„Ein
verlockendes Abenteuer“
Von Atze Schmidt
Zählt man den legendären Gelben
Kaiser hinzu, dann hat China nicht weniger als 397 Kaiser
erlebt, dazu 162 Könige und eine Unzahl von Herrschern
über kleine Fürstentümer. 95 Hauptstädte hatte das Land
im Verlauf der Geschichte, 83 Dynastien folgten aufeinander,
die Beschreibungen der Rebellionen und Kriege füllen Bände.
„Auf dieses komplizierte und vielverflochtene
Feld zu blicken und in der geschichtlichen Szene Chinas zu
wandern ist ein verlockendes Abenteuer“, so heißt es
im Vorort zu dem soeben erschienenen Buch „Chinesische Geschichte“,
neu bearbeitet von Dai Shifang, der viele Jahre im Verlag
für fremdsprachige Literatur in Beijing gewirkt hat und auch
an der chinesischen Botschaft in Deutschland tätig war.
Das übersichtlich gegliederte und mit zahlreichen
Infokästen versehene Buch tritt gleichsam die Nachfolge
des 1989 im selben Verlag herausgegebenen Werks „Chinas Geschichte
im Überblick“ an. Die Texte sind straffer, das Buch ist
insgesamt leserfreundlicher als das frühere.
Was der Leser allerdings vermissen wird,
ist die ganze Zeitspanne seit dem 1. Oktober 1949, dem Tag
der Gründung der Volksrepublik China. „Damit begann in China
ein ganz neues Kapitel der Geschichte“ – mit diesem Satz endet
das Buch, d.h. über ein halbes Jahrhundert chinesischer Geschichte
findet nicht statt.
Immerhin: Behandelt wird die Zeit vom Beginn
der so genannten Neudemokratischen Revolution 1919 bis zur
Ausrufung der Volksrepublik 1949. Im Vorgängerbuch blieben
auch diese 30 Jahre unerwähnt. So nähert man sich
in der Beschreibung der chinesischen Geschichte langsam der
Gegenwart. Ob man sie bei diesem Tempo der Annäherung
allerdings je einholt, ist eine andere Frage.
Dai Shifeng: „Chinesische Geschichte“,
Verlag für fremdsprachige Literatur Beijing, 226 Seiten, zu
beziehen über die China Book Trading GmbH in 63322 Rödermark,
Max-Planck-Str. 6a.