Der überwiegende Teil der heutigen Kursteilnehmer gehört zur Generation der 1950er oder 1960er. Es handelt sich um Kader auf Provinz- bzw. Ministerialebene oder auf Ebene der Hauptabteilung eines Ministeriums, deren Weltanschauung vor allem durch die Periode der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik in den 1980er Jahren geprägt wurde. „Durch ihre theoretischen Studien identifizieren sie sich zwar stark mit den Regierungskonzepten der Kommunistischen Partei. Aber es mangelt ihnen an Grundlagenausbildung; insbesondere bei den Fremdsprachenkenntnissen gibt es Defizite", so Xie. Über die neue Generation von Kursteilnehmern sagt Xie, selbst Jahrgang 1963: „Viele der Kader, die in den 1970er Jahren geboren wurden, haben heute wichtige Posten inne. Reform und Öffnung setzten ein, als sie noch Kinder waren und gerade begannen, die Welt zu begreifen. Kader dieser Generation haben eine vollständige Hochschulbildung, eine breite Weltsicht und auch bessere Fremdsprachenkompetenzen. Sie bringen mehr neue Ideen und Konzepte mit."
Seit 2011 werden Kurse für jüngere Kader und Kader mittleren Alters veranstaltet, den hoffnungsvollen Nachwuchs der Partei. 60 Prozent dieses Teilnehmerkreises haben einen mit dem deutschen Magister vergleichbaren Abschluss. Um dem veränderten Fortbildungsbedarf dieser neuen Generation jüngerer Kader zu begegnen, hat sich auch die Parteischule höhere Fortbildungsziele gesteckt: Den Kursteilnehmern werden nicht nur Fachkenntnisse im Bereich Technik und Verwaltung vermittelt, sondern auch gesellschaftliches Wissen. Hier setzt die Schule vor allem auf das Lernen über Fallstudien. Mit Blick auf den Aufbau des Sozialismus chinesischer Prägung werden ausgewählte Themen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Theorie und Parteiaufbau behandelt. Zu wichtigen theoretischen und schwierigen praxisbezogenen Fragen gibt es zusätzlich gesonderte Lehrveranstaltungen.
Beim Unterricht für Kursteilnehmer, die sowohl über eine Hochschulbildung als auch über reiche Praxiserfahrung verfügen, wird auch die historische, internationale und praxixbezogene Dimension bei der Vermittlung der Lehrinhalte einbezogen. „Es ist schwerer, an der Parteischule zu lehren als an anderen Hochschulen", sagt Xie. „Hier lassen sich die Kursteilnehmer nicht einfach von einer Ansicht überzeugen."
Verbindung von Theorie, Geschichte und Praxis
Jedes Jahr werden mehr als 3000 Kader an der Parteischule geschult bzw. fortgebildet. Die Unterrichtsräume sind mit modernster Technik und Multimediaanlagen ausgestattet und auch die Lehrinhalte sind auf dem neusten Stand. Die Kurse stellen eine Melange aus Theorie, Geschichte und Praxis dar.
Für Kader aller Ebenen gehört die Teilnahme an Schulungen der Parteischule während ihrer Amtszeit zum Pflichtprogramm, so schreibt es das Zentralkomitee vor. Auf diese Weise sollen die Teilnehmer ihre Qualifikationen erhöhen und ihr Verständnis der Richtlinien und der Politik des Zentralkomitees vertiefen. Für Kader auf Provinz- bzw. Ministerialebene oder auf Ebene der Hauptabteilung eines Ministeriums sind dreimonatige Fortbildungen vorgesehen. Das Programm ist angesichts der Kürze straff: zahlreiche spezielle Fragestellungen werden behandelt. Auf dem Stundenplan stehen beispielsweise Themen wie die Veränderung der Art und Weise der Wirtschaftsentwicklung, die Erweiterung der Inlandsnachfrage, die Internationale Finanzkrise und ihre Bewältigung, Lebenshaltung und sozialer Aufbau, gesellschaftliche Stabilität in der Übergangsperiode, unerwartete Zwischenfälle und Krisenmanagement, Erfahrungen der Partei mit dem Regieren und Aufbau der Fähigkeit zum Regieren, Arbeit der Partei für die Volksmassen, Kulturaufbau und Reform des Kultursystems sowie die Veränderung des Gefüges der internationalen Wirtschaft und Politik und die Anpassung darauf. Junge Kader und Kader mittleren Alters besuchen die Kurse für sechs bis zwölf Monate.
