Zu den Kunstschaffenden in „798“ zählen sowohl weltberühmte Künstler als auch junge Absolventen der Kunstakademien. Professor Sui Jianguo von der Zentralen Akademie für Bildende Kunst war einer der ersten Künstler, die in der Kunstzone ein Gebäude mieteten. Er sagt, die Gebäude hier hätten eine große und geräumige Struktur und der Reflexionsstrahl verleihe ihnen ein starkes künstlerisches Flair, was für Kunstschaffende ein idealer Raum sei.

In der Kunstzone 798 gibt es viele Bildergalerien, so die Beijing Tokyo Art Projects aus Japan, die Red Gate Gallery aus den USA und die Art Seasons Gallery aus Singapur. Das UCCA (Ullens Center for Contemporary Art), das vom Ehepaar Ullens im November 2007 gegründet wurde, zählt zu den größten in der Kunstzone 798. Das 8 000 qm große Zentrum wurde gemeinsam vom französischen Architekten Jean-Michel Wilmotte und Ma Qingyuan, dem Gründer des Shanghaier Architekturbüros Madaspam, entworfen.

Guy und Myriam Ullens sind Belgier. Sie führten früher in Europa und den USA einen Familienbetrieb und machten Geschäfte mit Zucker. Aber sie hatten damit in China keinen Erfolg. Während seiner China-Aufenthalte knüpfte Guy Ullens enge Beziehungen zu vielen jungen chinesischen Künstlern. Früher sammelte er moderne westliche Kunstwerke. Im Jahre 1987 begann er, auf Vorschlag und mit Unterstützung von Kennern, klassischer und moderner chinesischer Malerei größere Aufmerksamkeit zu schenken. Er kaufte zuerst Werke von Ai Xuan und Wang Guangyi, danach Werke der chinesischen Avantgarde. Im Jahre 2002, zwei Jahre nachdem er sein ursprüngliches Familienunternehmen abgetreten hatte, gründete Ullens eine nach ihm benannte Stiftung mit Sitz in Paris. Zunächst war Fei Dawei, ein berühmter Kurator und Gelehrter, Direktor der Stiftung. Basierend auf etwa 2 000 in- und ausländischen Kunstwerken, die das Ehepaar Ullens innerhalb von ca. 20 Jahren gesammelt haben, unterstützt die Stiftung heute planmäßig chinesische Kunst und befasst sich daneben mit Veranstaltungen zur Wohltätigkeit. Gegenwärtig boomt der chinesische Kunstmarkt; die Sammlungen der Ullens von Gemälden von Yue Minjun, Wang Guangyi und Zhang Xiaogang erweisen sich als kluge Investitionen.

Das Porträt vom Ehepaar Ullens am Eingang des UCCA

Mit der zunehmenden Kommerzialisierung der Kunstzone 798 zogen viele Künstler von hier nach Songzhuang und Bei’ao, wo sie sich etwas abseits der großen Geschäftigkeit weiterhin ungestört ihrem Kunstschaffen widmen können. Das heutige „798“ wirkt daher eher wie eine modische Kunstzone für Freizeitgestaltung. Alle Besucher können sich hier an Kunst erfreuen und mehr oder weniger geschmack- und wertvolle Kunstwerke kaufen. Popularisierung von Kunst bedeutet ja keinesfalls die Verneinung von Elitenkultur, sondern nähert die Kunst der Kultur der Bevölkerung an und beeinflusst ihr Leben. Um Kunst zu popularisieren, braucht man einen internationalen Blickpunkt, denn die Kunden kommen ja aus der ganzen Welt.

Das UCCA in der Kunstzone 798 in Beijing