Israel
Epstein: ein Sonderstaatsbürger Chinas
Von
Liu Dong
Im
Sommer 1951 kamen Chen Hansheng, Vizevorsitzender des Redaktiongremiums
der Zeitschrift "China Reconstructs" (heute: "China
Today"), die noch in der Vorbereitung war, und das Redaktionsmitglied
Zhang Yan, zum Bahnhof Qianmen in Beijing, um Israel Epstein
und seine Frau Elsie Fairfax-Chomeley abzuholen. Auf Einladung
von Sun Tjing-ling, Frau von Sun Yat-sen, kam das Ehepaar aus
den USA nach China, um an der Redaktionsarbeit "China Reconstructs"
teilzunehmen.
Damals waren die Beziehungen zwischen den
USA und China sehr gespannt. Das Ehepaar machte einen Umweg
durch Polen und hatte viele Schwierigkeiten zu überwinden,
um China zu erreichen.
In den folgenden 50 Jahren hat Epstein China
nicht mehr verlassen. Er ist ein Sonderstaatsbürger Chinas,
der erfolgreich über China berichtet.
Bemühungen um die Gründung der
Zeitschrift "China Reconstructs"
Als
das Ehepaar Epstein in Beijing ankam, widmete es sich sofort
der Gründung der Zeitschrift "China Reconstructs".
Damals waren die Arbeitsbedingungen sehr bescheiden. Die vier
Redaktionsmitglieder machten alles: schreiben, redigieren, übersetzen,
Fotos auswählen und die Korrespondenz erledigen. Außerdem
stand kein einziges annehmbares Arbeitsbüro zur Verfügung.
Die Redaktionsmitglieder bearbeiteten beispielsweise Artikel
für die erste Ausgabe in einem Park. Für den Druck
musste das Ehepaar noch monatlich nach Shanghai fahren, denn
in Beijing gab es keinen dafür geeigneten Betrieb. Und
die Fahrt dauerte vier Tage und Nächte.
Später war Epstein Chefredakteur der
Zeitschrift "China Reconstructs". Dank seiner Bemühungen
entwickelte sie sich zu einer erstklassigen Zeitschrift Chinas
für Ausländer und viele junge Leute sind zu erfahrenen
Redakteuren herangebildet worden.
Epstein hat immer wieder betont, dass sich
die Redakteure die Interessen der Leser zu Herzen nehmen sollen:
"Unsere Leser sind Ausländer. Ihre Gepflogenheiten
und Erlebnisse sind ganz anders als unsere. Es ist sehr wichtig,
dass wir uns an ihre Stelle versetzen und ihren Erfahrungshintergrund
berücksichtigen. Wir sollen uns darum bemühen, dass
unsere Leser die Berichte gut verstehen können. Wenn die
Redakteure und Korrespondenten Artikel schreiben, sollen sie
den Leser vor Augen haben."
Epstein hat den Arbeitsstil nach dem Prinzip
"die Wahrheit in den Tatsachen suchen" entwickelt.
Er berichtet von den Erfolgen, die die chinesische Regierung
beim Aufbau ihres Landes erzielt hat, verschweigt aber auch
nicht ihre Fehler. Das ist vor allem seinem umfangreichen und
tiefgründigen Wissen über die chinesische und ausländische
Geschichte zu verdanken.
Epstein arbeitet sehr gewissenhaft. Kein Artikel,
den er gelesen hat, bleibt unverändert. Manche Mitarbeiter
in der englischen Redaktion fürchten deshalb, dass er auch
noch die letzte Korrekturfahne liest, weil eine noch spätere
Korrektur möglicherweise die Unzufriedenheit der Arbeiter
in der Druckerei verursacht. Aber sie müssen zugeben, dass
Epstein recht hat, denn manchmal findet er sogar die von den
Redakteuren übersehenen Fehler.
Als erfahrener Journalist legt Epstein großen
Wert auf die Ausbildung der jungen Redakteure. Er sagt ihnen:
"Erstens sollen die Presseberichte wirklichkeitsgetreu
sein, und zweitens sollen sie den Lesern gefallen." "Für
die Reporter sind die eigenen Gedanken und Erlebnisse sehr wichtig.
Floskeln sollen bei der Berichterstattung vermieden und der
eigene Sprachstil soll entwickelt werden. Die Reporter sollen
sich elementare Fertigkeiten durch ständige Übungen
aneignen, d.h. sie sollen ein umfangreiches und tiefgründiges
Wissen besitzen."
