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Lehrerin Liu eröffnet die Stunde und wünscht guten Morgen, die Klasse steht auf und begrüßt sie im Chor. Die heutige Englischstunde soll sich um das Partizip in der englischen Sprache drehen. Dazu wird ein Text aus Kapitel 13 des Lehrbuches gelesen. Thema: Erfolg im Beruf hängt mehr von der emotionalen Intelligenz als vom viel umworbenen IQ ab. Anders als es der erste Blick ins Klassenzimmer vermuten lässt, wartet die Lehrerin für ihre Grammatikstunde mit neuester Technik auf. Ein Beamer wirft ihre Präsentation auf eine Leinwand. Sie ist bunt mit vielen Bildchen oder Fotos zur Auflockerung. Wird bei einer Multiple-Choice-Frage richtig geantwortet, erscheint zur Belohnung ein Smiley auf dem Bildschirm. Es herrscht ein sehr freundlicher Umgangston im Unterricht. Lehrerin Liu spricht fröhlich und engagiert. Sie erzählt mir, dass es ihr sehr wichtig sei, ihren Unterricht interessant zu gestalten, um zu motivieren. Gerade Grammatik fänden ihre Schüler nämlich meist langweilig. Die Schüler wiederum bestätigen mir, dass hier eigentlich fast alle Lehrer so nett seien wie Frau Liu. Ich gebe zu, ich bin überrascht, hatte im Vorfeld die Vorstellung, dass es in chinesischen Schulen ziemlich streng zugehe. Doch die Disziplin im Klassenzimmer scheint völlig ohne Druck zu funktionieren. Die Schüler melden sich nicht, sie werden aufgerufen. Für die Antwort wird vom Platz aufgestanden. In Eigenarbeit sollen die Schüler schließlich für einige Minuten Partizipien in ihren Texten finden und anschießend in kleinen Grüppchen vergleichen. Der Geräuschpegel schwillt damit natürlich an, doch die Schüler drehen sich sofort wieder um und sind still, als die Lehrerin weiter unterrichtet. Ich höre keine heimlichen Gespräche unter Schülern, und das obwohl ich in der letzten Bank sitze, dem Ort im Klassenzimmer, der für kleine Nebenbeschäftigungen global bekannt sein dürfte. Dann reißt mich ein schrill klingender Ton aus meinen Gedanken. Die Stunde ist zu Ende, doch kein Schüler rührt sich, weil Lehrerin Liu noch spricht. Ich denke zurück an endlose Unterrichtsstunden während meiner Schulzeit. Unsere Lehrer hatten größte Mühe, uns nach dem Schulgong im Zaum zu halten. „Ich beende den Unterricht“, war damals ihr verzweifeltes Machtwort, das selten interessierte oder Lacher erntete. Hier scheint das anders. Frau Liu verabschiedet sich für heute und gibt eine Hausaufgabe auf. Etwa eine halbe Stunde täglich, schätzt sie, brauchen die Schüler für ihr Englischpensum. Sie müssen neue Vokabeln lernen, Texte lesen und verstehen oder auch ganze Sätze auswendig lernen. Alles ähnlich der Unterrichtsweise in Deutschland. Zwei Mal pro Semester gibt es dann eine wichtige Prüfung, in der die Schüler bestenfalls 100 Punkte erlangen können. Mit kleinen Tests im Unterricht müssen die Schüler aber immer rechnen. Am meisten Probleme würde ihren Schülern das Sprechen bereiten, so Frau Liu. Bei vier Stunden Englisch pro Woche käme dies einfach zu kurz. Und tatsächlich, die Jugendlichen wirken bei ihren englischen Antworten zumindest sehr schüchtern. Sie sprechen leise. In der letzten Reihe kann ich die meisten nicht mal hören. Vielleicht der große Vorteil, den deutsche Schüler ihnen gegenüber haben. In ihrer Aussprache sind das Deutsche und das Englische natürlich eng verwandt. Für chinesische Jugendliche bedeutet vieles jedoch eine große Umstellung. Keine Grundtöne wie im Chinesischen, keine Ähnlichkeiten mit ihren Vokabeln. Zudem scheint der deutsche Jugendliche der englischen Sprache nicht mal mehr entkommen zu können, selbst wenn er wollte. Radiosender und die deutschen Charts sind gespickt mit englischsprachigen Künstlern. Will man wissen, über was der Lieblingssänger schmachtet, muss man sich schon seine englischen Texte zu Gemüte führen. Tausende deutsche Jugendliche lernen so jeden Tag freiwillig Englisch – ohne es bewusst zu merken.

Schüler in der Pause

Der ganze asiatische Raum hat aber praktisch seinen eigenen Musikmarkt, unzählige chinesischsprachige Künstler und Filme. Ein scheinbarer Nachteil, zumindest hinsichtlich des Englischlernens. Doch die Zeiten ändern sich, die Interessen der Jugendlichen ändern sich. Coole Sängerinnen wie Kate Perry und Lady Gaga, charmante Zauberer wie Harry Potter verdrängen langsam die einheimischen Künstler oder bauen sich zumindest eine gemütliche, eigene Nische. Tradition scheint out bei den Pubertierenden. Nicht mal ihrer für mich wunderschön traditionellen Schule können einige etwas abgewinnen. Die sei nicht modern, sondern alt. Neue Gebäude wären cooler. Diesen Satz hätte auch eine deutsche 16-jährige sagen können. Einen eigenen Kopf haben, alles alte, von den Eltern bejubelte, langweilig finden, das scheint offenbar auf allen Kontinenten gleich. Sind sie sich also gar nicht so unähnlich, deutsche und chinesische Schüler?

Schulhof der Beijinger Mittelschule Nummer 13

 

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