Alter beflügelt Innovation
Zhang Qingchang, Vizedirektor des Gemeindebüros in Donggaodi, erläutert das System der Hausbesuche: „Die örtlichen Gemeindedienstbüros stellen Freiwilligengruppen zusammen, die zweimal pro Monat die Senioren besuchen. Die wichtigste Aufgabe der Gruppe ist es, sich mit den Bedürfnissen und Nöten der älteren Menschen genau vertraut zu machen. Die so gesammelten Informationen sind die Grundlage für die Ausarbeitung neuer Dienstleistungen sowie die Ausweitung und Verbesserung der aktuellen Programme".
Die Gemeinde Xiwadi hat bereits im Jahr 2008 den Gemeinnützigen Verein zur Betreuung und Pflege älterer Menschen ins Leben gerufen. Der Verein fußt auf der gegenseitigen Hilfe der Senioren untereinander. Angesichts der besonderen Umstände seiner in die Jahre gekommenen Mitglieder, bestimmt der Verein, wer für welche der sechs verschiedenen Freiwilligen-Dienstleistungen in Frage kommt. Diese reichen von Begleitdiensten wie Einkaufshilfe und Friseurbesuch über Reinigungsdienste für Haus und Wäsche bis hin zu Notfall-Transporten ins Krankenhaus. Manchmal kommen die Freiwilligen auch einfach nur vorbei, um ein wenig zu plaudern, denn sie wissen, dass sich im Herbst des Lebens häufig die Einsamkeit einschleicht.
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Senioren helfen Senioren: Mitglieder des Gemeinnützigen Vereins zur Betreuung und Pflege älterer Menschen in Xiwadi helfen bedürftigen älteren Menschen beim Wäschewaschen. |
Ein weiterer Vorteil, den die Mitglieder des Vereins von Xiwadi genießen, ist der Zugriff auf die so genannten „love banks". Diese „Banken für Nächstenliebe" funktionieren ganz ähnlich wie ein richtiges Kreditinstitut: Nachdem sie fünf Jahre lang „Einzahlungen" in Form von freiwilligen Sozialdiensten getätigt haben, können die Mitglieder anschließend lebenslang auf die Dienste von anderen Freiwilligen zurückzugreifen. Gegen einen Mitgliedsbeitrag von 10 Yuan (etwa 1,10 Euro) kann man rund um die Uhr telefonisch auf die Hilfeleistungen zurückgreifen. Für diejenigen mit finanziellen Schwierigkeiten ist der Beitritt kostenlos. „Neben den Mitgliedsbeiträgen finanziert sich der Verein aus Spenden von den Familien der Mitglieder sowie von Senioren, die unsere Dienstleistungen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht benötigen, dies aber in Zukunft gerne tun möchten. Einige Mitglieder sind auch bereit, größere Summen als Mitgliedsbeitrag zu entrichten. So zahlen manche bis zu 200 RMB (umgerechnet rund 21 Euro)", sagt Xie Weihua, Leiter des Nachbarschaftskomitees und Mitbegründer des Vereins. Die Gebühren und Spenden decken all jene Kosten, die bei Freiwilligenarbeit und Hausbesuchen anfallen.
„Unterschiedliche Gemeinden müssen unterschiedliche Sozialdienstleistungen anbieten – solche, die auf die Bedürfnisse ihrer Einwohner zugeschnitten sind", sagt Xu Gang, Direktor des Seniorenreferats im Gemeinde-Büro Donggaodi. Xu lobt die Initiative des Krankenhauses Nr. 711 zur Einrichtung eines Medizinischen Vorsorgungsteams. Das Team führt kostenlose Gesundheitschecks durch und besucht auch diejenigen, die ans Haus gefesselt sind, oder denen die Fortbewegung im Stadtviertel schwer fällt.
Die Freiwilligendienste sind nur einige der Aufgaben, die von den Gemeindezentren übernommen werden. Im ganzen Land suchen Gemeinden nach neuen Wegen, durch Sozialdienstleistungen das Leben ihrer Einwohner im Seniorenalter einfacher und lebenswerter zu gestalten. Beispielsweise indem sie Räumlichkeiten für gemeinsame Mahlzeiten und Freizeitaktivitäten schaffen. „Letzte Woche hat mich mein Sohn zum Essen in ein nettes Restaurant ganz in der Nähe eingeladen; unser Tisch war gefüllt mit den verschiedensten Gerichten", erinnert sich Frau Yang begeistert. Die Rechnung wurde mit einem von der Regierung ausgestellten Coupon im Wert von 80 Yuan (rund 8,60 Euro) beglichen. Andernfalls wäre der Restaurant-Ausflug für Mutter und Sohn nicht in Frage gekommen. Viele der Restaurants, Waschsalons, Friseurläden und kleinen Geschäfte in den Stadtvierteln Beijings akzeptieren die Coupons, die die Stadtregierung für Bürger über 80 Jahren ausstellt. Einige von ihnen sind auch bereit, ihre Dienstleistungen direkt vor Ort anzubieten: „Für diejenigen mit Mobilitätsproblemen müssen beispielsweise bestimmte Friseure ihren Kunden zu Hause die Haare schneiden", erklärt Sun Xiangting, leitender Angestellter der Gemeindedienst-Station Donggaodi, gegenüber „China Heute". „Dieses Arrangement ist zugleich auch geschäftsfördernd, da diejenigen Dienstleister, die wir für die Hausbesuche auswählen, auf diese Weise viel Werbung für die Qualität ihrer Dienstleistungen erhalten, was wiederum zu ihrer Popularität beiträgt." Die Dienstleister sammeln die Coupons der Kunden und bringen sie zurück zur Gemeindeverwaltung, um sie dort gegen Bargeld einzutauschen.
Einige der Gemeinden in größeren Städten wie Beijing, Hefei und Shanghai gehen noch einen Schritt weiter: Gemeinschaftsküchen versorgen diejenigen, die nicht mehr in der Lage sind, für sich selbst zu kochen; Räumlichkeiten für Gespräche und Austausch mit anderen Senioren helfen, die Zeit zu überbrücken, während die eigenen Kinder arbeiten. Auch dem Wunsch nach Fitness und Unterhaltung kann durch die Einrichtung von Freizeitzentren entsprochen werden. Im letzten Jahr richtete die Gemeinde-Station Nr. 1 in Sanjiaodi, Stadtteil Donggaodi, einen Tischtennisraum ein und auch ein Tischtennisklub wurde gegründet. „Wir suchen nach Möglichkeiten, die Senioren für unsere Tätigkeiten zu begeistern. Es zeigt sich, dass es ein starkes Interesse gibt, im Verein mitzuarbeiten; die Senioren wissen auch, was andere Senioren für Bedürfnisse und Wünsche haben und wie sich diese umsetzen lassen", sagt Xu Gang.