„Die Welt ist auf Chinas Aufstieg nicht gut vorbereitet" – Interview mit Zhao Qizheng, Sprecher der PKKCV
Von Wang Yang
Zhao Qizheng war ehemaliger stellvertretender Oberbürgermeister von Shanghai und Minister des Presseamtes des Staatsrates. Heute ist er Mitglied des Ständigen Ausschusses und Direktor der Kommission für auswärtige Angelegenheiten der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes (PKKCV). Diese Institution ist das höchste politische Beratungsorgan Chinas. Zhao veröffentlichte in den letzten Jahren zahlreiche Bestseller, darunter „Introducing China to the World – Zhao Qizheng and the Art of Communication", „Dialogue with the World – Zhao Qizheng's Speeches" und „Public diplomacy and cross-cultural Communication". Zurzeit beschäftigt er sich mit der Entwicklung der chinesischen Öffentlichkeitsdiplomatie. „China heute" sprach mit Zhao Qizheng über Chinas internationale Beziehungen und die Rolle der chinesischen Öffentlichkeitsdiplomatie.
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Journalistin Wang Yang spricht mit Zhao Qizheng |
„China heute": Welchen Einfluss übt Chinas Aufstieg, vor allem die rasche Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und die zunehmende Stärke des Landes auf die restliche Welt aus?
Zhao Qizheng: In den vergangenen 30 Jahren hat sich die chinesische Wirtschaft rasant entwickelt. Diese Entwicklung hat die Erwartungen der ganzen Welt und auch die eigenen Erwartungen der Chinesen übertroffen. Die Welt ist auf Chinas Aufstieg und auf ein China, dessen Bruttoinlandsprodukt auf Platz 2 rangiert, nicht gut vorbereitet. Für viele Leute gleicht diese Entwicklung einem Schock.
Woran die Menschen im Ausland als erstes denken, ist inwieweit Chinas Aufstieg ihre Interessen beeinflussen könnte. Dabei entstehen möglicherweise wirtschaftliche und politische Konflikte. Man schiebt China den schwarzen Peter für die Probleme zu, auf die man in den entwickelten Ländern stößt, um so die Aufmerksamkeit der Bevölkerung abzulenken. Man sagt ihr, die chinesischen Produkte, mit denen der Markt überflutet wird, verursachten Arbeitslosigkeit. Hier sind politische Überlegungen im Spiel; deshalb wird China als Sündenbock hingestellt. Hinsichtlich des Aufstiegs Chinas ist man politisch „besorgt".
„China heute": Woher kommt diese Sorge?
Zhao Qizheng: Die Geschichte hat gezeigt, dass manche Mächte, nachdem sie erstarkt waren, nach politischer Vormacht strebten und sogar Kriege entfesselten. Die Menschen im Ausland fragen sich nun: „Wird China den gleichen Weg einschlagen?" Vor dem Hintergrund der geschichtlichen Erfahrungen machen sie sich Sorgen. In Wirklichkeit sind sich die Politiker völlig im Klaren, dass die wirtschaftliche und militärische Gesamtstärke Chinas begrenzt ist. Nehmen wir etwa das BIP als Beispiel. Hier befinden sich China und Japan fast auf dem gleichen Niveau. Aber bei unserem BIP handelt es sich um hart verdientes Geld; Japan hingegen erwirtschaftet sein BIP durch Hochtechnologien. Die Japaner produzieren mit Robotern und Computern, wir arbeiten mühevoll mit Nähmaschinen, wenn nicht sogar mit Nadel und Faden.