Juli 2002
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Sonderberichte

Fünf ungewöhnliche Jahre
Die Judasbaumblüte blüht in der Sonne
Die Judasbaumblüte blüht in der Sonne

Von He Han

1995 verbreitete eine international bekannte Zeitschrift die Prognose, dass Hongkong absterben würde. Man zweifelte damals an Hongkongs Zukunft. Inzwischen ist Hongkong zum Vaterland zurückgekehrt und hat einen friedlichen Übergang hinter sich gebracht. Im Mai dieses Jahres veröffentlichte dieselbe Zeitschrift wieder einen Bericht unter dem Titel: „Wer braucht Hongkong noch?“. Darin wird darauf hingewiesen, dass der Stellenwert Hongkongs als Chinas Tor zur Welt abnehme.

„Wir meinen, es gelte gerade das Gegenteil“, sagt Wu Guangzheng, Vorsitzender des Hongkonger Büros für Handelsentwicklung. Die Fakten auf dem Markt sind nicht zu leugnen. In den vergangenen zwei Jahren hat die Zahl der Büros und regionale Firmenzentralen für das asiatische Gebiet, die amerikanische Firmen in Hongkong errichtet haben, um 33% zugenommen, bei den japanischen Firmen ist die Zahl um 44% angestiegen, bei den australischen Firmen um 53% und bei den europäischen Firmen um 23%. Was ist der Grund dafür? Wu Guangzheng weist darauf hin, dass Hongkong über vorzügliche, konkurrenzfähige Bedingungen verfügt, nämlich eine effektive Geschäftsabwicklung, Steuervorteile und einen großen Markt im Landesinneren. Außerdem gibt es unbehinderten Datenaustausch, sehr mobile Fachkräfte, freie Geldmittelbewegung und freien Außenhandel. Im Jahr 1978/79 war Hongkong die dreiundzwanzigstgrößte Handelskörperschaft in der Welt, und heute ist es bereits auf Platz zehn gestiegen. Der Handelsumsatz betrug drei Billionen Hongkong-Dollar. Neun Sorten von Exportwaren erreichten den 1. Platz in der Welt.

Dem Konzept „Ein Land, zwei Systeme“ entsprechend, folgt die Regierung der Sonderverwaltungszone seit der Rückkehr zum Vaterland dem Prinzip, Hongkong unter Gewährung hoher Autonomie durch Hongkonger verwalten zu lassen. Dabei bleiben die frühere Gesellschafts- und Wirtschaftsform und die frühere Lebensweise erhalten und die Gesetze grundsätzlich unverändert. In den Jahren 1998 und 2000 wurden durch gerechte und öffentliche Wahlen die Abgeordneten des legislativen Rats gewählt. Der höchste Richter am obersten Gerichtshof, Li Guoneng, sagte, dass seit der Rückkehr Hongkongs zum Vaterland die Rechtssprechung immer die Unabhängigkeit bewahrt hat. Im Vergleich zu 1997 hat sich die Zahl der Rechtsfälle, die durch die letzte Instanz behandelt wurden, verdoppelt - das zeigt, dass sich die Einwohner öfter an eine höhere rechtliche Instanz wenden und die Gesellschaft mehr Vertrauen ins Gericht hat.

Die asiatische Finanzkrise von 1998/99 führte dazu, dass Hongkongs Wirtschaft in fünf aufeinander folgenden Quartalen geschrumpft ist. Im Jahr 2000 wurde sie für einige Zeit wiederbelebt, aber 2001 setzte auf einigen Hauptmärkten eine zyklische Strukturanpassung ein, was die Wirtschaftslage wieder verschlechterte. Die Binnennachfrage ließ nach, und die Aktienkurse kamen ebenfalls unter Druck, wovon v. a.die  Immobilienaktien betroffen waren. Experten weisen darauf hin, dass Hongkong für längere Zeit durch wirtschaftliche Schwierigkeiten einer harten Prüfung unterzogen werden wird.

Die Regierung der Sonderverwaltungszone führt eine Finanzpolitik der umfassenden Währungskontrolle durch. Sie verteidigte 1998 mit Erfolg den Wechselkurs des Hongkong-Dollars gegenüber dem US-Dollar und den Hongkonger Finanzmarkt. Außerdem senkte sie zur finanziellen Erleichterung der Bevölkerung mehrmals die Steuern und ergriff nach allen Möglichkeiten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, um die Konkurrenzfähigkeit von Hongkong zu erhöhen und eine langfristige Entwicklung zu gewährleisten. Im Bildungswesen z. B. sind die Ausgaben der Regierung der Sonderverwaltungszone in den letzten vier Jahren im Vergleich zu 1997 jeweils um 46% gestiegen.

