Von der U-Bahn werden wir von überaus zuvorkommenden und gut Englisch sprechenden Freiwilligen zur Busstation geleitet. Darüber bin ich sehr erleichtert, denn der direkte Weg auf das Olympische Grün hätte durch riesige Sicherheitsschleusen geführt, vor denen sich bereits lange Schlangen bildeten. Auf den Bus musste man nicht lange warten, jedoch fiel die Orientierung zunächst etwas schwer, denn die Busstationen sind nur in Schriftzeichen und der Umschrift Pinyin angegeben und selbst die chinesischen Namen verraten nicht auf Anhieb, welche Haltestelle an welcher Sportstätte liegt. Eine positive Überraschung ist die Strecke, die der Bus nimmt: Wir fahren u. a. an der Fechtsporthalle vorbei und am Olympischen Dorf. Aus den Wohnungen der Athleten hängen Fahnen der Delegationen… Libanon und Iran sind zu sehen und andere, deren Ursprung ich nicht kenne, weil sich meine Unwissenheit nicht nur über den gesamten arabischen und persischen Raum erstreckt, sondern auch auf große Teile Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. 

Als wir ankommen, regnet es leicht und die Scheinwerfer im Hockey-Stadion sind an, da sich jetzt um 9 Uhr morgens der Himmel erst einmal verdunkelt. Die Helfer vor Ort sind auf das Wetter gut vorbereitet und verteilen Regenschutzjacken an die Zuschauer. Die Getränke sind billig (umgerechnet zwischen 30 und 50 ct. für einen halben Liter alkoholfreie Getränke) und es gibt günstige „Snacks“ wie Chips oder Schokoriegel. 

Die Anlage, auf der das Hockeyfeld liegt, ist temporär beeindruckend. Auf diesem Gelände befinden sich nämlich Stadien, die nach den Paralympics wichtigeren Stadtplanungsprojekten weichen werden. Alles hier ist modern und funktional, selbst die Sicherheitskontrollen hat man schnell und schmerzlos hinter sich. Der Regen macht das Spiel für die Hockeydamen nicht einfacher, denn es kommt vor allem auf Schnelligkeit und Präzision an; auf nassem Grund keine leichte Aufgabe. Neuseeland versucht alles gegen Japan und verliert knapp, Spanien ist dem Gastgeber hoffnungslos unterlegen. Offensichtlich ist: Alle werden nass, alle haben Spaß.  

Abends geht es dann noch in das „Austria House“, welches ebenso wie das „Suisse House“ für die Zeit der Olympischen Spiele eingerichtet wurde. Dort gibt es Essen, Trinken sowie österreichische Zeitungen satt und ich führe mir alles nach und nach zu Gemüte. Eines scheint mir anschließend sicher: Das Essen ist wesentlich besser als die Presseerzeugnisse des Landes. Die österreichische Bildzeitung heißt beispielsweise Kronenzeitung und hat als Aufmacher den ersten österreichischen Medaillengewinner Ludwig Palscher zum Thema, der Silber beim Judo erkämpfte. Ich zeige meinem Tischnachbarn das Bild des Salzburgers und mokiere mich über die Art der Berichterstattung, worauf dieser mich darauf hinweist, dass das Objekt der Berichterstattung am Tisch neben mir sitzt. So klein also ist Österreich. Sympathisch. 

Lars Mörking              北京 2008年8月10日