Die Gründung eines eigenen kleinen Bautrupps entpuppte sich als kluge Geschäftsidee. Im Jahr 2007 erhielt Yang dann eine besondere Chance: Die Lokalregierung plante in der Gemeinde Longkang, zu der auch Yangs Heimatdorf gehört, ein „Modellprojekt für den Wohnungsbau im Norden der Provinz Guizhou“ durchzuführen. Die Gemeindeverwaltung vermittelte Yang als erfahrenem Bauleiter eine fachliche Fortbildung für dieses Projekt. Eine einmalige Gelegenheit, wie Yang fand, weshalb er kurzerhand zwei Aufträge zur Restaurierung von Grundschulen in anderen Gemeinden absagte.

Modellprojekt für den Wohnungsbau im Norden der Provinz Guizhou

„Früher wohnten wir hier alle in ebenerdigen Häusern, in denen es im Sommer unerträglich heiß war, im Winter sickerte das Regenwasser durch“, erinnert sich Yang. Das Modellprojekt sah die Errichtung neuer, zweistöckiger Wohnhäuser vor, im Sommer kühl, im Winter trocken und warm. Eine gute Sache für die Dorfbewohner, befand Yang. „Ich habe dann als erstes unser eigenes Wohnhaus umgebaut und renoviert.“ Nach Abschluss der Arbeiten lud der Familienvater die Nachbarn zur Besichtigung ein. Die neue Bauweise stieß auf ein breites positives Echo. Die Dorfbewohner schätzten den großen Wohnkomfort des Neubaus.

Nach dem Abschluss seiner Fortbildung vergrößerte Yang seinen Bautrupp. Bis zu 50 Dorfbewohner, mit mehr oder weniger handwerklichem Ausbildungshintergrund, arbeiteten nun unter seiner Leitung. Etwa einhundert alte Wohnhäuser im Dorf gestaltete man nach dem Wohnungsmodell um und renovierte sie. Die Gesamtbaukosten für ein Modellhaus beliefen sich auf 60 000 bis 70 000 Yuan. Zum damaligen Zeitpunkt lag das durchschnittliche Monatsgehalt eines Bauarbeiters bei 2000 bis 3000 Yuan. Yang Jiazhi blieb nach dem Umbau seines Hauses nicht viel Geld übrig. „In jenem Jahr deckte mein Verdienst gerade so die anfallenden Ausgaben.“

Die Unsicherheit bleibt

Yangs Einkommen zeichnet sich vor allem noch immer durch eines aus: es ist sehr unbeständig. Der 34-jährige ernährt seine Familie zum einen durch die Übernahme kleinerer Bauaufträge, die sein Bautrupp ausführt. Zum anderen hat Yang mittlerweile begonnen, sich mit einem kleinen Transportbetrieb ein zweites finanzielles Standbein aufzubauen. Er hat sich einen LKW zugelegt und einen Fahrer angestellt. Trotz alledem ist Yangs Einkommenssituation weiterhin alles andere als stabil. In beiden Branchen sind regelmäßige Daueraufträge eher die Ausnahme. „Mein Monatseinkommen kann bei guter Auftragslage schon mal bis zu 30 000 Yuan betragen. Bei einer Flaute verdiene ich nur 2000 bis 3000 Yuan. Das sind enorme Schwankungen, die mein Auskommen äußerst unsicher machen“, beschreibt Yang seine finanzielle Situation.

Am meisten Sorgen bereitet dem Alleinverdiener das Risiko von Arbeitsunfällen. „Da die Bauarbeiter in der Regel nur temporär an einem Ort tätig sind und ihre Arbeitsplätze schnell wechseln, lassen sie sich nur schwer gegen Arbeitsunfälle versichern“, erklärt Yang. Und er wird noch deutlicher: „Wenn sich eines Tages unter meiner Leitung ein schwerer Arbeitsunfall ereignet, kann das für mich und meine Familie den Ruin bedeuten.“ Yang Jiazhi leitet seinen Bauarbeitertrupp mittlerweile seit mehr als 15 Jahren. Bei riskanten Arbeiten, wie z. B. bei der Außengestaltung von Häusern, ist er nach Möglichkeit stets persönlich vor Ort.