Sehr konkrete Vorschläge zur Gestaltung von Chinesisch-Lehrbüchern unterbreitete Dr. Andreas Guder von der Freien Universität Berlin, Vorsitzender des Fachverbandes Chinesisch e.V. In Deutschland benötige man spezifisches Lehrmaterial für drei unterschiedliche Gruppen von Chinesisch-Lernenden, deren Beschäftigung mit dem Chinesischen sich von Lern-Intensität und Zielstellung her deutlich voneinander unterscheiden. Das seien die Studenten der Sinologie, die Studenten anderer Disziplinen sowie die Oberschüler.
Ein modernes, praktisch anwendbares Lehrwerk müsse heute ein zentrales Lehrbuch, ein Übungsbuch, Handreichungen für Lehrer sowie möglichst noch Audio- und Videomaterial umfassen, erklärte Dr. Guder. Bei der künftigen gemeinsamen inhaltlichen Gestaltung sollte unter anderem darauf geachtet werden, nicht nur festgelegte Dialoge anzubieten, sondern den Lernenden genügend Freiraum zu gewähren, um die Sprache schöpferisch anzuwenden. Es müsse erreicht werden, dass die Studenten so früh wie möglich zu einer normalen Konversation befähigt würden. Dabei sei es auch wichtig, in China übliche umgangssprachliche Redewendungen in das Lehrbuch aufzunehmen, damit sich die Lernenden im chinesischen Alltagsleben zurechtfänden. Viele deutsche Studenten, so Dr. Guder, erwarteten von einem guten Chinesisch-Lehrbuch auch Themen zu Besonderheiten der chinesischen Kultur, zum Beispiel über Verhaltensweisen von Chinesen, die von deutschen Gewohnheiten abweichen, oder auch über das Leben der Chinesen in Deutschland. Es gehe dabei nicht um die Wiederholung von in Europa längst bekanntem Wissen über China, sondern um spezifische Informationen für einen harmonischen Umgang mit den Vertretern der anderen Kultur.
Der Vorschlag von Dr. Guder, die chinesische Umgangssprache sowie die Erklärung der Grammatik anhand der Lautschrift Pinyin zu erlernen, initiierte eine lebhafte Diskussion über das Für und Wider eines solchen Vorgehens. Auch zur Behandlung des Wortschatzes, der Aussprache und der Schriftzeichen in künftigen Lehrbüchern unterbreitete Dr. Guder eine Reihe von interessanten Vorschlägen und Ideen. So trat er unter anderem dafür ein, künftig das Schwergewicht mehr auf den Wortschatz zu legen sowie die chinesische Grammatik stärker in Textzusammenhängen zu behandeln.
Im Ergebnis des Meinungsaustausches war allen Teilnehmern klar, dass auf die chinesischen und deutschen Fachleute viel schöpferische Arbeit zukommt. An Ideen zur Gestaltung moderner Chinesisch-Lehrbücher und am Willen, nun das erforderliche Neue tatkräftig in Angriff zu nehmen, mangelt es nicht. Damit ist dieses Symposium zum Ausgangspunkt wichtiger Verbesserungen der Qualität der Chinesisch-Lehrwerke geworden.
Zum Abschluss unterzeichneten die chinesische und die deutsche Seite ein Memorandum über die weitere Zusammenarbeit. Im Herbst nächsten Jahres werden dann bei der nächsten Zusammenkunft Bilanz des bis dahin Erreichten gezogen und die Ergebnisse der gemeinsamen Anstrengungen geprüft. Dann wird Beijing der Tagungsort sein.