Das
Museum für antike chinesische Sexkultur
Das
Museum für antike chinesische Sexkultur an der Wuding-Straße
1133 in Shanghai ist das einzige private Museum seiner Art in
China. Seit seiner Gründung im September 1999 gehen die Meinungen
darüber auseinander. Einige Leute stehen seinen Ausstellungsgegenständen
ablehnend gegenüber und finden sie geschmacklos und krankhaft,
während andere der Überzeugung sind, dass sie einen
Teil der alten chinesischen Zivilisation bilden und die menschliche
Entstehung zu Sex objektiv widerspiegeln. Eine Zeitlang schien
es, als ob das Museum schließen müsste. Inzwischen jedoch,
wo das Bewusstsein für die kulturelle Bedeutung alter sexueller
Praktiken gestiegen ist, haben sich für das Museum glücklicherweise
einige Entwicklungsmöglichkeiten aufgetan, und ein Ableger
wurde in Hangzhou, Provinz Zhejiang, eröffnet.
Schon
aus einiger Entfernung kann der Schriftzug „Ancient Sex Culture
Exhibition“ (Ausstellung über antike Sexkultur) auf der Außenwand
des Museums ausgemacht werden. Neben dieser Tafel hängt
ein Logo in Form eines Manns und einer Frau, beide halb Mensch,
halb Schlange, mit ineinander geschlungenen Schwänzen.
Dieses Logo ist eigentlich eine Steinschnitzerei aus der Han-Dynastie
(206 v. Chr. – 220 n. Chr.). Man nimmt an, dass der Mann Fu
Xi und die Frau Nü Wa darstellt. In der chinesischen Mythologie
sind diese die Urahnen des chinesischen Volkes, aber sie waren
auch Geschwister. Im antiken Chinesischen ist „die Schwanze
ineinander schlingen“ eine Metapher für Geschlechtsverkehr,
und diese Schnitzerei weist darauf hin, dass die Ehe zwischen
Bruder und Schwester in alten Zeiten gang und gäbe war.
Die
Ausstellung umfasst zehn Abteilungen: Die Evolution des Sex,
der Sexkult, die Entwicklung des Heiratssystems, die sexuelle
Unterdrückung der Frau, Sexualhilfsmittel, Erotika, Sexualhygiene,
Sex und Religion, geschlechtliche Erziehung und abweichendes
Sexualverhalten.
Das chinesische Volk hat ein subtiles Verhältnis
zum Sex und folglich haben die meisten Exponate eine nicht ohne
weiteres erkennbare Bedeutung. Zum Beispiel mag sich der Besucher
fragen, warum hier ein 5000 Jahre alter Tonkrug mit Froschmotiv
ausgestellt wird. Was haben Frösche mit Sex zu tun? Die
Antwort: Der Frosch mit seinem mächtigen Bauch ist eine
überaus fruchtbare Amphibie und stellte für die alten Chinesen
ein Fruchtbarkeitssymbol dar.
In einer anderen Abteilung des Museums werden
Werkzeuge zum Einbinden von Frauenfüßen gezeigt. Außerdem
Folterinstrumente, Siegel und künstliche Vaginen aus den letzten
3500 Jahren bis zur Qing-Dynastie (1644-1911). Darüber hinaus
gibt es Artefakte, die früher in der Geschlechtserziehung benutzt
wurden, Darstellungen zu den Themen Narzissmus und Homosexualität
als auch Gegenstände, die in Bordellen üblich waren.
Liu Dalin, Kurator des Museums, ist Professor
an der Shanghai-Universität und ein anerkannter Soziologe
in China. Die rund 1000 Exponate des Museums wurden von ihm
selbst gesammelt. In den frühen 80er Jahren des letzten Jahrhunderts
wurde ihm schlagartig das soziale Problem des Sex bewusst und
er wandte sich dem Thema wissenschaftlich zu.
1989/1990 leitete er eine landesweite Untersuchung
an Hand von mehr als 20 000 Fällen – die größte
jemals durchgeführte in der Welt. Danach tauchte er in die Erforschung
der 5000-jährigen chinesischen Sexgeschichte ein. „Ohne
das Verständnis unserer Vergangenheit können wir unsere
Gegenwart und Zukunft nicht verstehen,“ resümiert Professor
Liu. „Viele der ausgestellten Gegenstände besitzen einen
großen kulturellen Wert. Eiferer vergangener Epochen haben
sie jedoch als Pornographie verdammt und beschädigt oder
zerstört. Meine Aufgabe ist es somit, sie zu retten, bekannt
zu machen und der Nachwelt zu erhalten.“
Adresse:
1133 Wuding Road, Shanghai
Tel:
0086-21-62301243
Fax:
0086-21-62302317
E-mail:
liudalin@tcv.com
Öffnungszeit: 10-18 Uhr