Mit
Brandmarke der Zeit
Anfang
der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts erhielt die Redaktion
einen Brief einer Leserin aus Frankreich, in dem sie erzählte,
dass sie in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts China
Reconstructs abonniert und großes Interesse an China
habe. Die chaotische Kulturrevolution versetzte sie in Verwirrung
und Verzweiflung. Sie habe China Reconstructs nicht
mehr gelesen. Als sie hörte, dass China mit dem zweiten
Langen Marsch (Reform und Öffnung nach außen
Anmerkung der Autorin) begann, abonnierte sie wieder
die Zeitschrift.
China Today lebt in China und
es ist der Zeitschrift natürlich unmöglich, sich den
Realitäten Chinas zu entziehen. Die Einflüsse der
politischen Bewegungen wie Gegen die Rechte, Der
Große Sprung nach vorn und Die Kulturrevolution
kann man an Inhalten der Zeitschrift erkennen. In der Periode
Der Große Sprung nach vorn veröffentlichte
die Zeitschrift zum Beispiel die Artikel In 15 Jahren
Großbritannien überholen und Ein Walzwerk
in der Gasse. Während der Kulturrevolution las man
in der Zeitschrift Artikel wie Was sind Kampf, Kritik
und Reform?, Es lebe der Rebellionsgeist der Roten
Gardisten und Die Rote Sonne leuchtet über
der Beijinger Generaltextilfabrik. Manche Leserbriefe
wiesen darauf hin, dass die Redaktion schon zu weit gegangen
sei. Ein Leser aus Neuseeland kritisierte in seinem Brief an
die Redaktion: China Reconstructs, eine bisher im Ausland
gern gelesene Zeitschrift, veröffentlicht jetzt nur das
Paroleähnliche. Damit werdet ihr bald alle Leser verlieren.
Glücklicherweise
hielten Zhou Enlai und Sung Tjing-ling wissenschaftlich und
vernünftig an dem Grundton der Zeitschrift fest. 1958 ließ
die Redaktion einen Artikel über das chinesische Wohlfahrtswesen
von Sung Tjing-ling überprüfen. Sie fand etwas im
Artikel übertrieben und schrieb einen Brief an die Redaktion,
in dem sie meinte, dass sie den Eindruck habe, alle Probleme
seien gelöst. Der Artikel gebe dem Leser den Eindruck,
dass wir jetzt im Stand seien, Probleme bei jedem zu lösen
und jeder Unerwartetheit gerecht zu werden.
Als China Reconstructs mit der
politischen Situation Schritt halten wollte, teilte Zhou Enlai
über seinen Assistenten seine Meinung mit: China
Reconstructs hat ihren politischen Auftrag schon erfüllt,
wenn sie über den wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau
in China berichtet. Wenn sie zu viel über Politik berichtet,
dann ändert sich ihr eigener Stil und unterscheidet sich
nicht mehr von Volkschina (Vorläufer der englischen Ausgabe
der Beijing Rundschau, einer Zeitschrift über Politik und
Zeitgeschehen Anmerkung der Autorin). Ganz im Gegenteil
führt es zum Negativen.
Bemerkenswert ist es, dass China Reconstructs
während der Kulturrevolution nicht wie viele Zeitungen
und Zeitschriften ihr Erscheinen einstellte. Deshalb hinterließ
sie für die Geschichte der chinesischen Medien für
Ausländer ein nachdenkenswertes Protokoll über diese
Zeit.
Im Verlauf von einem halben Jahrhundert entwickelte
sich die Zeitschrift China Reconstructs zu einem
Magazin mit Ausgaben in mehreren Sprachen. Ins Leben gerufen
wurden die spanische (1962), die französische (1963), die
arabische (1964), die deutsche (1978), die portugiesische (1980),
die chinesische (1980) und die nordamerikanische Ausgabe (1983).
Um die Aktualität der Zeitschrift zu verstärken und
direkt mit den Lesern in Verbindung zu treten, werden die arabische
und nordamerikanische Ausgabe in Kairo bzw. San Francisco gedruckt,
herausgegeben und vertrieben.
In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts
wurde die Reform- und Öffnungspolitik in China eingeführt.
China Reconstructs berichtete von 1980 bis 1982
in einer Serie über die 14 nach außen geöffneten
Küstenstädte. In den späten 80er Jahren veröffentlichte
die Zeitschrift zwei Serien über das Leben des chinesischen
Volks, die eine über das Alltagsleben der einfachen Leute
(vom Frühmorgen bis zur Nacht), die andere über das
Leben von 24 Chinesen (von der Geburt über die Kindheit
und Jugend bis zum mittleren Alter oder sogar bis ins hohe Alter,
einschließlich der Schulzeit, des Berufs- und Pensionslebens).
Eine solche Berichterstattung, die sachlich und menschlich war,
wurde von den Lesern anerkannt. Dadurch erhielten die Leser
einen Eindruck von einem nach außen geöffneten und
fortschrittlichen China.
Ab der ersten Nummer 1990 wurde China
Reconstructs nach dem Vermächtnis Sung Tjing-lings
in China Today umbenannt. Dieser Titel entspricht
mehr der Eigenschaft dieser allgemeinen Zeitschrift über
China und macht die Zeitschrift aktueller. In dieser Zeit vertieft
China seine Reform und erweitert die Öffnung nach außen.
China Today berichtet nach wie vor sachlich und
autoritativ darüber, was sich in China ereignet.
Im Jahr 2000 erfuhr China Today
große Änderungen. Die englische und chinesische Ausgabe
sind nun durchgehend farbig. Alle Ausgaben von China Today
sind online im Internet.
Interessant ist es, dass immer mehr Leser
im Inland China Today gern lesen. Sie betrachten
diese Zeitschrift in mehrsprachigen Ausgaben als ein Mittel,
eine bestimmte Fremdsprache zu lernen und eine ausländische
Kultur kennen zu lernen. Ein neues Zeitalter hat wahrscheinlich
für China Today begonnen, indem sie, während
sie ihren Einfluss im In- und Ausland vergrößert,
eine Brücke für Chinesen schlägt, das Ausland
kennen zu lernen.
Jetzt wissen nur wenige, ob das Hofhaus in
Dacaochang-Hutong Nr. 16 noch besteht, in dem das Büro
der Zeitschrift China Reconstructs in den ersten
Jahren seit ihrer Gründung lag. Schon im Jahr 1958 ist
der Verlag in Gebäude der heutigen Chinesischen Gruppe
für fremdsprachige Publikationen umgezogen. Hier arbeiten
die Redakteure unbeirrt im Medium für Ausländer
dieser Beruf wird jetzt leider nicht mehr so hochgeschätzt
wie früher und berichten mit Eifer und aus Überzeugung
darüber, was in China geschehen ist, und schlagen damit
eine Brücke zwischen China und dem Ausland. In diesem 50-jährigen
grauen Gebäude hat China Today zur Entwicklung
der diplomatischen Beziehungen Chinas mit dem Ausland und der
chinesischen Medien für Ausländer ihre wertvollen
Beiträge geleistet.