In
sechs Jahren fließt klares Wasser nach Beijing

In der Vergangenheit
waren die Beijinger Einwohner lange Zeit von Wassermangel geplagt,
sie wären aber im Traum nicht darauf gekommen, dass ihre
Nachkommen auch heute überall nach Wasser suchen.
Beijing, eine einst wasserreiche Stadt,
leidet zunehmend unter Sandstürmen
Im Südwesten
von Beijing liegt der Yongding-Fluss (der Fluss des Ewigen Friedens).
In der Vergangenheit gab es mehrmals Überschwemmungen,
und so war er ein Schwerpunkt der Hochwasserbekämpfung.
Dieser Fluss entspringt im Kreis Mayi in der Provinz Shanxi.
Da er durch das Löß-Plateau fließt und viel
Löß mitschwemmt, galt er als „der Kleine Gelbe Fluss“.
Ursprünglich trug er den Namen Wuding (Unbestimmtheit), weil
sich sein Flussbett ständig änderte. Im Jahr 1698
wurde der Fluss unter Kaiser Kangxi durch die Anleitung von
Gouverneur Yu Chenglong in großem Umfang reguliert. Dabei
wurde das Flussbett ausgebaggert und Dämme wurden gebaut.
Damit Flutkatastrophen auf Dauer unter Kontrolle gebracht würden,
wurde der Fluss in seinen heutigen Namen umbenannt.
Über den Fluss spannt sich eine Brücke,
die in der Jin-Dynastie (1115–1234) erbaut wurde, - die Lugou-Brücke
(auch Marco-Polo-Brücke genannt) Sie besticht nicht nur durch
eine schöne Architektur, sondern auch durch viele fein
geritzte, lebendige Figuren, die von großem handwerklichen
Geschick zeugen. Die Technik des Brückenbaus war hervorragend.
Die Brücke hat eine Länge von 266 m. Daraus kann man auf
die Menge der Wassermassen von damals schließen. Seit
über acht Jahrhunderten steht sie im manchmal brandenden „Kleinen
Gelben Fluss“.
Bei der Morgendämmerung widerspiegelte
die Wasseroberfläche den am Himmel hängenden Mond.
Der Anblick „Mond auf dem Wasser im Morgenlicht bei der Lugou-Brücke“
zählte seit der Jin-Dynastie zu den acht berühmten schönen
Landschaften in der kaiserlichen Hauptstadt. Bedauerlicherweise
ist der Fluss in den letzten Jahren versiegt. Um diese Landschaft
zu bewahren, baute man notgedrungen am Oberlauf des Flusses
einen Gummidamm, so dass wenigstens ein wenig Wasser unter der
Brücke fließt.
Der Wassermangel zeigt sich nicht nur an der
Lugou-Brücke. Dass die Landschaft an der Lugou-Brücke durch
fehlendes Wasser beeinträchtigt wird, bereitet vielleicht
nicht so viel Sorge; schlimmer ist, dass das Wasser im Alltagsleben
und in der Produktion auch knapp wird. In der Wasserversorgung
ist ein Engpass entstanden. Das haben die Einwohner von Beijing,
wo es einst ergiebige Wasserquellen gab, nicht erwartet. Über
viele Jahre hinweg entwickelten die Beijinger Einwohner die
Gewohnheit, großzügig, ja sogar verschwenderisch mit Wasser
umzugehen. Manche glauben, dass Wasser eine billige Ressource
sei, die unschöpflich ist. Diese Vorstellung ist verständlich,
wenn man daran denkt, dass vor 30 oder 40 Jahren die Wassergebühren
mehrerer Monate nicht so teuer waren wie eine Flasche Mineralwasser
heute.
Um die Einwohner zum Wassersparen zu ermahnen,
erhöhte die Stadtregierung in den vergangenen Jahren mehrmals
den Wasserpreis. Allein von 2001 bis Mitte 2002 ist der Wasserpreis
dreimal gestiegen. Der Preis für Haushaltswasser erhöhte
sich zuerst von 1,6 Yuan pro Tonne auf 2 Yuan und stieg
nach einigen weiteren Monaten auf 2,5 Yuan. Ein Plan zur strengen
Kontrolle des Wasserverbrauchs soll bald zur Durchführung gelangen.
Im vorigen Jahr wurde auf Kosten der Stadt ein neuer Typ von
Wasserhähnen in den Haushalten installiert. Außerdem
wurden neue Kläranlagen errichtet, und der industrielle
Wasserverbrauch wurde einer strengen Kontrolle unterworfen.
