Unabhängigkeit beginnt zu Hause
Obwohl Gemeinde-Krankenhäuser nur wenige Minuten entfernt sind, ziehen die meisten größere Kliniken vor. Viele glauben, Ärzte und Ausstattung seien hier besser und sie nehmen daher längere Wege und stundenlange Wartezeiten in Kauf. Um zum Besuch der kleineren Gemeindekrankenhäuser zu ermutigen, sollen nun Ärzte aus den städtischen Krankenhäusern einen Teil ihrer Arbeitszeit in den Gemeinde-Krankenhäusern ableisten. Sie werden auch ermutigt, Kliniken auf Gemeindeebene zu führen. Momentan versorgen die Gesundheitszentren der meisten chinesischen Gemeinden ältere Patienten im wahrsten Sinne des Wortes auf der Türschwelle und ersparen ihnen so das Gedränge in den großen Krankenhäusern. Solche Dienstleistungen wurden auch ins Versicherungssystem der Krankenkassen integriert: Besucher „bezahlen" die Behandlung der Gesundheitszentren, indem sie ihre Krankenversicherungskarte belasten. „Bekannte Ärzte für Traditionelle Chinesische Medizin wurden dazu ermutigt, private Kliniken in den Gemeinden zu eröffnen; auch diese Art der Behandlung wird von den Krankenversicherungen übernommen", so Zhao Jing, Leiter des Amtes für Chinesische Medizin in Beijing.
Die Sechste Nationale Volkszählung ergab, dass rund 177,65 Millionen Chinesen über 60 Jahre alt sind; das entspricht einem Anteil von rund 13,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Diese Gruppe wird voraussichtlich bis zur Mitte des Jahrhunderts auf ein Drittel anwachsen. Aktuelle Umfragen belegen darüber hinaus, dass fast die Hälfte der über 60-Jährigen allein lebt. Infolge der Ein-Kind-Politik in China müssen heute viele junge Paare gleich vier Elternteile im Seniorenalter versorgen. Eine Last, die personell wie finanziell schwer zu tragen ist. Dennoch zeigen Studien, dass über 90 Prozent der Senioren in China die häusliche Betreuung den Pflegeeinrichtungen vorziehen. Dies spiegelt den weiterhin starken Einfluss und den hohen Stellenwert der Familie in China wider.