können sich natürlich nicht mit ihm messen.
Da man in Yiwu Geschäftsleute aus aller Welt trifft, gibt es hier auch ein reiches kulinarisches Angebot. „Wir bieten Kebab, verschiedene Desserts und türkischen Kaffee an“, sagt Sezer. „Viele unserer Gäste kommen aus dem Nahen Osten, dem Iran, die meisten sind natürlich Türken. Auch Einheimische essen gerne bei uns. Ich bin froh, ihnen die türkische Kultur und Gastronomie vorstellen zu können.“
2011 liefen die Geschäfte des Restaurants eher mäßig, längst nicht so gut wie in den vorangegangenen Jahren. „Das lag vor allem daran, dass es Unruhen in Nahost gab und deshalb weniger Geschäftsleute aus der Region nach Yiwu kamen“, ist sich Sezer sicher. Viele ausländische Restaurantbetreiber machen auch Nebengeschäfte, Sezer aber lehnt das ab. „Unsere Familie ist seit über 20 Jahren in der Gastronomie tätig. In anderen Branchen sind wir völlige Laien. Wenn man erfolgreich sein will, muss man sich auf eine Sache konzentrieren.“
Der 35-Jährige und seine Frau arbeiten täglich mehr als zwölf Stunden im Restaurant. Ständig sind sie auf der Suche nach Dingen, die es noch zu verbessern gilt. In der Gastronomie sieht Sezer seine Berufung: „Hier trifft man verschiedenste Menschen. Es ist mir eine große Freude, ihnen Speisen anbieten zu können“, sagt er.
Während des Frühlingsfests blieb das Restaurant geschlossen, denn die meisten von Sezers Beschäftigten sind Chinesen. Er gab ihnen frei, damit sie das Fest zuhause mit ihren Familien feiern konnten. Sezer selbst nutzte die Zeit, um auszuspannen und sich auf die Arbeit im kommenden Jahr vorzubereiten.
Der Türke hatte schon viel von der raschen wirtschaftlichen Entwicklung Chinas gehört, bevor er nach China kam. „Nachdem ich schon einige Zeit hier in Yiwu lebe, weiß ich, dass das Wirtschaftswachstum der harten Arbeit der Chinesen zu verdanken ist. Das hat meinen vollen Respekt“, sagt er.
Seit zwei Jahren ist das Ehepaar nun hier in Yiwu und die Stadt ist ihnen ans Herz gewachsen. „Wenn wir gelegentlich in die Türkei zurückgehen, um unsere Familien und Verwandte zu besuchen, bleiben wir jedes Mal nur ein paar Tage, dann fangen wir schon an, unser Yiwu zu vermissen“, sagt Sezer. Und seine Frau fügt hinzu: „Mittlerweile ist Yiwu zu unserem Zuhause geworden.“
*Xu Xiao’en, Zhang Jiancheng und Hu Meng sind Journalisten von der „Zhejiang Daily“.