[中文] [English] [Español] [عربي] [Français]

Schreiben
Sie bitte an uns!
Friendly Links:
China.org.cn
Beijing Rundschau
Radio China International
China im Bild
Konfuzius-Institut Düsseldorf
www.Chinafreunde.de
www.gdcfsiegen.de
http://www.chinaseiten.de

 

Bedarf an Chinesischkenntnissen sprunghaft angestiegen

„China heute“: Sie sind ein bekennender Liebhaber chinesischer Literatur, A Cheng, Liu Zhenyun und Mo Yan gehören zu Ihren Lieblingsautoren. Was fasziniert Sie an deren Werken?

Kahn-Ackermann: A Cheng halte ich für einen der wichtigsten Autoren nach der Kulturrevolution, ja vielleicht sogar den wichtigsten chinesischen Schriftsteller des gesamten 20. Jahrhunderts. Ich habe mich mal daran versucht, eines seiner Bücher zu übersetzen, bin aber kläglich gescheitert. Denn ein Großteil des Charmes seiner Werke liegt in der Wahl seiner Worte. Er verwendet eine sehr einfache Sprache, um seine Geschichten zu erzählen. Die Geschichte der modernen, chinesischen literarischen Sprache ist noch sehr jung, es gibt sie erst seit etwa 1919 nach der Bewegung des 4. Mai. Danach hat es alle möglichen Arten von Experimenten damit gegeben. Dazu zählen auch die Werke von Lu Xun. Sprachlich gesehen muss man Lu Xuns Versuche sicherlich als missglückt bezeichnen. Besser haben sich da Schriftsteller wie Ba Jin und Mao Dun geschlagen. Ihnen ist es gelungen, die chinesische Sprache quasi zu verwestlichen. Woran liegt es, dass Ba Jin auch uns westliche Leser so in seinen Bann zieht? Weil seine Werke sich eben leicht lesen! Seine gesamte sprachliche Struktur ist in großem Maße westlich beeinflusst. Es ist Literatur im westlichen Stil, nur eben in chinesischer Sprache. Im Vergleich dazu sind Lu Xuns Werke sprachlich wesentlich weniger eingängig. Auch A Cheng hat sprachlich experimentiert; ihm ist es gelungen, die Essenz der ganz gewöhnlichen, modernen Alltagssprache mit der Essenz der Sprache klassischer chinesischer Prosa zu vereinen, während es bei Lu Xun so wirkt, als habe er beides nur nebeneinander gestellt. A Chengs „Drei Könige“ („Baumkönig – Kinderkönig – Schachkönig. Erzählungen aus China.“, Anm. der Redaktion) ist meines Erachtens sicherlich einer der Höhepunkte der chinesischen Literatur. Das Werk gehört zum Besten, was die chinesische Literatur des 20. Jahrhunderts zu bieten hat. Genau genommen lassen sich in Chinas moderner Literatur zwei Hauptströmungen unterscheiden: Zum einen die Autoren um Lu Xun und A Cheng, die den Esprit der klassischen chinesischen Literatur genutzt haben, um moderne literarische Werke zu schaffen. Zum anderen Schriftsteller wie Lao She, die für ihre Romane die Sprache der einfachen Leute auf der Straße aufgegriffen haben. Früher zählte Lao She hier zu den wichtigsten Vertretern, heute ist es Wang Shuo. Wang Shuo ist meines Erachtens heute auch ein ganz wichtiger Autor für China.

„China heute“: Wie schätzen Sie das Niveau des Chinesischunterrichts in China im Vergleich zu den Sprachlehrmethoden anderer Länder ein?

