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IV.

Um mit einem Wort von Novalis die gegenwärtige Stimmungslage unter chinesischen Germanisten etwa so zu charakterisieren: „Freunde, der Boden ist arm, wir müssen reichlich Samen ausstreuen, dass uns doch nur mäßige Ernten gedeihn. “

 „Der Boden ist arm“ bedeutet also nicht Grund aufzugeben, sondern heißt vielmehr reichlich auszusäen. So wurden in den letzten Jahren die den chinesischen Lesern schon bekannten klassischen Vertreter der deutschen Literatur wie Goethe, Schiller, Heine, Thomas Mann, B. Brecht u.a. neu bzw. in Gesamtausgaben ins Chinesische übersetzt. So wurden nicht wenige Bücher von H.G. Konsalik oder von Johannes Mario Simmel dem chinesischen Leser nahegebracht. So kamen noch Romane von Benjamin von Stuckrad-Barre und Co. dazu. So werden die ganz aktuellen Bücher auf dem deutschsprachigen Buchmarkt der Gegenwart zunehmend auf dem chinesischen verfügbar, indem man hier mit dortigen Verkaufsindizien, mit In- und Out-Tabellen, mit Top-Ten-Listen, mit Bestseller-Spitzenplätzen u.a. arbeitet. So tut z. B. mit der Übersetzung von Elfriede Jelineks Werken die deutschsprachige Literatur in China einen großen Schritt nach vorne. So bringt ein Pekinger Verlag seit 2002 jedes Jahr einen besten deutschen Roman des Jahres heraus, der von einer Jury chinesischer Germanisten ausgewählt und mit einer durchaus markthörigen Form der Besprechung sowie gar mit einer Preisverleihung der öffentlichen Aufmerksamkeit bekannt gemacht wird. In dieser Reihe liegen bisher 8 Romane vor: „Herr Lehmann“ von Sven Regner, „Der irdische Amor“ von Hans-Ulrich Treichel, „Das Tuch aus Nacht“ von Christoph Peters, „Eine Liebe am Tiber“ von Jan Koneffke, „Die Liebesblödigkeit“ von Wilhelm Genazino, „Melnitz“ von Charles Lewinsky, „Die Mittagsfrau“ von Julia Franck und „Ein liebender Mann“ von Martin Walser.

V.

Ob es mit all diesen Bemühungen gelungen ist, die Situation zu verbessern, kann hier nicht mit Sicherheit gesagt werden. Sicher ist, dass dahingehend der Konsens herrscht, dass man immer mehr aus der deutschsprachigen Literatur vermitteln muss, um die chinesische Neugier darauf in etwa aufrechtzuerhalten. Denn das Interesse an deutscher Literatur ist in China nach wie vor vergleichsweise niedrig. Bei 1,3 Milliarden Chinesen hat z.B. jedes Buch aus der oben erwähnten Reihe des besten Romans des Jahres nur eine Auflage von 8 000 Exemplaren, während die Werke Jelineks trotz der Krönung durch den Nobelpreis jeweils lediglich in max. 5000 Stücken gedruckt wurden. Die Leselust der Chinesen hat sich ja gewandelt, die frühere Lesekultur, die das Lesen mit Bildung und mit Sozialisation verbindet, ist heute einer Spaß- und Eventkultur gewichen.

Im Mainstream der Spaß- und Eventkultur will man nämlich „schweres“ nicht lesen, will sich mit „schweren“ Themen nicht auseinandersetzen. Wenn man heute, wo die Kultiviertheit im Sinne von Bildungs- und Kunstbeflissenheit nicht mehr denselben Prestigewert hat wie etwa noch bis zu Beginn der 90er-Jahre, überhaupt noch literarisch liest, liest man meistens nur noch mit Blick auf das Privatvergnügen.

Und diese Lesehaltung zeigt sich u.a. auch gerade an einem deutschen Buch, das eigentlich bei der chinesischen Leserschaft den Durchbruch geschafft hat: Der Vorleser von B. Schlink ist nämlich inzwischen in 2 chinesischen Übersetzungen erschienen und insgesamt sind schon an die 150tausend Exemplare verkauft worden. Nur: der chinesische Leser ist lediglich bereit, ihn als Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe zu lesen: Stellvertretend für chinesische Leser loben nämlich zwei in der chinesischen Öffentlichkeit berühmte Personen, eine Schriftstellerin und ein Universitätsprofessor der chinesischen Literaturwissenschaft, das Buch schlichtweg als ein solches, in dem mit einfühlsamer Sympathie und liebvoller Teilnahme eine Liebe mit Altersgefälle dargestellt werde.

In dieser seichten Lesart liegt die heutige Leselust, was einiges erklärt: Man liest, um auf eine Weise der komplexen Realität fernzubleiben. Man liest, um die komplexe Gegenwart fern von sich zu halten. Man liest in diesem Zusammenhang gern die ausländische Literatur, weil das Fernliegende und das Weitentrückte das Nahe und das Umgebende vergessen macht — das komplexe Leben der Gegenwart wird auf diese Weise harmonisiert.

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