Der chinesischen Architektur mangele es bisher an nachhaltigen, kontinuierlichen Gedanken, kritisiert der Architekt. „Es ist schmerzhaft mit anzusehen, dass manche kulturhistorische Relikte durch Immobilienprojekte beschädigt werden.“
Wang Shu hält sich selbst nicht für sonderlich intelligent, zumindest was seinen IQ betrifft. Aber ein wenig Weisheit besitze er, sagt er. Und er scheut sich auch nicht, gegen den Strom zu schwimmen. Vieles, was er in seinem Leben getan hat, fanden die Menschen um ihn herum eher merkwürdig. Zum Beispiel, dass er mit seinem Rucksack drei Monate lang von Dorf zu Dorf reiste, während seine Kommilitonen in der Bibliothek büffelten. Oder dass er Jahrzehnte lang ein und dieselbe Kalligrafievorlage immer und immer wieder nachmalte.
„Unsere Generation hat sich viel mehr Kenntnisse über westliche Länder angeeignet als über China selbst. Wir reden gern über Chinas Traditionen, aber ganz oberflächlich, denn wir wissen kaum etwas darüber“, sagt er. Und vor dem Hintergrund dieser Auffassung mag es auch nicht überraschen, dass im privaten Bücherschrank des Architekten vieles zu finden ist, was rein gar nichts mit seinem Fachgebiet zu tun hat. Die Verleihung des Pritzker-Preises kommentierte Wang mit den Worten: „Mir ist plötzlich bewusst geworden, dass ich in den letzten zehn Jahren vieles verwirklicht habe. Ich bin der festen Überzeugung, dass ehrliche Arbeit zusammen mit Ausdauer zu guten Ergebnissen führt.“ Die Welt darf also gespannt sein, in welches Projekt Wang seine Energie als nächstes stecken wird.