Zu Liu Haisus Meisterwerken zählt die Darstellung des Huangshan-Gebirges. Er bestieg das nebelverhangene Gebirge zehn Mal zwischen 1918 und 1988, zuletzt im Alter von 92 Jahren. Genauso wie er als Bergsteiger Ausdauer und Beharrlichkeit unter Beweis stellte, zeigte Liu Haisu Mut und Unerschrockenheit auch in seiner künstlerischen Karriere.

Chen Yifei

Chen Yifei (1946 – 2005) gilt als der erfolgreichste von allen Malern, die eine Brücke zwischen chinesischer und westlicher Kunst schlugen. Als Armand Hammer, der extravagante US-amerikanische Industrielle und Kunstsammler, 1985 China besuchte, wählte er Chens „Doppelbrücke – Erinnerung an mein Heimatland“ als Gastgeschenk für Deng Xiaoping aus.

Chen Yifei interpretierte in geschickter Weise Harmonie und Eleganz, die Essenz der chinesischen Kunst, mithilfe der westlichen Maltechnik der Ölmalerei. Er erregte erstmals in den 1980ern die Aufmerksamkeit der amerikanischen Kunstkritik nach der Publikation von „Schlendern“ im „Art News“ Magazin. Später produzierte er eine Serie von Musikerportraits, die ihm das Markenzeichen „Romantischer Realismus“ einbrachten. Jedes Einzelwerk der Serie zeigt westliche Künstlerinnen, die Musikinstrumente wie Cello oder Flöte spielen. Der helle Teint und die faszinierende Contenance der dargestellten Frauen vor einem dunklen Hintergrund erzeugen eine fast magisch zu nennende Atmosphäre.

"Zwei Schönheiten" von Chen Yifei

Aufgewachsen in der Küstenstadt Ningbo (Provinz Zhejiang), blieb er auch in seinen Werken dieser wasserreichen Gegend verbunden. Davon zeugen Bilder wie „Alte Brücke“ und „Der Ort, wo ich in meiner Kindheit spielte“ sowie „Der beschauliche Kanal“. Aus einem westlichen Kunstverständnis heraus strahlen diese ländlichen Szenen auf Leinwand eine entrückte Gelassenheit und fast überirdische Schönheit aus. Seine „Alte Brücke“ wurde 1985 von den Vereinten Nationen für das Design eines Ersttagsbriefes ausgewählt.

In den 1990ern erweiterte Chen Yifei sein künstlerisches Spektrum und wandte sich dem Portrait von Frauen in wunderschönen Kostümen der späten Qing-Dynastie zu. Musizierend oder mit einem Fächer wedelnd, vermitteln sie dem Betrachter mit ihrer Gelassenheit und melancholischen Ausstrahlung das Bild einer klassischen Weiblichkeit, die in der hektischen heutigen Zeit kaum noch zu finden ist. Die höchst expressiven Techniken der Ölmalerei verleihen den Bildern Schattierung und Farbreichtum, während die traditionelle ästhetische Betrachtungsweise den fernöstlichen Charakter bewahrt.

Der kommerzielle Erfolg von Chen Yifei entspricht seiner künstlerischen Bedeutung. In den Jahren von 1991 bis 1998 erzielten 33 seiner Werke auf Auktionen einen Wert von mehr als 40 Millionen Yuan, kein anderer chinesischer Maler war in den 1990ern kommerziell erfolgreicher. Im neuen Jahrtausend experimentierte Chen bis zu seinem Tod im Jahr 2005 in vielen anderen Bereichen der Kunst, darunter Film, Mode und Umweltdesign. Als Gründer eigener Unternehmen erwies er sich in geschäftlichen Angelegenheiten genauso geschickt wie mit dem Pinsel.