Eine Mischung von Feuer und Meerwasser

Der Roman des chinesischen Schriftstellers Wang Shuo, „Die eine Hälfte ist Meerwasser, die andere Feuer“, hat mich inspiriert, diesem Teil meines Erlebnisberichtes einen ähnlichen Titel zu geben. Die Stadt Neapel stellt eine wundervolle Kombination von diesen anscheinend so gegensätzlichen Naturgewalten dar. Südlich von Neapel befindet sich der aktive Vulkan Vesuv. Es war gerade dieser Vulkan, der vermutlich im Jahr 79 n. Chr. ausbrach und dessen Lavaströme die Stadt Pompeji unter sich begruben.

Teilansicht eines antiken Wohnhauses

 

Die Neapolitaner scheinen sich nicht von dem Vulkan bedroht zu fühlen. Eher genießen sie das auf dem fruchtbaren Vulkanboden gewachsene Obst und Gemüse. Oder wissen sie mit dem Vulkan an ihrer Seite das Leben zu schätzen und jeden Tag wie den letzten Tag nach Herzenslust zu verbringen? Die in der Mentalität der Neapolitaner verwurzelte Leidenschaft ist vielleicht auch ein Geschenk des Vulkans.

Ein erholsamer Spaziergang an der Uferpromenade. Im Hintergrund ist das Kastell dell'Ovo zu sehen

 

Der Golf von Neapel zeigt eine andere Seite der Stadt. Wenn man der Uferstraße entlang spazieren geht, streichelt die milde Luft vom Meer sanft das Gesicht. Wenn man Glück hat, kann man noch frisch gefangene Meeresfrüchte kaufen. Das Meer ist kaum zu hören, weil die Wellen nicht wie anderswo stark an die Felsen schlagen und ein großes Geheul erzeugen wie ein zorniges Monster. In den verborgenen Golfarmen flüstert das Meer wie ein schüchterndes Mädchen. Mit dieser schönen Kombination kann man in Neapel nicht nur Ruhe und Frieden finden, sondern auch durch das lebhafte Leben der Napolitaner sich aufmuntern lassen.