Diese Maßnahmen zeitigten gewisse Erfolge, aber die Probleme
konnten nicht grundlegend gelöst werden.
Der Kern des Problems liegt darin, dass im
Norden Chinas ein allgemeiner Wassermangel herrscht. Neben Beijing
sind auch Tianjin, Shijiazhuang, Taiyuan, Xi’an, Jinan und Qingdao
durch Wassermangel betroffen. Das Wasserproblem besteht seit
langem. Was aber den Menschen Sorge bereitet, ist, dass vielen
Bemühungen zum Trotz die Gesamtlage nicht erheblich verbessert
wurde, sondern sich im Gegenteil ständig verschlechtert.
Gerade in dieser Situation wird das schon seit Jahrzehnten diskutierte
„Nanshui Beidiao“-Projekt, durch das Wasser aus dem Süden nach
Norden umgeleitet werden soll, in diesem Jahr nicht nur auf
die Tagesordnung gesetzt, sondern auch in Angriff genommen.

Die Beijinger Einwohner schenken der mittleren
Strecke des Wasserumleitungsprojekts die größte Beachtung
Chinas Wasserressourcen sind ungleichmäßig
verteilt: Der Süden hat viel Wasser, aber wenig Bodenfläche;
der Norden hat hingegen viel Bodenfläche, dafür wenig Wasser.
Das Wasserumleitungsprojekt setzt sich zum Ziel, Wasser aus
dem wasserreichen Yangtse an seinem Ober-, Mittel- und Unterlauf
in den Norden des Landes umzuleiten. Das ganze Projekt umfasst
drei Abschnitte - einen östlichen, einen mittleren und
einen westlichen Teil.
Bei der mittleren Strecke wird Wasser nach
Beijing und Tianjin umgeleitet. Das Wasser wird aus dem Danjiang-Stausee
am Han-Fluss, einem Nebenfluss des Yangtse, durch die Provinzen
Hubei, Henan und Hebei über 1267 km bis nach Beijing geführt.
In das mittlere Teilstück des Projekts werden 116,1 Mrd. Yuan
investiert. Jedes Jahr wird eine Wassermenge von 14,5 Mrd. Kubikmetern
abgeführt, wovon die an den Wasserkanälen liegenden Provinzen
und Städte viel profitieren werden. Das Einzugsgebiet des
Wasserumleitungsprojekts wird eine Entwicklung der Wirtschaft
und eine Erhöhung des Lebensstandards erfahren. Die erste
Bauphase wird voraussichtlich 2010 abgeschlossen. Dann sollte
sich der Engpass in der Wasserversorgung Beijings erheblich
verbessern.
Die Stadt Shiyan, ein guter Wasserlieferant
Der Ursprung des Beijinger Wassers wird im
Stausee Danjiang liegen, der im Bezirk Shiyan in der Provinz
Hubei liegt.
Shiyan
ist eine neue Stadt. Sie ist den Beijingern weniger bekannt
als die von ihr hervorgebrachten Produkte: schwere Dongfeng-LKW
und PKWs der Marke Citroën-Fukang.
Seit einigen Jahren gehört der Citroën-Fukang zu den am
meisten verkauften PKWs in Beijing. Dieses Auto hat sich dadurch
einen Namen gemacht, dass sein Motor auch bei starkem Regen
und Sturm, was in Hubei oft vorkommt, nicht abstirbt. Das liegt
wohl daran, dass die Autobauer in der wasserreichen Region Shiyan
der Verdichtung besondere Aufmerksamkeit schenken.
Shiyan ist eine Stadt mit einer schönen
Umgebung. Sie liegt am Berg Wudang, das Ökosystem ist intakt,
und die Wasserqualität ist vorzüglich. Der Berg ist ein
heiliger Ort des Daoismus und wurde von der UNESCO in die Liste
des Weltkulturerbes aufgenommen. Shiyan ist eine grüne Schatzkammer
und ein Vorbild für die Verbindung von Ökologie und Gesundheitserhaltung
in der Geschichte des chinesischen Umweltschutzes.
1412 setzte der Kaiser 300 000 Arbeitskräfte
für Bauarbeiten am Wudang-Berg ein und verordnete, dass in einem
Umkreis von 100 km kein einziger Baum abgehackt werden darf.
Das schuf eine gute Bedingung für den Umweltschutz am Wudang-Berg.