Berichterstattung über China
Epstein
liebt China von ganzem Herzen. 1957 beantragte er die chinesische
Staatsangehörigkeit. Er sagt: "Ich empfinde tiefe
Liebe zu China und dem chinesischen Volk. China ist meine Heimat.
Durch diese Liebe sind meine Arbeit und mein Leben mit dem Schicksal
Chinas verbunden."
Viele Jahre hat sich Epstein darum bemüht,
die Welt mit einem wirklichkeitsgetreuen Bild von China vertraut
zu machen. Um dies Ziel zu erreichen, verbesserte er ständig
die Redaktionsarbeit. Als "hochrangiger Berater" nahm
er an der Redaktionsarbeit der Ausgewählten Werke von Mao
Zedong und Deng Xiaoping teil und hat damit große Beiträge
für die Verbreitung des Wissens über China in der
Welt geleistet.
Neben der Redaktionsarbeit hat Epstein noch
Bücher über China geschrieben. In seinem ersten Werk
"Vom Opiumkrieg bis zur Befreiung" analysiert er Chinas
Rolle in der Welt und bestätigt damit sein hohes Niveau
bei der Forschung über die chinesische Geschichte und Gegenwart.
So heißt es in seinem Buch: "Jeder schafft seine
Geschichte in seinem eigenen Land. Aber aus der Perspektive
der ganzen Welt sind wir untrennbar verbunden und schaffen unsere
gemeinsame Geschichte."
"Verwandlung Tibets" ist das zweite
Buch von Epstein. Um dieses Buch zu schreiben, ging er zwischen
den 50er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts viermal nach
Tibet, ohne Rücksicht auf den Sauerstoffmangel in Tibet
zu nehmen. Er interviewte über 700 Tibeter und machte sich
viele Notizen. Außerdem studierte er Dutzende Bücher
über Tibet, insbesondere die Argumente zur Abspaltung Tibets
durch die westlichen Mächte. Nach der Veröffentlichung
des Buches erregte es eine große Aufmerksamkeit im In-
und Ausland und es wurde von Experten als ein wichtiger Beitrag
zur Erforschung der Fragen in Tibet geschätzt.
Anlässlich des 100. Geburtstages von
Sung Tjing-ling erschien das Buch "Sung Tjing-ling, eine
große Frau im 20. Jahrhundert". Um dieses Buch zu
schreiben, hat Epstein große Anstrengungen unternommen
und zehn Jahre verwendet. Das Buch wurde vom Staatlichen Presseamt
mit dem "Staatlichen Preis für Bücher" ausgezeichnet.
Um Materialien zu sammeln und die entsprechenden
Personen aufzusuchen, hatte Epstein viele Gebiete im In- und
Ausland besucht. Er hat seiner großen Verehrung für
Frau Sung Tjing-ling und dem chinesischen Volk mit diesem Buch
ein Denkmal gesetzt.
Alles, was im Buch steht, ist beweiskräftig.
Wenn es an Materialien mangelt, so widersteht er der Versuchung
zu spekulieren. Auch wenn es nötig ist, etwas zu erklären
oder zu vermuten, fügt er einen erläuternden Text
hinzu. Beispielsweise gibt es heute keine Erste-Hand-Materialien
über das zweite Exil von Frau Sung Tjing-ling in Deutschland
und auch über die Rolle, die sie beim Xi'an-Zwischenfall
spielte. Im Buch erklärt Epstein, erst wenn er die entsprechenden
Materialien findet, schreibt er wieder über dieses Thema.
Im Buch werden Details aus dem Alltagsleben
geschildert, damit Sung Tjing-ling, diese schöne chinesische
Frau mit einem eigenwilligen Charakter, dem Leser lebendig vor
Augen steht. Hier ein gutes Beispiel: Eines Tages lud Frau Sung
Tjing-ling Dr. George Hatem zum Essen ein. Als sie sah, daß
Dr. George Hatem eine alte Krawatte trug, sagte sie: "Ich
glaube, ich muss dir eine neue Krawatte schenken." Dr.
George Hatem antwortete: "Ich wollte dir eine Freude machen
mit dieser Krawatte, die du mir einmal geschenkt hast."
Frau Sung Tjing-ling lächelte: "Dann will ich dir
ganz bestimmt eine neue Krawatte schenken."
Im Vorwort des Buches schreibt Epstein: "Ich
habe mir größte Mühe gegeben, damit Frau Sung
Tjing-ling allen Lesern wirklich und lebendig erscheint."