Tung Chee Hwa, der als Bevollmächtigter der Sonderverwaltungszone Hongkong für eine weitere Amtsperiode im Amt bleibt, sagte im März dieses Jahres, dass Hongkong im politischen Bereich einen friedlichen Übergang hinter sich gebracht habe, während durch die asiatische Finanzkrise die Finanzordnung in Hongkong stabilisiert wurde. Hongkong ist ein freier Hafen geblieben und erfüllt weiterhin die Funktion eines internationalen Finanz-, Handels- und Schifffahrtszentrums.

Nach einer Statistik des Hongkonger Büros für Finanzangelegenheiten haben zur Zeit über 3200 multinationale Konzerne ihre regionalen Zentralen in Hongkong. Über 100 000 Firmen kaufen für multinationale Supermarktketten im Landesinneren ein, wobei Hongkong als ideales Bindeglied dient. In Hongkong arbeiten 250 000 ausländische Beschäftige. 100 internationale Versicherungfirmen (darunter 11 der 20 weltgrößten ) sind in Hongkong stationiert.

In einem Gutachten vom 14. Mai dieses Jahres stufte die internationale Bewertungsfirma Moody’s  Hongkongs Kreditwürdigkeit hinsichtlich der Devisenreserven und Staatsanleihen als A3 ein, hinsichtlich der einheimischen Währungsreserven als Aa3. Hongkong hat als internationales Finanzzentrum immer noch eine starke Stellung.

In den letzten fünf Jahren sind viele ausgewanderte Hongkonger Einwohner wieder zurückgekehrt. Hongkong zieht mit seiner Dynamik die Welt an. Allein 2001 betrug die Zahl der Besucher 150 Mio. und stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um 4%.

Nach der im letzten Jahr aufgetretenen Rezession betrugen Hongkongs Gesamtexporte im März dieses Jahres 124 Mrd. Hongkong-Dollar, 2,2% mehr im Vergleich zur gleichen Zeit des Vorjahrs. Damit zeigte Hongkong erneut seine Stärke als internationales Handelszentrum. Hongkong als internationales Schifffahrtszentrum wies im April dieses Jahres ein Gesamtgüterverkehrsaufkommen 198 000 Tonnen auf - ein Anstieg um 20,1% innert Jahresfrist.

Zur Zeit verfügen die Hongkonger Reedereien über eine Frachtkapazität von 37 Mio. Tonnen, das sind 7% der weltweiten Kapazität. Die in Hongkong registrierten Tonnen haben sich gegenüber 1997 mehr als verdoppelt – von 5,6 Mio. auf 14 Mio. Tonnen. Das zeigt, dass das Vertrauen der internationalen Reedereien in Hongkong als Eintragungsort ständig wächst.

Am 29. Januar dieses Jahres wurde in Zugaowan das Fundament für das Zusatzprojekt zum Hongkonger Disney-Park gelegt, für das man insgesamt 2,1 Mrd. Hongkong-Dollar eingeplant hat. Der Generaldirektor der Xinde-Gruppe, He Chaoqiong, weist darauf hin, dass die Regierung der Sonderverwaltungszone diese neuen Wirtschaftszweige vorantreibt. Das bildet eine wichtige Triebkraft dafür, dass sich die Situation von Hongkongs Wirtschaft in zwei, drei Jahren zum Besseren wenden wird.

Vor fünf Jahren fand vor der Internationalen Ausstellungshalle auf dem Jinzijing-Platz die Zeremonie der Rückkehr Hongkongs statt. Da glänzte das Hongkong-Wappen mit der Judasbaumblüte in der Sonne. 

Die intelligente und fleißige Hongkonger Bevölkerung setzt gerade das in der Geschichte einmalige Konzept „Ein Land, zwei Systeme“ in die Tat um. Sie meistert wirtschaftliche Veränderungen, stellt sich mutig den neuen Herausforderungen und treibt den Aufbau Hongkongs zu einer reichen, friedlichen, demokratischen und energievollen Stadt voran.

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