Zu den Kerninhalten der Kurse zählen Theorie und Parteigeschichte. „Für mittel- und hochrangige Kader ist es ungeheuer wichtig, die Parteigeschichte besser kennen zu lernen", sagt Xie. „Erstens können sie dadurch ihre theoretischen Kenntnisse vertiefen: Theorien wie die Maozedong-Ideen, die Deng Xiaoping-Theorie, Gedanken des „dreifachen Vertretens" oder das wissenschaftliche Entwicklungskonzept sind eine theoretische Essenz, die sich aus der historischen Entwicklung herausgebildet hat. Es sind kostbare Lehren aus der Praxis. Durch den historischen Bezug gewinnt man tiefere Erkenntnisse. Zweitens kann man aus den historischen Erfahrungen der Partei und den Erkenntnissen führender Persönlichkeiten lernen, etwa aus den strategischen Gedanken Mao Zedongs, dem Geist der Sachlichkeit Deng Xiaopings sowie den hohen moralischen Eigenschaften von Zhou Enlai."
Um die Fähigkeit der Kader zum strategischen Denken und zur Erfassung der Gesamtlage zu fördern sowie ihre globale Sichtweise zu stärken, veranstaltet die Parteischule spezielle Kurse etwa zu „Strategischem Denken und Führungsfähigkeiten" oder „Strategischem Handeln". Spitzenpolitiker sowie Abteilungsleiter der Regierung halten im Rahmen der Veranstaltungen Gastvorträge zur nationalen wie internationalen Lage, referieren über Innen- und Außenpolitik. Zusätzlich sprechen renommierte Experten regelmäßig über neue globale Entwicklungen in den Bereichen Wirtschaft, Rechtssystem, Wissenschaft und Technik, Militärwesen, Politik, gedankliche Strömungen, Kulturwissenschaft und Religion. Die Lehrinhalte werden jedes Semester aktualisiert.
Für die führenden Kader aus den Provinzen und Ministerien wird außerdem seit neun Jahren jedes Jahr im Februar ein Zusatzseminar zu einem speziellen Thema veranstaltet. Dieses Seminar spielt seit einigen Jahren eine immer wichtigere Rolle. „Die Veranstaltung ist äußerst prominent besetzt. Fast alle führenden Kader des Zentralkomitees nehmen in der Regel daran teil", erklärt Xie. „Es kommen auch Leiter aus verschiedenen Bereichen. Manche von ihnen halten Vorträge und an diese schließen Diskussionen an. Die Vorträge und Diskussionen drehen sich um zentrale Themen der Partei und des Staates. 2010 wurde beispielsweise über „Gesellschaftliche Verwaltung und deren Erneuerung" gesprochen. In letzten Jahren standen außerdem Themen wie das Finanzwesen, wissenschaftliche Entwicklungskonzepte und die Veränderung der Art und Weise der Wirtschaftsentwicklung auf dem Programm. Kurz nach Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation gab es ein Seminar zum Thema WTO." Bei dem Seminar gehe es um weit mehr als gewöhnliches Lernen, so Xie. „In diesem Seminar werden den Kursteilnehmern neue Dinge über das Zentralkomitee und dessen Arbeit vermittelt. Ziel ist es, ein gemeinsames Verständnis zu erlangen und auf Grundlage der Vereinheitlichung der Gedanken neue Ideen und Pläne des Zentralkomitees in die Praxis umzusetzen. Von daher spielt das Seminar eine sehr wichtige Rolle."
Neben der Erörterung theoretischer, geschichtlicher und gesellschaftlicher Fragen stehen an der Parteischule auch Kurse über traditionelle chinesische Kultur, Werte und Moral, psychische Anpassung, das Abhalten von Pressekonferenzen und den generellen Umgang mit den Medien auf dem Programm. Fakultativ können weitere Kurse, etwa zum Thema Film besucht werden.
