Herbergen
und Gasthäuser in China
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ein
Blick in die Geschichte
Sima
Qian (2. Jahrh. v. u. Z.) erzählt in seinem berühmten
Geschichtswerk Shi Ji folgend Geschichte: Im Jahre
356 v. u. Z. wurde Shang Yang zum Kanzler des Königreichs
Qin ernannt. Er führte Reformen durch, sodass das Land erstarkte
und aufblühte. Später wurde er von Adeligen verleumdet,
einen Umsturz zu planen, und floh aus der Hauptstadt. Als
er in einer Herberge übernachten wollte, sagte ihm der Wirt,
der ihn nicht erkannte: „Kanzler Shang Yang hat den Befehl
erlassen, Wirte, die Reisende ohne Ausweis eigenmächtig
aufnehmen, streng zu bestrafen.“ Shang Yang konnte nur seufzend
von dannen ziehen. Er wurde gefasst und hingerichtet. – Diese
Geschichte zeigt nicht nur, dass es in China schon vor über
2000 Jahren Herbergen gab, sondern auch, dass im Königreich
Qin bereits Ausweise vorzuzeigen waren, wenn man Unterkunft
nehmen wollte.
In dem
noch älteren Werk Li Ji (Buch der Riten) wird
berichtet, dass es schon zur Frühlings- und Herbstperiode
(770-476 v. u. Z.) sowohl privat geführte Herbergen wie auch
amtliche Gästehäuser gab.
In der
Wei-Jin-Periode (220-420) erfuhr das Herbergswesen eine kräftige
Entwicklung. Kaiser Wei Wu Di reorganisierte die alten Häuser
und eröffnete neue, was vor allem dem Handelsverkehr
sehr förderlich war. Die Ausstattung der Gasthäuser
wurde ebenfalls besser – „im Winter gibt es Heizung, im Sommer
kühlen Schatten, das Futter ist reichlich, alles was man braucht,
wird geboten“, heißt es etwa in zeitgenössischen
Aufzeichnungen.
In der
Tang-Zeit (618-907) nahm die Wirtschaft einen mächtigen
Aufschwung und auch der Außenhandel entwickelte sich
kräftig. Neue spezielle Herbergsbetriebe kamen in der
Hauptstadt auf – für ausländische Händler, für Angehörige
von in den Grenzgebieten des Reiches siedelnden Völkern,
für Pferdefuhrwerke und sogar für Kranke. Die großen
Durchzugsstraßen waren gesäumt von Poststationen
und Rasthäusern für Kuriere und Beamte sowie von Absteigen
für gewöhnliches Volk. Von dem berühmten Dichter jener
Zeit Du Fu sind die Zeilen überliefert:
Ein Haus
am Fluss nahe dem Weiden der Furt,
Segeln
im Wind, zahlreich die Herbergen und Lauben.
Eine
weitere Entwicklung erfuhr das Herbergswesen in der Yuan-Dynastie
(1279-1368). Von der Regierung gefördert, eröffneten
sogar Tempel und Klöster eigene Gasthäuser. Der
„Geschichte der Yuan-Dynastie“ zufolge betrieb zum Beispiel
der Huguo-Tempel in Beijing nicht weniger als hundert Herbergen
und Schenken. Über das ganze Land verteilt, gab es 1490
Post- und Raststationen für Kuriere und reisende Beamte; die
größeren hatten bis zu 400 Pferde in den Ställen
stehen. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich das
Gastgewerbe zu einem der blühendsten Wirtschaftszweige.
Mit dem
Bau von Eisenbahnlinien und der Errichtung einer modernen
Postverwaltung Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts
war das Ende für die alten Poststationen gekommen. Gleichzeitig
begann man auch, in den Städten modern ausgestattete
Großhotels zu bauen.

Aus „China im Aufbau“, Nr.
3, 1982