Der Gesundbrunnen der Traditionellen Chinesischen Medizin

von Fan Ming

,,Nach dem Yijing, dem Buch der Wandlung, einem der fünf Klassischen Werke, soll man 150 oder 160 Jahre alt werden. Im Alter von 80 Jahren beginnt die Altersschwäche. Aber gegenwärtig ist der allgemeine körperliche Zustand der Menschen sehr schwach. Die durchschnittliche Lebensdauer der Chinesen beträgt um die 74 Jahre“, so sagte Yang Li, Professorin des Forschungsinstituts für die Traditionelle Chinesische Medizin, in einem Vortrag.

Das Yijing ist ein großes Werk der Philosophie. Sein Yinyang-Prinzip umfasst eine philosophische Theorie zur Ausübung der Staatsgeschäfte und Verhaltensweisen. Yin und Yang bedeuteten nach der chinesischen Philosophie und Medizin die beiden entgegengesetzten Prinzipien der Natur mit Yin als weiblichem und negativem und Yang als männlichem und positivem Element. Z. B.: Die Sonne ist Yang, der Mond ist Yin. Die Brust ist Yang, der Rücken ist Yin. Das Licht und die Wärme sind Yang. Innen und unten sind Yin. Qi und Energie sind Yang, das Blut ist Yin usw. Wenn es einem an Yin, der Körperflüssigkeit oder an Yang, der Lebensenergie, mangelt, ist man krank. Bevor der Arzt für die Traditionelle Chinesische Medizin Yin und Yang regelt und ausbalanciert, muss er vor allem dem Kranken den Puls fühlen und die Gesichtsfarbe betrachten.

Wie erhält man die Gesundheit?

Dazu als Beispiel eine kleine Geschichte:

In einer Familie vermutet ein Mann, dass seine Frau zu ihrem Boss eine intime Beziehung hat. Der Mann geht zum Boss und fragt: „Warum haben Sie mit meiner Frau eine Intim-Beziehung?“ Der Boss entgegnet: ,,Deine Frau hat mich verführt.“ Das Ehepaar ließ sich scheiden. Der Mann erkrankte an Darmkrebs, die Frau an Brustkrebs. Deshalb sollen wir die psychologische Gesundheit beachten und gute Laune bewahren. Wenn man sich den ganzen Tag darum sorgt, was wir tun sollen, wenn wir krank werden, entsteht Angst. Angst verursacht psychologische Schatten. So verliert man die psychologische Balance. Man muss psychologische Balance wahren, dann kann man die Gesundheit erhalten.

Wie auf Gesundheit achten?

Die wichtigste Sache für die Bevölkerung ist das Essen. Wie ernährt man sich richtig und nach wissenschaftlichen Kriterien? Man soll alles essen, was man essen kann. Die Hauptkomponente der Speisen bildet die Grundlage.

Im Bereich der Lebensmittel soll man Fleisch-Fischgerichte mit vegetarischen Gerichten zusammen essen. Schweinefleisch, Hühnerfleisch, Rindfleisch und Hammelfleisch haben einen hohen Eiweißgehalt. Fische aus Meer und Flüssen werden zusammen gegessen. Beim Zubereiten der Gerichte benutzt man sowohl Pflanzenöl (Erdnussöl, Rapssamenöl und Sojabohnenöl) als auch Tieröl. Das Tieröl kann das Entstehen von Gallensteinen verhindern.

Gemüse und Obst schützen vor Krebserkrankungen. Z. B. wirken Tomaten gegen Prostatakrebs. Der Mu-Er-Pilz, die Yamswurzel und Sesam können die Nieren stärken. Zwergbananen und Granatäpfel können Yang kräftigen. Einige Gemüse- und Obstsorten sind notwendig für die fünf inneren Organe. Grüne chinesische Essigpflaumen kräftigen die Leber; Wassermelone, Pfirsich und Lotossamen können das Herz stärken und die Blutzirkulation aktivieren. Bisamkürbis und gelbe Yamswurzel wirken sich positiv auf die Milz aus. Weiße Rüben stärken die Lungen und sind schleimlösend.

Im menschlichen Körper gibt es Giftstoffe. Wie werden die Giftstoffe aus dem Körper entfernt? Nach dem Aufstehen morgens, zwischen fünf Uhr bis sieben Uhr wird ein Glas kühles Wasser getrunken. Nach der Mittagspause trinkt man wieder ein Glas. Zwischen 17 Uhr und 19 Uhr trinkt man noch ein Glas Wasser und noch einmal eine Stunde vor dem Schlafen. Durch das Wasser kann das Blut verdünnt werden. Ein Bad nehmen, warmen Tee trinken, Urinieren, regelmäßiger Stuhlgang und Schwitzen – dadurch können Giftstoffe aus dem Körper entfernen. Durch Spaziergänge werden die Blutgefäße vom eigenen Blut durchgespült.

Schlaf ist auch sehr wichtig. Guter Schlaf macht rotwangig und stärkt das Immunsystem. Yin steht mit dem Schlaf in Beziehung. Von 21 Uhr bis 23 Uhr ist es dunkel. Alles liegt im Schlaf. Geht man um 22 oder 23.30 Uhr ins Bett, liegt man im tiefsten Schlaf. Findet man keinen Schlaf, isst man Brei aus Schlangenbart, Lotoskernen, Lilien, Hirse und chinesischen Datteln. Mittags muss man halbe Stunde oder eine Stunde schlafen. Dann kann man am Nachmittag munter arbeiten. Der Schlaf wirkt sich positiv auf Gehirn, Leber, Nieren und das Immunsystem aus. Mann soll auch den Geschlechtsverkehr einschränken. Wöchentlich einmal oder zweimal für junge Leute, alle zwei Wochen einmal oder zweimal für Menschen mittleren Alters, alle zwei Wochen einmal oder keinmal für Senioren. Der Menschenkörper besteht aus Eiweiß. Gleich einer Kerze: Je intensiver das Feuer knistert, desto schneller geht das Feuer aus.

