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„Chinesisch ist schick“ – Ein Interview mit Michael Kahn-Ackermann

Als Michael Kahn-Ackermann im April dieses Jahres sein Amt als Leiter des Goethe-Instituts Beijing niederlegte, gönnte er sich gerade mal eine kurze Verschnaufpause. Nur einige Tage später trat er seine Stelle als Berater beim Staatlichen Büro für Fremdsprachenunterricht Chinesisch (Hanban) an. Die Institution ist dem chinesischen Bildungsministerium zugeordnet, sie koordiniert und leitet die Konfuziusinstitute in der ganzen Welt und bietet Dienstleistungen und Materialien rund um den Erwerb chinesischer Sprach- und Kulturkenntnisse an. Seitdem er die neue Stelle angetreten hat, scheint Kahn-Ackermann gefragter denn je. Immer wieder klingelt das Telefon, während wir mit ihm sprechen, nebenbei flechtet der Tausendsassa noch einen Besucher ein. Wer den China-Experten und bekennenden Liebhaber chinesischer Sprache und Kultur einen Vormittag begleitet, wird feststellen, dass oft noch nicht einmal Zeit für ein Glas Wasser bleibt.

Chinesisch drückt selbst kleinste Gefühlsnuancen präzise aus

„China heute“: In diesem Jahr wird der internationale Chinesisch-Wettbewerb „Chinese Bridge“ (chinesisch: Hànyǔ qiáo汉语桥), bei dem ausländische Studenten ihre Chinesischkenntnisse messen, bereits zum vierten Mal ausgetragen. Kommt das sprachliche Kräftemessen bei den westlichen Lernern überhaupt an?

Kahn-Ackermann: Und ob! Ich bin in diesem Jahr zum ersten Mal als Juror bei dem Wettbewerb dabei und schäme mich richtig. Wenn ich selbst teilgenommen hätte, wäre ich sicher schon in einer der ersten Runden rausgeflogen. Die Teilnehmer werfen da teilweise mit exotischen Sprichwörtern und Idiomen um sich, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Ob und wenn ja, wie gut ein Ausländer die chinesische Sprache beherrscht, ist für Chinesen eine ganz wichtige Sache. Chinesisch zu lernen bedeutet in die chinesische Kultur einzutauchen, eine völlig andere Kultur. Die Chinesen haben ein ganz ausgeprägtes Gefühl der Eigentümlichkeit, was ihre Kultur betrifft. Den Westlern ist das längst nicht so wichtig. Sie denken sich: „Okay, dein Deutsch ist wirklich gut, na und?!“ Das Chinesische ist eine Sprache, die von ihren Idiomen und Sprichwörtern lebt. Sie weist quasi keine Grammatik auf, es gibt so gut wie keine grammatischen Regeln. Man kann zum Beispiel sagen: „Lai le ni“ („Kommen – Vergangenheits-Marker – du“, etwa „Du bist gekommen“ im Deutschen, Anm.d.Ü.). Im Chinesischen ist das eine grammatisch völlig korrekte Äußerung. Mit den lateinischen Grammatikregeln aber lässt sich diese Satzstruktur nur äußerst mühsam analysieren. Im Englischen wäre eine derartige Konstruktion undenkbar! Die westlichen Sprachen sind in relativ feste grammatische Strukturen gepresst. Selbst wenn man die Bedeutung einiger Einzelwörter nicht kennt, ist es meist trotzdem möglich, die Gesamtbedeutung eines Satzes zu erahnen. Im Chinesischen hingegen können einzelne Wörter auf unterschiedlichste Arten verwendet werden. Die Position eines Wortes wird von der Bedeutung, die es ausdrücken soll, bestimmt, nicht von der grammatischen Struktur. Wenn man sich zum Beispiel einmal klassische Tang-Gedichte anschaut, da gibt es keinerlei grammatische Beschränkungen. Deshalb sind chinesische Gedichte eine besonders harte Nuss für ausländische Leser und nur äußerst schwer verständlich. Wenn ich die Bedeutung eines Wortes nicht kenne, kann es im Chinesischen sein, dass ich gleich den kompletten Satz nicht verstehe.

„China heute“: Welchen generellen Unterschied bei der grammatischen Struktur gibt es denn zwischen dem Chinesischen mit seinem Schriftzeichensystem und Sprachen mit Alphabetsschrift?

