So anders und doch so gleich - Chinesischer Schulalltag aus dem Blickwinkel einer Deutschen
Von Birgit Fischer
Inmitten der traditionellen Hutongs in Beijing stehe ich vor einem geheimnisvollen, roten Tor. Hausnummer 27. Dies ist aber nicht etwa der Eingang zu einem alten Tempelgelände und ich bin auch kein Tourist. Die Tür öffnet sich und man bittet mich auf das Gelände voller traditioneller Gärtchen und Bauten, das jederzeit als Filmkulisse dienen könnte. Dieses versteckte Örtchen birgt, kaum zu glauben, eine Schule. Ich befinde mich in der Beijinger Mittelschule Nummer 13, die es mir heute erlaubt, eine Englischunterrichtsstunde zu besuchen, um mir als Deutsche ein Bild vom chinesischen Schulalltag zu machen.
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Schulgeländer der Beijinger Mittelschule Nummer 13 |
Die erste Prozedur, bevor ich überhaupt das Unterrichtsgebäude betreten darf, ist eine Messung meiner Körpertemperatur. China nimmt das Thema Grippe H1N1 bereits seit mehreren Monaten sehr ernst. Jeden Morgen werden die Schüler nach Grippesymptomen untersucht. Meine Temperatur ist normal, ich darf bleiben und werde zu meiner heutigen Klasse gebracht. Die Klassenzimmer sind klein, ein bisschen kahl und zweckmäßig. Luxus sucht man an den kleinen Einzeltischchen der Schüler vergeblich. Ich schätze, dass sich etwa 45 Schüler im Alter von etwa 16 Jahren eng Stuhl an Stuhl, Tisch an Tisch reihen. Doch irgendetwas stimmt nicht. Und dann fällt es mir ein: Es ist ruhig. Ein paar Dutzend pubertierender Jugendlicher, wie sie in dieser Zahl gar nicht in deutschen Klassenzimmern erlaubt wären, verhalten sich völlig diszipliniert und still. Wäre das in Deutschland auch möglich?
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Klassenzimmer der Mittelschule |