Seit jeher strebt der Daoismus in China nach einem Leben in
Harmonie mit der Natur. Und er sucht auch nach Wegen, die Gesundheit
zu erhalten und das Leben zu verlängern, und entwickelt
und pflegt die Tradition biologischer Nahrungsmittel. Am Wudang-Berg
gibt es über 1800 Arten von Wildpflanzen, wovon 300 essbare
Wildgemüsesorten sind. Heute bestehen im Bezirk Shiyan Produktionsstätten
für Bionahrungsmittel mit einer Gesamtfläche von 170 000
ha. Darin werden hauptsächlich Tee, Pilze, Mandarinen und
Gemüse angebaut.

Eine neue Art Trinkwasser für die Beijinger
Bevölkerung
Der Stausee liegt an der Mündung des Dan-Flusses
in den Han-Fluss am Fuß des Wudang-Berges. Wasser aus
über 2000 Bächen fließt in den Stausee und gewährleistet
eine gute Wasserqualität.
Der Stausee hat einen 162 m hohen und 2494
m langen Staudamm, und der Normalwasserstand liegt bei 157 m.
Die Höchstkapazität des Stausees erreicht 17 Mrd.
Kubikmeter. Wenn das Wasserumleitungsprojekt in Betrieb geht,
wird der Staudamm voraussichtlich um 14,6 m erhöht, wodurch
der Wasserstand um 13 m steigt und die Kapazität des Stausees
erheblich vergrößert wird. Dafür müssen 200 000 Einwohner
ihren Wohnort verlassen und werden umgesiedelt.
Nach optimistischen Schätzungen von Experten
kann das durch das Projekt umgeleitete Wasser frühestens in
sechs Jahren in Beijing ankommen. Das bedeutet, dass die Teilnehmer
an der Olympiade 2008 in Beijing mit den Beijinger Einwohnern
zusammen das aus der Ferne hergeleitete Wasser trinken können.
Jedes Jahr werden 1,2 Mrd. Kubikmeter Wasser umgeleitet werden,
mit dem vor allem die Bevölkerung versorgt wird. In Beijing
werden mehrere Wasserwerke gebaut, die Endstation der Umleitung
des Wassers ist der Yuyuantan-Park.
Der Chefingenieur des Büros für Wassernutzung
in Beijing spricht begeistert über die Qualität des Wassers
im Stausee Danjiang und sagt: „Man kann sich kaum vorstellen,
was für eine gute Qualität das Wasser aus dem Stausee hat.
Ich habe eine Flasche mit diesem Wasser gefüllt und sie nach
Beijing mitgebracht. Meine Kollegen konnten nicht zwischen Mineralwasser
und dem Wasser aus dem Stausee unterscheiden.“ Man sagt oft,
dass es bei einem guten Tee auf das Wasser ankommt. Für die
Beijinger Einwohner, die gern Tee trinken, ist das sicherlich
eine erfreuliche Nachricht. Was den Wasserpreis betrifft, so
kann er nicht sehr hoch sein und wird etwa bei sechs Yuan pro
Kubikmeter liegen. Für Wasser im Alltagsverbrauch wird er vielleicht
nur vier Yuan betragen. Dieser Preis ist für die meisten Beijinger
Einwohner akzeptabel. Im Vergleich zum abgefüllten Trinkwasser
in Tonnen, für das manche Einwohner jeden Monat einige Dutzend
Yuan bezahlen, ist das Wasser aus dem Stausee Danjiang billig
und bequem zu haben.

Großes Verdienst der Shiyaner Einwohner
beim Umweltschutz
Dass die Beijinger Bevölkerung in einigen
Jahren Trinkwasser von vorzüglicher Qualität genießen
kann, ist der von den Einwohnern von Shiyan in den letzten Jahren
geleisteten Umweltschutzarbeit zu verdanken. Durch ihre Bemühungen
sind 45% des Stadtgebiets von Wald bedeckt.
In
den letzten zwei Jahren hat die Stadtregierung 59 Holzverarbeitungsbetriebe
stillgelegt und acht Holzmärkte abgeschafft. Manches Ackerland
wurde in Wald und Wiese umgewandelt, bis zum Jahr 2005 werden
110 000 ha Ackerland renaturiert sein. Durch die Verstärkung
der Umweltschutzarbeit wird die Fläche des Naturschutzgebietes
bei 250 000 ha liegen. Auch die Aufforstungsarbeit wird intensiviert.
Es wird angestrebt, dass die Waldfläche 60% der von der
Stadt verwalteten Gebiete ausmacht. Außerdem wird viel
für die Luftreinhaltung und die Abwasserklärung getan.
Heute nehmen die Einwohner Shiyans große Anstrengungen
auf sich, um die Stadt Shiyan zur Wasserhauptstadt aufzubauen,
die Beijing mit gutem Wasser versorgt.