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Beijing im September 2008 – ein kulturelles Feuerwerk

 

Von Bernhard Gwiggner

 

Männer legen Feuerwerkskörper auf riesigen Papieren aus, ordnen die Feuerschnüre, beschweren zugeschnittene Formen mit Ziegelsteinen und streuen Pulver – dann verschwinden die Männer aus dem Video und kurz darauf brennen die Lunten – es zuckt und knallt, es lärmt und raucht, so dass es eine Freude ist. Kaum ist das Feuerspektakel beendet, werden die Überreste vom Papier genommen und ein neues Kunstwerk ist entstanden.

 

In einer phantastischen Ausstellung im „National Art Museum of China“ in Beijing konnte ich im September 2008 neben den Originalwerken auch deren Entstehung bewundern. Bewundern deshalb, weil die künstlerischen Arbeiten des nunmehr weltweit renommierten chinesischen Künstlers Cai Guoqiang für mich in beeindruckender Weise einen Brückenschlag zwischen traditioneller und zeitgenössischer Kunst herstellen.

 

Bei meinem ersten Besuch in China im Jahr 2002 war die chinesische Kunstszene für einen von außen kommenden Künstlerkollegen wie mich mehr als überschaubar – in den Reiseführern war nichts oder fast nichts darüber zu lesen, wo aktuelle Kunst zu sehen sei (mit Ausnahme der „Red Gate Gallery“ und einer Fotogalerie). Mittlerweile ist ein Boom an China-Kunst losgebrochen, der unüberschaubar und unübersehbar geworden ist. Im weltweiten Ausstellungszirkus tauchen allerdings immer wieder dieselben etwa 20 Namen auf, deren Preisniveau dementsprechend in lichte Millionenhöhen getrieben wurde. Der Boom hat sich seither auch in Beijing materialisiert, indem sich ein aus Zeiten der sowjetischen Unterstützung stammendes Industrieareal zum hippen Kunstviertel gemausert hat: 798, die Nummer der aufgelassenen und nun mit Kunst bespielten Fabrik, steht für ein Gebiet, das rasant an Galerien, Shops, Bars etc. wächst und bereits zum touristischen Highlight geworden ist, weshalb im benachbarten Caochangdi bereits Ausweichquartiere entstehen. Es ist auch höchst an der Zeit für einen kulturellen Riesen wie China, könnte man meinen!

 

Nun bearbeiten viele im Westen erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler chinesische Themen mit bildnerischen Mitteln, die offensichtlich einer Beschäftigung mit europäischer und amerikanischer Kunst geschuldet sind (z.B. Pop-Art, Fotorealismus etc.).

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