In der modernen Gesellschaft ist der Lebensrhythmus sehr schnell. Deshalb sollten wir durch gelebte Langsamkeit die Gesundheit achten: Langsam atmen, langsam essen, langsam kochen. Im Omnibus kann man mit geschlossenen Augen entspannen. Auf diese Weise können wir unser Herz kräftigen.

Wie kämpft man gegen Altersschwäche?

Vor allem muss man Nieren und Blutgefäße schützen. Morgens fühlt man seinen Puls. Wenn der Puls zu langsam oder zu schnell geht, zeigt es, dass das Herz Probleme hat. Hypertonie und Zuckerkrankheit können die Blutgefäße zerstören. Aufregung und Sorgen sind Ursache der beiden Krankheiten. Wegen des Ärgers entsteht ein Giftstoff im Körper. Man sollte sein Gehirn schützen. Wenn man seinen Kopf gebraucht, fließt Blut im Gehirn. In China lässt man zu diesem Zweck oftmals zwei Walnüsse in der Hand kreisen, kämmt und wäscht sich den Kopf. Frische Luft tief einzuatmen und Gedichte auswendig zu lernen sind gute Methoden, um das Gehirn in Schwung zu halten.

Will man die fünf inneren Organe gesund halten, muss man oft Sport treiben. Das Leben besteht aus Bewegung. Auch hierbei gibt es verschiedene Methoden: Zu Fuß gehen und dabei die Arme wie Flügel bewegen, beim Gehen die Hüften kreisen lassen, in die Hocke gehen und beide Hände auf die Oberschenkel legen und hüpfen usw.

Ich möchte Ihnen fünf prominente Senioren in hohem Alter vorstellen. Wie achten sie auf ihre Gesundheit?

Qin Yi, 85, ist eine berühmte Filmschauspielerin, auch Venus des Ostens genannt. Mit 17 Jahren war sie bereits beim Film. Über vierzig Filme hat sie gedreht. Jeden Tag macht sie „Entspannungs-Qigong“ (vitalitätsfördernde Atemübung). Bei dieser Übung liegen beide Hände auf den Oberschenkeln. Dann atmet sie tief ein, so dass Qi fließt und Körper und Seele entspannt sind. Jeden Tag wäscht sie ihr Gesicht mit kaltem Wasser und nimmt ein kaltes Bad. Dann reibt sie mit beiden Händen ihr Gesicht und ihre Haut ab, so dass ihre Hautelastizität verstärkt wird. Sie sieht sehr jung und schön aus. Keine Falte ist in ihrem Gesicht zu sehen.

Deng Tietao, 90, litt an Hypertonie, nimmt aber keine Medizin ein. Er drückt stattdessen mit Kraft auf den Akupunkturpunkt Taichong, der sich auf dem Fußrücken befindet, vier Zentimeter entfernt vom Schnittpunkt zwischen dem großen Zeh und der zweiten Fußzehe. Die Fußzehen sind am weitesten vom Herzen entfernt liegend. Spazierengehen wirkt sich günstig auf das Herz aus und kann Hypertonie heilen. Als er über sechzig Jahre alt war, lief er jeden Tag dreißig Minuten auf großen Kieseln. Vier Monate lang ging er täglich vierzig Minuten zu Fuß. Nun will er 108 Jahre alt werden.

Kommen wir nun zu Zhu Lin, 83, auch „Dramakaiserin“ genannt. Sie pflegt sich selbst mit Qi. Eine Methode von ihr: Sie liegt im Bett, einige Bücher liegen auf ihrem Bauch. Sie atmet schnell ein und langsam aus. Dann atmet sie langsam ein, schnell aus. Sie atmet schnell ein und aus, dann langsam ein und aus. Oder sie sagt: „A------“ ohne Pause, 29 Sekunden lang. Das Qi bleibt im Bereich Dantian (in der Unterleibgegend). Auch mit dieser Atemübung kann man länger leben.

Wen Huaisha, 95, ist Spezialist für Literaturstudien zum „Traum der Roten Kammer” und für die Traditionelle Chinesische Medizin sowie Kalligraph. Die Ursache für Altersflecken ist die BSG (Blutkörpersenkungsgeschwindigkeit). Ist der Blutkreislauf normal, gibt es keine BSG. Auch wenn dieser Mensch alt ist, sein Denken ist es nicht. Er sieht nur schöne Dinge und hört schöne Dinge. Er ist nie ärgerlich.

Yan Jiyuan ist 106 Jahre alt und gießt gerade seine Blumen. Als er 101 Jahre alt war, bestieg er den Berg Huashan. Er braucht nur eine halbe Stunde, um einen Stempel herzustellen. Er betreibt traditionelle chinesische Malerei und Kalligraphie. Je mehr er schreibt, desto besser. Kalligraphie auszuüben, ist auch Qigong. Er ist immer in froher Stimmung und ruhig.

Unsere Zukunft ist kein Traum. Über 100 Jahre alt zu werden, ist auch kein Traum. Ich wünsche allen deutschen Freunden viel Glück, Gesundheit und langes Leben.

Der Autor ist ein pensionierter Mitarbeiter von „China heute“.

 
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