Kahn-Ackermann: Die Grammatik der westlichen Sprachen basiert überwiegend auf dem Lateinischen. Und dem entsprechend gibt es ein einheitliches Schema, nachdem alle westlichen Sprachen ihre eigene Grammatik analysieren. Auf das Chinesische aber ist dieses Schema nicht anwendbar. Die lateinische Grammatik stimmt einfach nicht mit den Strukturen dieser Sprache überein. Das Vokabular des Chinesischen lässt sich nicht anhand der grammatischen Besonderheiten der einzelnen Wörter kategorisieren, die Unterscheidung erfolgt auf der Bedeutungsebene. Lassen Sie mich ein Beispiel geben: Wir haben alle von klein auf gelernt, in Kategorien wie Verb, Nomen und Adjektiv zu denken. Im Chinesischen aber existieren diese Kategorien in dieser Form nicht. „Er freut sich“, „Bist du fröhlich?“, „Ich mag seine Fröhlichkeit“ – in allen drei Beispielen wird im Chinesischen eine Form verwendet, nämlich das Wort „gāoxìng“. Es kann beliebig als Verb, Adjektiv oder Nomen eingesetzt werden. Für jedes Wort im Chinesischen gilt: die Position ist wichtiger als die Form! Das Chinesische ist hier extrem flexibel und dadurch in der Lage, auch kleinste Gefühlsnuancen sehr präzise auszudrücken. Wir Westler versuchen meist die chinesische Sprache anhand der uns vertrauten Grammatikstrukturen zu erlernen. Das Ergebnis ist nicht selten absolute Konfusion – alles kommt einem irgendwie Spanisch vor. Grammatische Strukturen mögen vielleicht helfen, jedes Wort richtig zu verwenden, aber sie stellen in gewisser Weise auch ein Gefängnis dar, weil man sich nicht von ihnen lösen kann. Es gibt bezeichnender Weise bis heute keine westliche Grammatik für Ausländer, die die Strukturen der chinesischen Sprache vollständig erklären könnte, genauso wenig wie eine Grammatik, die nicht mit der formalen Struktur argumentiert, sondern das Chinesische stattdessen über seine Bedeutungsstruktur erklären würde.

„China heute“: Sie sind von Haus aus Sinologe, haben mehr als zehn Jahre in China gelebt. Wie haben Sie selbst am Anfang Chinesisch gelernt?

Kahn-Ackermann: Ich kam zum ersten Mal 1975 nach Beijing. Damals haben wir mit den Leitartikeln aus der Volkszeitung „Renmin Ribao“ und Zitaten Mao Zedongs Chinesisch gelernt. Ich fand das damals tot langweilig und habe oft den Unterricht geschwänzt und es vorgezogen, mich stattdessen überall ein bisschen umzusehen. Damals hatten die Chinesen noch kaum Kontakt zu Ausländern. Sie waren richtig erschrocken, sobald sie uns sahen und wagten kaum, ein paar Worte mit uns zu wechseln. Das war sicher kein optimales Umfeld für uns, um die Sprache zu erlernen. Unterrichtet wurde nach traditionellen chinesischen Methoden: Wir mussten uns jeden Tag 30 neue Vokabeln merken, ohne Kontext, einfach sture Büffelei. Didaktisch betrachtet ist das sicher die schlechteste aller Methoden. Kein Vergleich also zu den heutigen Lern- und Unterrichtskonzepten, geschweige denn dem Kommunikationsumfeld, das die Lernenden heute in China vorfinden. Heute kommen in China zunehmend interaktive Unterrichtsmethoden zum Einsatz, bei denen die Schüler selbst ihre grauen Zellen in Bewegung setzen müssen. Es läuft nicht mehr nach dem klassischen Prinzip: der Lehrer spricht, die Schüler hören zu und lernen danach stupide auswendig. Die Kommunikationsfähigkeiten der heutigen Austauschstudenten sind deshalb um ein Vielfaches ausgeprägter als unsere damals. Damals studierten so gut wie alle Studenten, die nach China kamen, Sinologie. Heute kommen Studenten aller Fachrichtungen hierher, um Chinesisch zu lernen. Für sie ist die chinesische Sprache nur ein Instrument, in Sachen kulturellem Verständnis sind wir ihnen sicherlich noch ein wenig voraus.

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