Und was ist mit den Vätern? Sollte es auch eine „Jury aus Vätern“ geben? Dazu Zong Chunshan: „Mütter besitzen einfach einen feineren Instinkt und beobachten die Dinge umsichtiger. Aber die ,Jury aus Müttern‘ heißt nicht, dass die Väter ausgeschlossen bleiben. Die Bekämpfung der Internet- und Handy-Pornografie erfordert die Kräfte der ganzen Gesellschaft, natürlich auch der Väter.“

Zurzeit fällt die „Jury aus Müttern“ ihre Urteile gemäß den „13 Kriterien über die Behandlung und Reinigung von vulgären Inhalten im Internet“, die u.a. „Fotos und Texte über die Geschlechtsteile und den Geschlechtsverkehr, pornografische Comics und die gehässige Verbreitung von privaten Angelegenheiten anderer Leute“ beinhalten.

Eine Online-Plattform für die „Jury aus Müttern“ wird nun intensiv aufgebaut, über die man Anzeigen einreichen, miteinander kommunizieren und Informationen beurteilen kann.

Was sagen die Jugendlichen?

Der größte Freizeitspaß des 15-jährigen Xu Zhiyong sind die Internet-Spiele. In den Ferien verbringt er fast jeden Tag mehr als vier Stunden beim Surfen. Xu Zhiyong zweifelt an den guten Absichten der „Jury aus Müttern“, weil es eine Generationskluft geben könnte: „Die Mütter der Jury wurden in den 1960er und 1970er Jahren geboren. Viele ihrer Ansichten können wir jungen Leute nicht teilen. Nehmen wir die Internet-Spiele als Beispiel: Viele Mütter sind selbstherrlich dagegen, weil sie glauben, dass die Spiele viele ungesunde Informationen beinhalten. In Wirklichkeit haben sie gar keine Ahnung über die Internet-Spiele – und wollen sich auch nicht damit vertraut machen.“

Für viele Leute ist es fragwürdig, ob die Arbeit der Mütter tatsächlich wirkt.

Sun Yunxiao, Vizedirektor des Chinesischen Forschungszentrums für Jugendliche, ist der Auffassung: „Die ,Jury aus Müttern‘ vertritt die Meinung der Mütter, nicht unbedingt die der Jugendlichen. Unsere Gesellschaft muss die Meinungen der Mütter anhören, aber auch die der Jugendlichen einholen, denn das ist das Recht der Jugendlichen, das man besonders respektieren muss.“

Zong Chunshan meint auch, dass wegen der fehlenden Klassifizierung die Blockierung von pornografischen Inhalten nur eine Alternative sei. Wenn man die Internet-Inhalte einstufen könnte, würde dies zur Verbesserung des Internet-Umfelds für Jugendliche beitragen.