Kahn-Ackermann: Insgesamt betrachtet sicher nicht schlecht. Der Chinesischunterricht entwickelt sich ebenso rasant wie China selbst. Chinesischlernen ist in. In Deutschland lernen immer mehr Menschen diese Sprache. Mittlerweile bieten sogar einige Mittelschulen Chinesischunterricht an. Aber mir scheint es trotzdem, als könne die Welt nicht ganz Schritt halten mit der Entwicklung; die Entwicklung der Sprachvermittlung hinkt im Vergleich zur allgemeinen Bedeutungszunahme Chinas deutlich hinterher. Es mangelt an ausreichend qualifizierten Chinesischlehrkräften, am Lehrmaterial und an guten Unterrichtskonzepten. Sicher, die Entwicklung kam sehr plötzlich, weshalb auch der weltweite Bedarf an Chinesischkenntnissen sprunghaft angestiegen ist. Plötzlich will die ganze Welt Chinesisch lernen. Aber der Chinesischunterricht steht noch vor einem weiteren großen Problem. Wenn 100 Menschen Deutsch lernen möchten, dann haben sie im Normalfall alle eine ganz klare Motivation. Vielleicht wollen sie in Deutschland studieren, haben einen deutschen Partner oder wollen mit Deutschen in Kontakt kommen oder einfach Geschäfte machen. Jedenfalls haben sie normalerweise alle ein klares Ziel vor Augen. Nur selten fängt jemand einfach so zum Spaß damit an, Deutsch zu lernen. Wenn jemand Deutsch lernt, dann richtig und solange, bis er sich ausreichend verständigen kann. Beim Chinesischen schwingt da im Moment auch ein gewisser „In-Faktor“ mit. Es ist irgendwie schick, Chinesisch zu lernen. Wenn der Hype dann erstmal irgendwann nachlässt, kann sich das Ganze schnell ins Gegenteil verkehren. Dann ist der große Ansturm erstmal vorbei. Das ist ein großes Problem, auf das sich die Konfuzius-Institute einstellen müssen. Chinesischlerner, die die gröbsten Schwierigkeiten bewältigt haben und sich in China mit den Leuten verständigen, Zeitungen und Bücher lesen können, davon gibt es noch immer nur sehr wenige.

Übergeneralisierungen entgegenwirken

„China heute“: Was zeichnet Ihrer Meinung nach denn guten Chinesischunterricht aus? Wo gibt es da in China bisher noch Nachbesserungsbedarf?

Kahn-Ackermann: Es gibt natürlich kein Patentrezept. Schließlich ist die persönliche Situation jedes Lernenden unterschiedlich, die Schüler haben unterschiedliche Fähigkeiten und Ziele. Von daher ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass der Lehrer seinen Unterricht der konkreten Lernergruppe anpasst. Europäer kommen beispielsweise normalerweise besser mit interaktiven Unterrichtsformen zurecht. Schüler aus Indien oder Lateinamerika haben es oft lieber weniger interaktiv, da sie andere Unterrichtmethoden gewohnt sind. Ihre Vorlieben kommen den traditionellen chinesischen Lehrmethoden deutlich näher. Ein guter Lehrer muss meiner Meinung nach eine gewisse Flexibilität besitzen, was seine Unterrichtsmethodik betrifft. Er muss wissen, mit welchen Methoden er welchen Schüler am besten zum gewünschten Lernerfolg führt.

„China heute“: Immer wieder wird die Wichtigkeit des kulturellen Austausches zwischen Ost und West betont. Wie bewerten Sie den Stand des interkulturellen Dialoges? Wie kann es gelingen, Gemeinsamkeiten zu finden und doch die bestehenden Unterschiede zu akzeptieren? Kahn-Ackermann: Ich halte den interkulturellen Austausch zwischen Ost und West für außerordentlich wichtig. Wenn es hier hakt, kann das für die gesamte Weltgemeinschaft schnell zu einem ernsthaften Problem werden. Nehmen wir zum Beispiel die Konflikte zwischen der westlichen Welt und vielen islamisch geprägten Ländern. Die auftretenden Diskrepanzen sind zu einem Großteil auf kulturelle Konflikte zurückzuführen. Die weltweit führenden Terroristen sind keineswegs ungebildete Bauern, die noch nie im Westen waren. Im Gegenteil: Es handelt sich um arabische Intellektuelle. Viele haben bereits für längere Zeit in einem westlichen Land gelebt, die meisten von ihnen sprechen gut Englisch. Aber sie haben im Westen ein Gefühl der Ignoranz erfahren, sich diskriminiert gefühlt. Der missglückte kulturelle Dialog ist schließlich in einen kulturellen Konflikt umgeschlagen. Für solche Menschen ist es dann sehr einfach, diejenigen aufzuhetzen, die den Westen noch nie gesehen haben. Kultureller Austausch sollte ein echter Dialog, eine echte Zusammenarbeit auf Augenhöhe sein. Es ist aber auch eine Art des Herantastens, es gibt nicht immer nur strahlende Gesichter. Ein solcher Austausch ist alles andere als einfach, und trotzdem eine absolute Notwendigkeit.

