Nächstenliebe auf Raten
Von Zhang Hui
Dank eines ausgeklügelten Systems innovativer Sozialdienstleistungen müssen in China zukünftig weniger Menschen Angst vor dem Älterwerden haben. In Stadtvierteln wie etwa dem Beijinger Stadtteil Donggaodi stehen die Bedürfnisse älterer Menschen an erster Stelle. Donggaodi ist ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung gut durchdachter Sozialdienstleistungen für Senioren. Organisatoren und Freiwillige stellen regelmäßig ihre Kreativität unter Beweis, wenn es darum geht, neue Konzepte für die Betreuung älterer Menschen in ihrem Bezirk zu erarbeiten. Weitgefächerte Programme, wie etwa das so genannte „love banks" (Erklärung s.u.) Programm und gezielt eingerichtete Freiwilligendienste blühen regelrecht auf.
Donggaodi ist einer jener Stadtteile Beijings, in denen die Zahl hilfsbedürftiger älterer Menschen unaufhaltsam ansteigt. Von den rund 51 000 Einwohnern sind rund 29,6 Prozent über 60 Jahre alt; gut 7 Prozent der Menschen in Donggaodi sind älter als 80. Ein durch die öffentliche Hand gestütztes Sozialversicherungssystem greift auf mehreren Ebenen: regelmäßige finanzielle Beihilfe durch die Stadt für diejenigen, die kein Renten-Auskommen beziehen, und Zuschüsse der örtlichen Gemeindeverwaltung für bedürftige Senioren. Für den „pragmatischen" Teil der Hilfeleistungen sind die Sozialstationen zuständig: Begleitpersonen, Reinigungsdienste, Notfalldienste sowie einige weitere kostenlose Dienstleistungen werden von ihnen übernommen. Aber das, was Donggaodi und einige weitere Gemeinden hervorhebt, sind die vielfältigen Freiwilligendienste, welche durch und für die Einwohner organisiert werden. Die umliegenden Sozialdienstleistungsstationen und die Programme, die diese betreiben, ergeben ein zukunftsweisendes Modell effektiver Sozialarbeit.
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Leiter des Gemeindebüros Donggaodi und der Sozialstation Donggaodi besuchen die Rentnerin Yang Xiaozhi. |
Yang Zhixian ist 84 Jahre alt und bekommt keine Rente. Sie lebt allein in ihrer winzigen Wohnung im Stadtteil Donggaodi im Fengtai-Bezirk der Stadt Beijing. Trotzdem hat Frau Yang stets ein Lächeln auf den Lippen. „Ich habe viele Töchter; die jungen Frauen, die in der Gemeindedienststelle arbeiten, das sind alles meine Töchter", sagt sie stolz. Die „Mutter" dieser jungen Frauen hat in ihrem Leben viel durchgemacht. Als vor einigen Jahren ihr Mann verstarb, ließ er die Witwe allein und ohne regelmäßiges Auskommen zurück. Auch von ihrem einzigen Sohn kann Frau Yang nur wenig Unterstützung erwarten. Der 62-Jährige lebt in Folge einer Kindheitserkrankung mit einer Behinderung. Als die Fabrik, in der er arbeitete, schloss, verlor er zudem seine Arbeitsstelle. Das war vor zehn Jahren. Seitdem kann er seine Mutter weder finanziell noch bei der Hausarbeit unterstützen. Bei den Serviceeinsätzen der Mädchen wird „Mutter Yang" jedoch nie vergessen. Die Gruppe, die von der Gemeindedienststelle in Donggaodi zusammengestellt wurde, macht regelmäßige Hausbesuche bei den älteren und bedürftigen Einwohnern des Stadtviertels, ohne dass diese etwas dafür bezahlen müssen.