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Wang Xisan erblickte 1938 in Beijing das Licht der Welt, wo er auch den Großteil seiner Kindheit verbrachte. Mit 20 begann Wang, malen zu lernen. Dann brach 1966 die Kulturrevolution aus und er wurde in die Heimat seiner Familie, den damaligen Kreis Hengshui (heute Stadt Hengshui) geschickt. Auch auf dem Land ließ Wangs künstlerischer Eifer nicht nach. Einige Jahre später beherrschte er die Kunst des Bemalens von Tabakfläschchen. Seine ersten drei fertigen Exemplare brachte er nach Tianjin und wurden von der Tianjiner Firma für Kunstgewerbe gekauft. Seine Werke fanden großen Anklang. Von da an führte Wang förmlich ein Doppelleben; tagsüber arbeitete er als Bauer auf den Feldern, abends widmete er sich mit Pinsel und Farbe ganz der Innenbemalung der Tabakfläschchen, was ihm auch finanziell großen Auftrieb verschaffte. In einem Jahr nahm er durch die Malerei rund 4000 Yuan für sein Dorf ein, für die damalige Zeit eine beträchtliche Summe. Die Dorfbewohner und auch die lokalen Kader unterstützten Wang und sein kleines Kunstgewerbe, wo es nur ging. Wang begann, Kurse zu veranstalten, bildete selbst Lehrlinge aus und begründete schließlich sogar eine eigene Hebei'er Schule der Innenmalerei für Schnupftabakfläschchen. Seit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik werden die bemalten Tabakfläschchen auch in zahlreichen Ländern Nordamerikas und Südostasiens vertrieben. Die Branche erfuhr einen regelrechten Boom. Heute zählt sie rund 40 000 Beschäftigte und verbucht Jahreseinnahmen von mehr als einer Milliarde Yuan, umgerechnet rund 120 Millionen Euro.

Die Innenmalerei für Schnupftabakfläschchen im Kreis Hengshui verbucht Jahreseinnahmen von mehr als einer Milliarden Yuan, umgerechnet rund 120 Millionen Euro.

Herausforderungen der Moderne

Der Hebei'er Kreis Wuqiang ist eines der vier großen Zentren für die Fertigung traditioneller chinesischer Neujahrsbilder. Die in leuchtenden Farben gedruckten Kunstwerke werden vor allem für das chinesische Frühlingsfest verwendet. Wie viele andere chinesische volkstümliche Künste hat die Anfertigung dieser Bilder eine sehr lange Tradition, die bis in die Yuan-Dynastie (1271 – 1368) zurückreicht. In der Periode unter der Regierungsdevise Kangxi und Jiaqing (1662 – 1820) in der Qing-Dynastie erreichte das Kunsthandwerk seine Blütezeit. Jedes Jahr wurden rund 100 Millionen Neujahrsbilder gedruckt. Für das durch Handarbeit ausgeführte Druckverfahren spielt vor allem die geschnitzte Druckplatte eine wichtige Rolle. Mithilfe der Druckplatte werden zunächst die Grundlinien der Bilder auf das Papier gedruckt. Danach wird den Bildern mithilfe weiterer Druckplatten Schritt für Schritt Farbe eingehaucht. Ein aufwendiges handarbeitliches Verfahren, das viel Präzision erfordert.

Der Wandel der Zeit hat allerdings auch die Bräuche des Frühlingsfests verändert. Die traditionellen Neujahrsbilder sind längst nicht mehr so gefragt, wie sie es früher einmal waren, was das Gewerbe vor einige Herausforderungen stellt. Um das traditionelle Kunsthandwerk vor dem Aussterben zu bewahren, scheut der Kreis Wuqiang keine Mühen. Bereits 1985 gründete man ein Museum für Neujahrsbilder, um Geschichte und Gegenwart der alten Traditionen zu dokumentieren. Für Aufsehen sorgte im Jahr 2003 eine spektakuläre Rettungsaktion: Mitarbeiter des Museums restaurierten gemeinsam mit Mitgliedern des Chinesischen Vereins für Volkstümliche Kunst und Experten aus anderen Landesteilen 159 antike handgeschnitzte Druckplatten aus der Qing-Dynastie sowie der Zeit der Republik China. Man hatte sie zuvor aus einem vom Verfall bedrohten Wohnhaus gerettet. Die Aktion zog landesweit ein großes Medienecho nach sich und wurde zu einem Lehrstück in Sachen Denkmalschutz. Ein positiver Nebeneffekt: Durch die gute Zusammenarbeit mit den Medien rückte die volkstümliche Kunst wieder ins Augenmerk der Öffentlichkeit. Das Interesse an Neujahrsbildern nahm wieder deutlich zu.

Mehr Renommee durch Etablierung von Marken

Kontinuierlich wollen die einzelnen Kreise Hebeis ihrer Kunsthandwerkstradition und den kunsthandwerklichen Produkten nun zu größerem nationalen wie internationalen Renommee verhelfen. Der Kreis Quyang veranstaltet regelmäßig ein Kunstfestival für Steinschnitzerei sowie Wettbewerbe für Bildhauerei. Wuqiang setzt auf eine Intensivierung seines Austausches mit dem Ausland. Dabei hebt das lokale Gewerbe vor allem die handarbeitliche Fertigungsmethode der Neujahrsbilder hervor. Tabakfläschchen mit aufwendiger Innenbemalung gehörten früher zu den Gebrauchsgegenständen der oberen Gesellschaftsschicht, heute sind sie begehrte Sammelobjekte, die auf Auktionen regelmäßig hohe Preise erzielen. In den Städten Hengshui, Shijiazhuang und Beijing gibt es Museen, die auf die Ausstellung der bemalten Tabakfläschchen spezialisiert sind. Vor allem repräsentative Werke der Hebei'er Schule werden dort gezeigt. Im Jahr 2006 wurden die Steinskulpturen und -schnitzereien aus Quyang, die Wuqianger Neujahrsbilder sowie die Tabakfläschchen aus Hengshui außerdem in die erste Reihe des immateriellen Kulturerbes des Landes aufgenommen, was ihren Stellenwert zusätzlich erhöht hat. Durch die Beteiligung der Regierung werden diese volkstümlichen Kulturgüter nun effektiv geschützt.

