April 2002
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Kultur und Kunst

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Chinesische Sprache und Schrift
Das Museum für antike chinesische Sexkultur

Das Museum für antike chinesische Sexkultur

Das Museum für antike chinesische Sexkultur an der Wuding-Straße 1133 in Shanghai ist das einzige private Museum seiner Art in China. Seit seiner Gründung im September 1999 gehen die Meinungen darüber auseinander. Einige Leute stehen seinen Ausstellungsgegenständen ablehnend gegenüber und finden sie geschmacklos und krankhaft, während andere der Überzeugung sind, dass sie einen Teil der alten chinesischen Zivilisation bilden und die menschliche Entstehung zu Sex objektiv widerspiegeln. Eine Zeitlang schien es, als ob das Museum schließen müsste. Inzwischen jedoch, wo das Bewusstsein für die kulturelle Bedeutung alter sexueller Praktiken gestiegen ist, haben sich für das Museum glücklicherweise einige Entwicklungsmöglichkeiten aufgetan, und ein Ableger wurde in Hangzhou, Provinz Zhejiang, eröffnet.

Schon aus einiger Entfernung kann der Schriftzug „Ancient Sex Culture Exhibition“ (Ausstellung über antike Sexkultur) auf der Außenwand des Museums ausgemacht werden. Neben dieser Tafel hängt ein Logo in Form eines Manns und einer Frau, beide halb Mensch, halb Schlange, mit ineinander geschlungenen Schwänzen. Dieses Logo ist eigentlich eine Steinschnitzerei aus der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.). Man nimmt an, dass der Mann Fu Xi und die Frau Nü Wa darstellt. In der chinesischen Mythologie sind diese die Urahnen des chinesischen Volkes, aber sie waren auch Geschwister. Im antiken Chinesischen ist „die Schwanze ineinander schlingen“ eine Metapher für Geschlechtsverkehr, und diese Schnitzerei weist darauf hin, dass die Ehe zwischen Bruder und Schwester in alten Zeiten gang und gäbe war.

Die Ausstellung umfasst zehn Abteilungen: Die Evolution des Sex, der Sexkult, die Entwicklung des Heiratssystems, die sexuelle Unterdrückung der Frau, Sexualhilfsmittel, Erotika, Sexualhygiene, Sex und Religion, geschlechtliche Erziehung und abweichendes Sexualverhalten.

Das chinesische Volk hat ein subtiles Verhältnis zum Sex und folglich haben die meisten Exponate eine nicht ohne weiteres erkennbare Bedeutung. Zum Beispiel mag sich der Besucher fragen, warum hier ein 5000 Jahre alter Tonkrug mit Froschmotiv ausgestellt wird. Was haben Frösche mit Sex zu tun? Die Antwort: Der Frosch mit seinem mächtigen Bauch ist eine überaus fruchtbare Amphibie und stellte für die alten Chinesen ein Fruchtbarkeitssymbol dar.

In einer anderen Abteilung des Museums werden Werkzeuge zum Einbinden von Frauenfüßen gezeigt. Außerdem Folterinstrumente, Siegel und künstliche Vaginen aus den letzten 3500 Jahren bis zur Qing-Dynastie (1644-1911). Darüber hinaus gibt es Artefakte, die früher in der Geschlechtserziehung benutzt wurden, Darstellungen zu den Themen Narzissmus und Homosexualität als auch Gegenstände, die in Bordellen üblich waren.

Liu Dalin, Kurator des Museums, ist Professor an der Shanghai-Universität und ein anerkannter Soziologe in China. Die rund 1000 Exponate des Museums wurden von ihm selbst gesammelt. In den frühen 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde ihm schlagartig das soziale Problem des Sex bewusst und er wandte sich dem Thema wissenschaftlich zu.

1989/1990 leitete er eine landesweite Untersuchung an Hand von mehr als 20 000 Fällen – die größte jemals durchgeführte in der Welt. Danach tauchte er in die Erforschung der 5000-jährigen chinesischen Sexgeschichte ein. „Ohne das Verständnis unserer Vergangenheit können wir unsere Gegenwart und Zukunft nicht verstehen,“ resümiert Professor Liu. „Viele der ausgestellten Gegenstände besitzen einen großen kulturellen Wert. Eiferer vergangener Epochen haben sie jedoch als Pornographie verdammt und beschädigt oder zerstört. Meine Aufgabe ist es somit, sie zu retten, bekannt zu machen und der Nachwelt zu erhalten.“

Adresse:        1133 Wuding Road, Shanghai

Tel:                0086-21-62301243

Fax:                0086-21-62302317

E-mail:           liudalin@tcv.com

Öffnungszeit: 10-18 Uhr

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