Vom Ausland lernen
„Die Spenden aus Hongkong und dem Ausland sollten mitberücksichtigt werden“, sagt Chiu Tsang Hok Wan, bekannte Philanthropin aus Hongkong“. Nach dem Wenchuan-Erdbeben erhielt China Spenden in Höhe von nahezu 100 Milliarden Yuan, ein verschwindend kleiner Teil stammte von NGOs aus dem Ausland. Das ist weit weniger als in vergleichbaren Fällen der internationalen Katastrophenhilfestellung.
Chiu Tsang Hok Wan betont, dass China von der Erfahrungen in anderen Ländern lernen sollte, insbesondere von der in den USA praktizierten Spendentransparenz. So vergibt die US-amerikanische Ratingsorganisation an die mehr als 5 300 Wohltätigkeitsorganisationen in den USA Bewertungen von Null bis Vier Sterne. Gleichzeitig veröffentlicht sie eine Top-Ten-Rangliste mit nach verschiedenen Kriterien, unter denen es auch Kriterien über negative Leistungen gibt wie Rabatte aus gesammelten Spenden, finanzielle Instabilität und CEO-Gehälter der leistungsschwachen Wohltätigkeitsorganisationen. Ist die Glaubwürdigkeit einer Wohltätigkeitsorganisation erst einmal in die Kritik geraten, dann wendet sich die spendewillige Bevölkerung von diesen Organisationen ab. Deshalb ist es das Bemühen der Spendensammler, an ihrer Integrität keine Zweifel aufkommen zu lassen. Überdies stehen sie unter strikter Kontrolle der US-amerikanischen Regierung. Sie schreibt vor, dass die Organisationen für jedes Geschäftsjahr die Herkunft von Spenden detailliert anzugeben und Aufwendungen zu berichten haben, damit die Regierung entscheiden kann, ob sie die Bedingungen der Steuerbefreiung erfüllt haben – eine überlebenswichtige Frage für die Entwicklung von Wohltätigkeitsorganisationen. Die Kontrolle ist dabei eine wichtige Garantie für die Transparenz der Organisation.
„Auch von der in Großbritannien gesetzlich vorgeschriebenen Kontrolle von Wohltätigkeitsorganisationen kann man lernen“, fügt Chiu Tsang Hok Wan hinzu. Großbritannien war das erste Land, das die Tätigkeit von NGO-Wohltätigkeitsorganisationen regulierte. Im Januar 2008 veröffentlichte die Charity Commission der britischen Regierung das Gesetz „Wohltätigkeit und öffentliche Sozialhilfe: Kurzgefasster Leitfaden für Wohltätigkeitstreuhänder“. Zusammen mit dem Wohltätigkeitsgesetz aus dem Jahr 2006 gilt es als Meilenstein in der 400-jährigen Geschichte der britischen Wohltätigkeitsgesetzgebung.
Chiu Tsang Hok Wan ist der Meinung, dass China so bald wie möglich ein entsprechendes Gesetz verabschieden sollte, um damit die Standarisierung der Verwaltung, die Transparenz im Spendenumgang und die Handlungseffizienz voranzutreiben. Dadurch werden sowohl der Spendenmarkt reguliert als auch verlässliche Kriterien zum Nutzen und Vorteil der Gesellschaft im Ganzen geschaffen. Die Wohltätigkeitsorganisationen können dann unter den Augen der Öffentlichkeit wohltätige Unternehmungen erfolgreich und auf eine gesunde Art und Weise betreiben.