„Damit sich Produkte aus dem Bereich der volkstümlichen Kultur auf dem Markt etablieren können, bedarf es eines gewissen Renommees. Und vor allem müssen die Menschen erst einmal auf die Produkte aufmerksam werden", erklärt Xin Zhifeng, Vizedirektor der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Stadtregierung Hengshui. An Ideen hierfür mangele es den Verantwortlichen nicht, so Xin, aber sie ließen sich eben nur schrittweise in die Tat umsetzen. „Neujahrsbilder und bemalte Tabakfläschchen waren früher Gebrauchsgegenstände, heute sind sie Sammelobjekte. Aber nur wenn ein Interesse und vor allem ein Bedarf bei der breiten Bevölkerung besteht, können wir marktwirtschaftlichen Erfolg haben. Wir müssen unsere Produkte besser den Bedürfnissen des Marktes anpassen", erklärt Xin. Noch stellt die Verknüpfung traditioneller kunsthandwerklicher Produkte mit den modernen Lebensgewohnheiten eine große Herausforderung für kunstgewerbliche Unternehmen dar.

Jia Jianhui, Vizedirektor des Museums für Neujahrsbilder in Wuqiang, sagt: „Wir haben viele kunstgewerbliche Produkte, darunter touristische Produkte wie etwa Souvenirs entwickelt. Insgesamt gibt es 20 Serien mit über 100 verschiedenen Produkten, darunter Spiegelrahmen, T-Shirts, Tischdecken und Tassen. Wir verwenden Motive und Muster aus traditionellen Neujahrsbildern, um neue Gebrauchsgegenstände zu kreieren. Neben dem ästhetischen Wert haben die Produkte auch einen praktischen Nutzen." Seit einigen Jahren intensiviert das Museum auch die Zusammenarbeit mit externen Unternehmen und liefert ihnen Designs für deren Produkte. Der Wert volkstümlicher Kultur erfährt derzeit eine kleine Renaissance im Bewusstsein der Bevölkerung und auch das Bewusstsein für die Schutzwürdigkeit des traditionellen Kunsthandwerks wächst. Das hat auch die Nachfrage jüngst wieder deutlich zunehmen lassen. Die Wuqianger Neujahrsbilder-Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt und nutzen den Trend, um den alten Brauch des Aufhängens von Neujahrbildern unter jungen städtischen Bewohnern wieder aufleben zu lassen – mit Erfolg.

Die Künstler entdecken außerdem, dass sich der Wert ihrer Neujahrsbilder durch geschickte Vermarktungsstrategien durchaus noch steigern lässt. In der Beijinger Kunstzone 798 beispielsweise würden Neujahrsbilder, die in Wuqiang zum Preis von nur 50 Yuan (rund 5,90 Euro) erhältlich seien, in leicht abgewandelter Form für 500 bis 1000 Yuan (59 bis 118 Euro) pro Stück verkauft, erzählt Jia. „Durch eine einfache Umgestaltung kann der künstlerische Wert enorm gesteigert werden. Das haben viele Künstler erkannt und bemühen sich um entsprechende Veränderungen, ohne jedoch das traditionelle Kerngeschäft zu vernachlässigen", sagt Jia. „Im Großhandel sind Neujahrsbilder mit hohen Auflagen und einfacher Standardqualität noch immer günstig erhältlich, oft schon zum Preis von weniger als einem Yuan."

Wie bei den Neujahrsbildern hat sich auch bei den bemalten Tabakfläschchen eine gestaffelte Preisstruktur herausgebildet. Ganz oben stehen fein gefertigte Meistertücke mit begrenzter Stückzahl, es sind aber auch Massenprodukte zu günstigen Preisen erhältlich, die in großem Umfang produziert werden. So werden einerseits die Profite garantiert, andererseits wird die künstlerische Tradition fortgeführt. Als „Schutz durch Produktion" bezeichnet Ma Shengde, Vizedirektor der Abteilung für immaterielles Kulturerbe des chinesischen Kulturministeriums, diese Vorgehensweise. Ma zollt dem Schutz und der Weiterentwicklung der bemalten Tabakfläschchen hohe Anerkennung. „Industrielle Produktion hingegen ist im Bereich des kulturellen Erbes eindeutig fehlplaziert", sagt er. Sie gefährde die Originalität der Produkte, die bisher durch die Handarbeit garantiert werde. Das Hengshui'er Kunstgewerbe hat damit einen guten Mittelweg gefunden: Es erhält die Produktionstradition und die handwerkliche Essenz des Gewerbes und fördert gleichzeitig die Vitalität des Marktes durch die Entwicklung neuartiger Produkte – eine Strategie, mit der die Verantwortlichen langfristig Erfolg haben dürften.

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