Zhang Ailing durchschaute das Wesen der menschlichen Beziehungen schon im jungendlichen Alter, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass sie in einer unglücklichen Familie aufgewachsen ist. Als sie vier war, hat ihre Mutter sie verlassen und ist ins Ausland gegangen. Mit diesen leidvollen Erfahrungen war ihr schon lange bewusst, wie zerbrechlich anscheinend stabile Liebesbeziehungen sein können.
Xiao Yu, ein Zhang Ailing Fan, hat gleich nach der Veröffentlichung das Buch gekauft. Sie kennt den legendären Lebenslauf von Zhang gut und kann in jeder Figur im Roman eine entsprechende Person im realen Leben finden. Sie ist davon überzeugt, dass Zhang innerlich edel ist: „Zhang hat diesen Roman aus komplizierten Gründen verfasst. Aber sicher ist es kein Racheakt. Obwohl sie als Schriftstellerin sehr rational ist, ist sie trotzdem ein Gefühlsmensch und eine Frau, die ihre Liebesgefühle hingebungsvoll schildert. Frau Zhang betrachtet die Liebe und die menschlichen Beziehungen aus eigener Perspektive. Ich als Leserin werde in ihre Gefühlswelt hineingezogen. Wir sollten nicht in ihrer Privatsphäre herumschnüffeln und den Gerüchten zu viel Aufmerksamkeit schenken. Gerüchte zu verbreiten ist im Vergleich zur Veröffentlichung dieses Romans gegen den Willen von Frau Zhang ein noch schlimmeres Verhalten. Wir sollten vor dieser hervorragenden Autorin mehr Respekt zeigen.“
Am Ende der Geschichte kehrt die Szene wieder zu dem am Anfang geschilderten Morgen zurück und spielt damit auf Samsara an. In diesem herrlichen Frühling entfaltet „Glückliches Zusammensein“ ruhig seine Blümchen und bringt den Lesern, Literaturkritikern und Zhang Ailing ein Gedenkgeschenk mit.
(Kurzbiographie: Zhang Ailing (auch Eileen Chang), geboren im Jahr 1920 als Zhang Ying, zählt zu den modernen Klassikern der chinesischen Literatur. Im Alter von 12 veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichte, in den 1940er Jahren war sie ein Star in der Shanghaier Literaturszene. Die meisten ihrer Werke beschäftigen sich mit zwischenmenschlichen, insbesondere zwischengeschlechtlichen Beziehungen. Ihre Kurzgeschichte „Gefahr und Begierde“ wurde im Jahr 2007 von dem taiwanesischen Regisseur Ang Lee verfilmt und erhielt bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2007 den Goldenen Löwen. Zhang Ailing starb 1995 in Los Angeles. Werke (Auswahl): Gefahr und Begierde, Straßensperre, Spuren einer Liebe, Warten, Liebe in einer gefallenen Stadt.)