Wie
die WTO das Leben des chinesischen Volkes verändert
Von Shen Honglei
Die WTO war eines
der Topthemen auf der vor kurzem abgeschlossenen 5. Tagung des
9. Nationalen Volkskongresses (NVK).
Ministerpräsident
Zhu Rongji wies im Tätigkeitsbericht der Regierung darauf
hin, dass China den Grad der Öffnung nach außen allseitig
erhöhen sollte, um sich an die neue Situation nach seinem
Beitritt zur WTO anzupassen.
Chinesische Experten
sind der Auffassung, dass die Landwirtschaft der am stärksten
vom WTO-Beitritt Chinas betroffene Sektor sein wird. Ein stellvertretender
Gouverneur der Provinz Henan beschäftigt sich persönlich
mit dem Getreideverkauf, weil Henan ein wichtiger Weizen-, Mais-
und Sojabohnenlieferant Chinas ist.
Zahlreiche Direktoren
von High-Tech-Unternehmen denken nun oft danach, wie sich ihre
Firmen im Ausland entwickeln können. Privatunternehmer
im Produktionsbereich finden sich jedoch damit ab, sich auf
Zulieferdienste zu beschränken.


Preissenkungen auf dem Automarkt
Kurz nach dem Beitritt Chinas
zur WTO spürte man schon, dass sich der chinesische Markt unter
der Wirkung einer unsichtbaren Hand drastisch verändert.
Als erste bekam die chinesische
Automobilindustrie die Wucht der neuen Handelsbestimmungen zu
spüren.
Vor
dem WTO-Beitritt Chinas war der chinesische Automarkt in den
Augen ausländischer Autohersteller ein „riesiger Kuchen“.
Im Laufe ihrer langjährigen Entwicklung stand die chinesische
Automobilindustrie stets unter dem Schutz der Regierung. Die
Produzenten brauchten sich damals keine Sorgen zu machen, weil
die hergestellten Autos, ganz gleich ob guter oder schlechter
Qualität, garantiert verkauft werden konnten. Dazu sagte
man zynisch: „Auf diesem Markt kann ein Stein für den
Preis eines Diamanten verkauft werden.“
Eines der wichtigen Resultate
der 15-jährigen Verhandlungen über den Beitritt zur WTO
ist, dass sich China eine Zeit von fünf bis sechs Jahren zur
Regulierung seiner Automobilindustrie gesichert hat. Die Bevölkerung
hingegen sieht dem Ende dieser Frist mit Freude entgegen. Die
preiswerteren importierten Autos können dann auf dem Markt
angeboten und die Preise der einheimischen Autos aufs internationale
Niveau herabgesetzt werden.
Nun kommt aus dem Automarkt
eine gute Nachricht nach der anderen. Als sich die Meldung verbreitete,
der Preis für den Personenwagen „Xiali 2000“ sei von 120 000
auf 97 000 Yuan gesunken, wurden in Shenzhen 27 Wagen diesen
Typus an einem Vormittag verkauft. Der Preis für das Acht-Zylinder-Modell
Rote Fahne CA7460, einen der besten einheimischen Wagen Chinas,
ist um 200 000 Yuan gesunken.
Bei den importierten Wagen sind noch keine
deutlichen Preisreduktionen zu sehen. Doch wenn ihre Preise
in einem Jahr herabgesetzt werden, können die Käufer,
so sagen die Händler zu, die entstandene Preisdifferenz
zurückbekommen.
In
Beijing klagte ein Taxifahrer darüber, dass der Autoverkehr
auf der vierten Ringstraße, auf der er bisher sehr gern
fuhr, jetzt oft stillsteht. Obwohl in den großen Städten
neue Straßen angelegt und alte verbreitert wurden, gilt
der Stau immer noch als große Sorge der Verkehrsämter,
denn der Autobestand wächst schneller, als neue Straßen
gebaut werden. Über 70% der Haushalte in Beijing, Shanghai
und Guangzhou überlegen sich laut einer Nachricht, in fünf bis
zehn Jahren einen Personenwagen zu beschaffen.
Doch ist die Automobilindustrie
nicht die einzige Branche, die Preissenkungen erfuhr. Kurz vor
dem Frühlingsfest, dem wichtigsten Familienfest der Chinesen,
kamen Preisreduktionen auch auf dem Markt für Haushaltsgeräte
vor. Die höchsten Vergünstigungen überschritten bei importierten
Haushaltsgeräten bekannter Marken, die sich bisher einer
Preissenkung standhaft verweigert hatten, die Grenze von zehntausend
Yuan. Die Medien kommentierten dazu: „Die ausländischen
Produkte bekannter Marken richten sich nun auch nach der Marktlage
Chinas.“ Chinesische Markenhersteller wie die Fernsehproduzenten
Skyworth und Kongka haben ihre Preise ebenfalls herabgesetzt.
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