China müsse es gelingen, die Kulturwirtschaft zu einem neuen Standbein des Wirtschaftswachstums zu entwickeln, damit sie eine Stütze für die strategische Anpassung der Wirtschaftsstruktur und eine wichtige Ausgangsbasis für die Veränderung der Art und Weise der Wirtschaftsentwicklung werde, mahnt Kulturminister Cai. Im Hinblick darauf legte die Regierung Aufgaben in vier Bereichen fest: Erstens soll ein System moderner Kulturwirtschaft gestaltet werden; zweitens fordern die Verantwortlichen ein Gefüge, in dem das Gemeineigentum die Hauptrolle spielt und sich gleichzeitig diverse Eigentumsformen entwickeln können; drittens soll das Kulturwesen wissenschaftlich und technisch innovativer werden und viertens will die Regierung den Konsum im kulturellen Bereich kräftig ankurbeln.
Politische Unterstützung spielt wichtige Rolle
Das Kulturministerium arbeite darauf hin, die Verteilung der Standorte der Kulturwirtschaft zu optimieren, erklärt Cai. In den östlichen Gebieten soll die Entwicklung von Comics, kulturellen Feierlichkeiten, künstlerischer Ideenfindung, Internetkulturangeboten und kulturellen Digitalprodukten gefördert werden. Durch diese Bündelung von Ressourcen und Know-how möchte die Regierung die einzelnen Branchen konkurrenzfähiger machen. In den zentralen und westlichen Gebieten soll der Entwicklungsschwerpunkt auf ethnisch-kulturellen Darbietungen, Kulturtourismus, Kunstgewerbe, Malerei und kulturellen Feierlichkeiten liegen. Hierzu müssten Zentren und Städtegruppen aufgebaut werden, die über eine international bedeutende Kultur- und Kreativwirtschaft verfügten, so Cai.
„Wir betrachten bereits seit einigen Jahren den Aufbau des Systems der Investitionen und Geldmittelbeschaffung sowie die Entschärfung von Engpässen bei der Geldmittelbeschaffung als unseren Arbeitsschwerpunkt, sagt Wu Jiangbo, Vizedirektor der Hauptabteilung für Kulturwirtschaft des Kulturministeriums. 2010 hat das Ministerium in Zusammenarbeit mit der Chinesischen Volksbank und anderen sieben ministerialen Behörden ein Strategiepapier zur Wiederbelebung und Entwicklung der Kulturwirtschaft sowie der Förderung durch das Finanzwesen veröffentlicht. Das Dokument bildet grundlegende politische Rahmenbedingung für die Förderung der Kulturwirtschaft durch das Finanzwesen. Parallel dazu beschloss das Steueramt eine Steuerpolitik zur Unterstützung neuer Wirtschaftsformen in der Kulturwirtschaft. Neue Wirtschaftsformen wie Comics und Digitalfernsehen erhalten seither deutliche Steuervergünstigungen.
Und die Branche zieht auch immer mehr private Investoren an: Mei Song, Direktor des Förderzentrums für Kultur- und Kreativwirtschaft in Beijing, sagt, dass es derzeit mehr als 50 000 Kulturunternehmen in Beijing gebe, darunter 8 000 Großunternehmen mit jährlichen Einnahmen von mehr 20 Millionen Yuan (rund 2,4 Millionen Euro). Bis Ende August 2011 wurde für 42 Unternehmen der Branche eine Börsenregistrierung eingeleitet, 120 weitere Firmen stehen in den Startlöchern. Zuvor waren landesweit nur 24 Unternehmen der Kulturwirtschaft an der Börse für A-Aktien notiert.
Auch der Staat greift verschiedenen Zweigen der Branche unter die Arme. Ende letzten Jahres wurde beispielsweise ein Gesetzentwurf zur Förderung des Filmindustrie bekannt gemacht, zu dem nun Meinungen eingeholt werden. Es war das erste Mal, dass ein Gesetzentwurf aus wirtschaftlicher Perspektive und mit Blick auf den Filmmarkt ausgearbeitet wurde. Der Entwurf sieht vor, die Investitionsbeschränkungen für gesellschaftliche Investoren bei Filmproduktionen aufzuheben. Außerdem wurden Fördermaßnahmen zur Entwicklung des Filmwesens in den Bereichen Finanz, Steuer und Geldmittelbeschaffung ergriffen. Es ist das erste Mal in der Geschichte der chinesischen Gesetzgebung, dass für einen einzelnen Wirtschaftszweig ein Gesetz entworfen wurde.
„Die Kulturwirtschaft lebt von Ideen und Innovationen", sagt Xia Xunge vom Forschungsverein für Privatwirtschaft. Deshalb seien die Unterstützung und Förderung durch den Staat sehr wichtig. Nur durch eine tolerante Politik könne die Vitalität der Unternehmen aktiviert werden. „Sonst wagt keiner kühne Projekte und eine Weiterentwicklung. Mit Angst ist keine kulturelle Ideenfindung möglich, das wäre auch das Ende der Entwicklung der Kulturwirtschaft", so Xia.
In Wirklichkeit aber fördern sowohl die Zentralregierung als auch die Lokalregierungen die Entwicklung der Kulturwirtschaft mit großem Eifer und gewähren nicht nur politische sondern auch finanzielle Unterstützung. Gleichzeitig bilden auch private Investoren eine wichtige Stütze der Branche.