Es ist der letzte Tag der chinesischen Olympischen Spiele und ich werde ihn im Nationalstadion verbringen, bzw. mich im Vogelnest niederlassen. Nein, nicht für die Abschlussfeier habe ich Karten bekommen, sondern für das Marathonfinale der Männer, welches im Stadion – denn 41,5 km der über 42 km Wettkampfstrecke liegen ja außerhalb des Stadions – von einer kleinen Show begleitet, bei der Inline-Skater, Taijiquan-Aktivisten sowie Musik- und Tanzgruppen aufgeboten werden, als befinde man sich inmitten einer Beijinger Parkanlage. Wir nutzen die Gelegenheit, um das Nationalstadion genau unter die Lupe zu nehmen, denn es herrscht freie Platzwahl und auf den ersten zwei Ebenen kann man das gesamte Stadion im Inneren umrunden.

Auf der dritten Ebene, die einem eine wundervolle Aussicht auf das Olympia-Gelände verschafft, fühlt man sich aufgrund der Stahlstreben und Luftschächte wie in einer alten Fabrikanlage, was für mich einen besonderen Reiz hat. Insgesamt scheint im Vogelnest Industriekultur mit Sport- und Naturelementen gepaart. Wir probieren die Aussicht auf das Geschehen im Stadion von den oberen Sitzen und ich bin überrascht, denn ich hätte erwartet, dass man von dort oben die Athleten nur noch als kleine Punkte auf der Laufbahn wahrnehmen kann. Wir aber sehen alles ziemlich genau ohne das in diesem Stadion in diesen Wochen millionenfach verwendete Hilfsmittel eines Objektivs einer Digitalkamera.

Als die Marathonläufer im Stadion ankommen, herrscht beste Stimmung bei Zuschauern und Athleten. Ein andauernder Jubel begleitet Samuel Kamau Wanjiru, der als erster das Ziel erreicht, auf seinen letzten 500 Metern durch das Stadion. Und auch er scheint sichtbar erleichtert, dass alles gut verlaufen ist, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben und dass sie nun zu Ende gehen, die XXIX. Olympischen Spiele.

Lars Mörking 北京 2008年8月24日