„China heute“: Sie leben nun schon sehr lange in China. Wenn Sie einmal die Denkschulen des Konfuzianismus, des Buddhismus und des Daoismus vergleichen, welche spricht Ihnen da am ehesten zu?

Kahn-Ackermann: Ich fühle mich am ehesten zum Daoismus hingezogen, was sicher mit meinem Charakter zusammenhängt. Ich hoffe, dass es mir eines Tages gelingt, zu einem Menschen zu werden, der den Dingen ihren Lauf lassen kann, oder dass ich mich zumindest diesem Ideal annähere. Laozi vertritt meiner Meinung nach Prinzipien, die losgelöst von einzelnen Individuen oder einer einzelnen Gesellschaft gelten und sie passen gut zu meiner persönlichen Lebensauffassung. Wem es gelingt, nach dem Prinzip des Dao zu leben, der ist unglaublich frei. Ich spreche hier von einer inneren, keiner äußeren Freiheit. Ein Gedanke, der mir sehr gut gefällt. Es gibt nicht die eine westliche oder die eine chinesische Kultur, man kann nicht sagen, die westliche Kultur funktioniert so, die chinesische so. Wenn man auf diese Weise argumentiert, landet man schnell bei irgendwelchen Vorurteilen. Die Menschen neigen schnell zu Verallgemeinerungen. Genau genommen, können wir heute zum Beispiel die Denkweise von Konfuzius gar nicht mehr richtig nachvollziehen. Alle Untersuchungen und Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet wurden von Menschen aus unserer modernen Zeit durchgeführt, die mit ihren Augen sehen. Wir können einen Westler, der im Mittelalter gelebt hat, nicht ohne Weiteres mit einem Westler aus der Moderne über einen Kamm scheren. Es handelt sich um zwei völlig unterschiedliche Denkweisen. Jede Art von Kultur hat ihre ganze eigene Geschichte, ihre eigene Entwicklung und ihre ganz eigene Veränderung durchlebt. Bis zur Yuan-Dynastie (1279-1368) war China stets ein buddhistisch geprägtes Land. Wie viel Buddhismus finden Sie heute noch in China? Natürlich spürt man den Einfluss noch an einigen Stellen. Chinas neue konfuzianische Schule, die konfuzianische Schule um Zhu Xi aus der Zeit der Song-Dynastie (960-1279), weist sicher große Unterschiede zur klassischen konfuzianischen Schule auf. Wenn man also gewisse Probleme diskutiert, muss man vorher ganz klare Grenzen ziehen, um ganz sicher zu sein, dass man Verallgemeinerungen möglichst vermeidet. Der interkulturelle Dialog ist eben genau ein Weg, um derartigen Übergeneralisierungen entgegenzuwirken. Wie auch in China, finden sich auch im Westen alle Arten gedanklicher Strömungen, auch eine Denkschule, die der von Konfuzius sehr nahe kommt. Natürlich gibt es so etwas wie einen Mainstream, der eine wichtige Rolle spielt. Aber je mehr man sich mit der westlichen Kultur beschäftigt und sie analysiert, wird man feststellen, dass es auch im Westen all das gibt, was wir in China finden, und umgekehrt eben auch.

   nach oben   1   2   3   nach unten  

    Herzlich willkommen zur ersten Nummer des Online-Magazins China heute!
    downloaden
    Bildung und Kulturmehr
    Gesundheitmehr
    Reisenmehr
    Xiqing-Tourismusfest für Folklore in Yangliuqing

    Um die aufblühende Geschäftsszene zu fördern und die Sitten und Gebräuche der früheren Bewohner der alten Gemeinde Yangliuqing zu vergegenwärtigen, wird diese touristische Veranstaltung vom Büro für den Fremdenverkehr der Stadt Tianjin und der Volksregierung des Bezirks Xiqing gemeinsam organisiert.
    Städtemehr
    Schreibwerkstattmehr
    Address:Baiwanzhuang Dajie 24, 100037 Beijing, VR China
    Fax: 86-010-68328338
    Website: http://www.chinatoday.com.cn
    E-mail: chinaheute@chinatoday.com.cn
    Copyright (C) China Today, All Rights Reserved.