Das moderne Künstlerviertel in Beijing

Von Wang Liping

Fast jede große Stadt hat ihre eigene Kunstszene. In der nordöstlichen Richtung Beijings befindet sich ein großes Künstlerviertel. Es heißt Dashanzi. Früher war hier ein Fabrikkomplex der Elektronikindustrie und Rüstungsindustrie. Die Gebäude wurden von Architekten aus der damaligen DDR im Bauhausstil der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts entworfen und erbaut. Seit 2002 sind hier ständig Künstler und Kulturinstitute eingezogen. Sie haben die Halle gepachtet und nach ihren Kunstideen umgestaltet. Deshalb verwandeln sich die alten Werkstätten in Galerien, Modedesignbüros, Bildhauereien, Bars, Restaurants und Buchhandlungen.

Die Losungen von früher kann man heute noch lesen. Den Baustil kann man heute noch erleben. Die Atmosphäre kann man noch fühlen, wenn man durch den ganzen Komplex bummelt. Es ist ein seltsames Gefühl, wenn Sie das Gelände besuchen. Wenn Sie von außen die Hallen beobachten, glauben Sie, diese gehören der Vergangenheit an. Die Wände, das Fenster und das Schlagwort an der Wand scheinen so weit von der modernen Welt entfernt. Aber wenn Sie die Tür aufmachen und in die Räume der Hallen schauen, wartet auf Sie eine Überraschung: große und helle Hallen, neue gestrichene Wände, moderne Bilder oder Skulpturen, freundliche und vielfältige Künstler. Wenn Sie danach fragen, erklären die Künstler die Werke: Die rote Blumenserie symbolisiert die Frauen, der Kelch den Kopf und die Stange den Körper. Ich war davon begeistert und habe verstanden, warum die Blumen so schön wie eine Fee aussehen.

Hier dominiert die Kreativität und Originalität. Die genialen Künstler haben uns eine neue Perspektive angeboten und natürlich auch Rätsel aufgegeben, z. B. die Bilder darunter. Ich dachte, die Enten oben in den Wolken sind wie die Entlein im Märchen von Andersen. Sie wird bald ein Schwan werden. Eine Künstlerin lächelte und sagte, das sei auch eine interessante Erklärung. Der Autor hat in der typischen chinesischen Landschaftsmalerei das Movtiv des lebendigen Tiers hinzugefügt. Das ist ein Versuch, eine neue Variation für die alte Kunstform zu finden.

„Es ist wirklich eine gute Kombination.“

Außer der Galerie sind hier die Modedesign-Workshops auffällig. Aus Neugier habe ich eine betreten und war erstaunt über das Design. Die Designerin hat auf den langen Kleidern und den Mänteln Gedichte oder Sprüche von Mao Zedong oder Bilder von einem berühmten Helden Chinas gedruckt. Die Hauptfarbe besteht aus Rot und Grün. Ich weiß nicht, was die Designerin äußern möchte. Aber alle Kleidungsstücke machen die Atmosphäre im Laden einerseits nostalgisch und andererseits auch modern.

Ein anderer Teil des Künstlerviertels ist auch einzigartig: die Buchhandlung, in der man Kunstbücher aus vielen Ländern kaufen kann. Sie scheint wie eine Enzyklopädie. Ich habe einige durchgeblättert und einen tiefen Eindruck bekommen: In den Büchern sind Bilder oder Fotografien mehr als Zeichen oder Buchstaben. Bilder sind vielleicht neben der Musik zur Weltsprache geworden.

Im Nebenraum einer Galerie kann man auch Kaffee oder Tee trinken.

Es ist dunkel geworden. Viele Galerien sind schon geschlossen, bevor ich sie besucht habe. Leider konnte ich nur vorbeigehen und ahnen, was in dieser oder jener Halle ausgestellt wird.

„Es ist auch interessant, wenn alles geschlossen ist. Die Gebäude, Slogans und öffentlichen Skulpturen sind auch schöne Bilder“, sagte ein Ausländer, der langsam und gemütlich an mir vorbeiging.

Ich guckte mich um und fand wirklich Kunst in der Öffentlichkeit: ein Opa aus Eisen hat gerade Fleisch gekauft. Seine Mimik scheint so gelassen und lebensnah, als ob er mir verraten möchte, dass das Leben die höchste Kunst ist. Kunst ist überall.

 

 
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