Suche nach der großen Freiheit – Zhai Mo umsegelt als erster Chinese alleine die Welt

Von Lu Rucai

„Malen ist mein Job, Navigation mein Hobby“, sagt Zhai Mo auf die Frage, welchem Beruf er denn nun eigentlich nachgehe. Von Januar 2007 bis August 2009, in einem Zeitraum von zweieinhalb Jahren, hat Zhai als erster Chinese alleine mit einem nichtmotorisierten Segelboot die Welt umrundet. 2009 wurde Zhai deshalb von seinen Landsleuten zu einem der zehn Menschen gewählt, die China am meisten bewegt haben. 2011 war sein Konterfei im Dokumentarfilm „Nationales Image – Persönlichkeiten“ auf dem New Yorker Times Square zu sehen.

Zur Zeit bereitet sich der 44-Jährige auf seine zweite Weltumsegelung vor. Diesmal allerdings nicht als Einzelkämpfer, sondern als Leiter eines 100-köpfigen Teams. „Jeder der Teilnehmer brennt auf das Projekt. Mein Wunsch ist es, ihnen eine Plattform zu geben, damit alle ihren Traum verwirklichen können“, so Zhai.

„Allein mit vollen Segeln um die Welt“: Abenteurer Zhai Mo hat als erster Chinese allein die Welt umsegelt.

Vom Maler zum Weltumsegler

Der 1,85 Meter große Zhai hat lange Haare. Von Kopf bis Fuß strahlt er die Unbändigkeit und Ausgelassenheit eines Künstlers aus. Ohne seinen muskulösen Körperbau würde man auf den ersten Blick wohl kaum auf die Idee kommen, dass dieser Mann alleine die Welt umsegelt hat.

1968 erblickte Zhai als sechster Sohn seiner Eltern in der ostchinesischen Provinz Shandong das Licht der Welt. Er war ein kränkliches Kind, litt oft an Krankheiten. Sein schweres Asthma hinderte ihn daran, Sport zu treiben und mit seinen Altersgenossen draußen ausgelassen herumzutoben. „Ich denke nur ungern an meine Kindheit zurück. Damals war ich schwach und sehr isoliert, ich hatte starke Minderwertigkeitsgefühle. In meinem Unterbewusstsein arbeiten diese Erinnerungen noch immer und blitzen manchmal auf, zum Beispiel, als ich den Äquator überquert habe, oder mutterseelenallein über den stillen Ozean geglitten bin, vor allem dann, wenn über mir nichts war als grenzenloser Sternenhimmel“, schrieb Zhai in seiner Autobiographie „Alleine mit vollen Segeln um die Welt“ . Sobald die Schule aus war, musste Zhai alleine zuhause bleiben. Vielleicht entwickelte er deshalb sein Interesse am Malen. Der Vater erkannte sein Talent und förderte ihn. Nicht zuletzt dank der großen Unterstützung des Vaters erhielt Zhai 1985 die Zulassung für die Shandonger Kunstakademie, er begann Ölmalerei zu studieren.

Vier Jahre später machte er seinen Abschluss. Den Arbeitsplatz, den man ihm nach dem Studium zuteilte, schlug er kurzerhand aus und machte sich stattdessen auf den Weg nach Südchina, in die Stadt Zhuhai in der Provinz Guangdong, um im Filmstudio der Stadt zu arbeiten. Mit großem Ehrgeiz eignete er sich praktisches Wissen im Bereich Fotografie, Dekoration und Gestaltung von Werbeplakaten an. Zehn Jahre war er in diesem Bereich tätig.

Abschiedsschnappschuss mit Freunden in Kapstadt: „Mit dem Schiff kann man ganz einfach die Sitten und Gebräuche der Menschen in anderen Teilen der Welt kennen lernen“, schwärmt Zhai