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Hochtechnologie und Zukunftsindustrien: Die Ärmel hochkrempeln und mehr Innovation wagen

2018-07-24 16:12:00 Source:China heute Author:
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Von Xia Yipu* 

  

Bei den offiziellen Feierlichkeiten zum chinesischen Frühlingsfest 2018 ermunterte Chinas Staatspräsident Xi Jinping die Bevölkerung, weiter für Chinas große Ziele zu kämpfen. Er betonte: „Das neue Zeitalter gehört den Kämpfern.“  

  

Ein Ausspruch, der auch Bezug auf Chinas Vergangenheit nimmt. Denn seinem unbeugsamen Kampf hat es das chinesische Volk zu verdanken, dass es in der Moderne gelang, das Joch der ausländischen Aggressoren erfolgreich abzuschütteln und die nationale Unabhängigkeit zu erringen. Es war auch durch harten Kampf, dass das chinesische Volk in den 1970er Jahren bestehende Blockaden aufbrach und die Weichen für die Reform und Öffnung des Landes stellte. Dabei wurden neue Höhen in Wissenschaft und Technik erklommen, welche die Grundlagen für Chinas heutige Stärke und den heutigen Wohlstand im Land schufen. 

 

 

 

Vortrag zum Thema „Geschichten der KP Chinas – Zur Umsetzungspraxis von

Xi Jinpings Ideen des Sozialismus chinesischer Prägung in Guangdong“

am 27. Mai 2018 in Shenzhen

 

Auch im neuen Zeitalter verstehen sich die Chinesen gut darauf, Entwicklungschancen beim Schopfe zu packen und die sozioökonomische Entwicklung der Heimat ständig voranzutreiben, um so letztlich noch größere Beiträge für die gesamte Menschheit zu leisten.  

  

Zentrale Triebkräfte schaffen und Schlüsseltechnologien entwickeln 

  

Am 21. April 2018 sagte Chinas Staatspräsident Xi Jinping auf der Konferenz für landesweite Cybersicherheit und Informatisierung: „In den Bereichen Computertechnik und Informatisierung spiegeln sich die neuen Produktivkräfte und die neue Entwicklungsrichtung.“ Diese richtungsweisende wissenschaftliche Feststellung resultiert aus dem großen Trend der Zeit und beruht auf der gegenwärtigen Lage der in- und ausländischen Entwicklung.  

  

 

Innovationsmotor: In Shenzhen findet sich Chinas Staatliches Zentrum

für Supercomputer sowie das Shenzhener Zentrum für Cloud-Computing.

 

Bereits in den 1980er Jahren hatte der amerikanische Zukunftsforscher Alvin Toffler in seinem Buch „The Third Wave“ die „Ankunft des Informationszeitalters“ treffend prophezeit. Der amerikanische Publizist Kevin Kelley betonte unterdessen in seinem Buch „Out of Control“, dass das Internet das prägende Merkmal des 21. Jahrhunderts werde.  

  

 

Podiumsdiskussion zum Thema „Risiken und Unwägbarkeiten“

am 10. April 2018 während des Bo’ao-Asienforums im südchinesischen Hainan

 

Bei seinem Besuch des chinesischen Internetgiganten Tencent, der unter anderem die beliebte chinesische Nachrichten-App WeChat und den Messangerdienst QQ betreibt, unterstrich Xi Jinping: „Die Menschheit ist ins Zeitalter des Internets eingetreten. Das ist eine historische Phase und das Internet formt die Haupttendenz unserer gegenwärtigen Welt.“ Um dieses neue Zeitalter zu begreifen, gelte es, die von den neuen Produktivkräften gewiesene Richtung stets im Auge zu behalten. Das neue Zeitalter ist in gewissem Sinne ein Zeitalter neuer Technologien, zu denen die Digitalisierung und die Informatisierung sowie der Siegeszug des Internets und der künstlichen Intelligenz zählen.  

 

Zweigstelle der Guangdong-Pilotfreihandelszone in Shenzhen:

Als Chinas erste Sonderwirtschaftssonderzone, gegründet 1980,

sticht die Metropole Shenzhen bis heute unter den Städten Guangdongs hervor.

 

Aus verschiedensten historischen Gründen hat China in der Vergangenheit teils große Transformationsprozesse und Neuentwicklungen im Bereich der Produktivkräfte versäumt, so dass die Volksrepublik im Vergleich zu den europäischen und amerikanischen Industrienationen im technischen Bereich ins Hintertreffen geriet und Versäumnisse in zahlreichen Bereichen wettmachen musste.  

  

Seit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik nimmt die chinesische Fertigungsindustrie im internationalen Austausch und durch die zunehmende Verschmelzung mit dem Rest der Welt große Anstrengungen auf sich, um die Aufholjagd zu beschleunigen. Während sie anfangs nur in der Lage war, nachzuahmen und als OEM (original equipment manufacturer) aufzutreten, erzeugt sie heute bereits eigene hochwertige Innovationsprodukte. Damit hat die Volksrepublik einen qualitativen Entwicklungssprung vollzogen. Chinas Wirtschaftsentwicklung erfuhr eine merkliche Beschleunigung.  

  

In einer Zeitspanne von nur 40 Jahren hat sich China damit zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gemausert und steuert heute einen Beitrag von mehr als 30 Prozent zum Weltwirtschaftswachstum bei. Der Grund, warum China in so kurzer Zeit solch aufsehenerregende Erfolge erzielen konnte, liegt unter anderem darin, dass es dem Land gelungen ist, die Haupttendenz des Zeitalters zu erkennen und sie gut in den Griff zu bekommen.  

  

Die Volksrepublik hat die großen Chancen des wissenschaftlich-technischen Wandels in Bereichen wie Digitalisierung, Informatisierung, Internettechnik und künstliche Intelligenz klug genutzt. Die Strategie der innovationsgetragenen Entwicklung zählt zu den Hauptstrategien der wissenschaftlich-technischen Entwicklung, die seit dem 18. Parteitag der KP Chinas energisch umgesetzt werden.  

  

Beim Aufbau eines innovativen Landes kann China also bereits beachtliche Erfolge vorweisen. Auf Spitzentechnologie basierende Vorzeigeprojekte wie die Raumfahrtmodule der Serie „Tiangong “, das bemannte Forschungs-U-Boot „Jiaolong“, das Radioteleskop (FAST) „Tianyan“ und der Wissenschaftssatellit „Wukong“ sowie Großraumflugzeuge aus heimischer Produktion wurden nacheinander realisiert. All dies zeigt, dass China sich heute darauf versteht, die zentralen Triebkräfte des neuen Zeitalters genau zu erfassen und sie gut für sich zu nutzen.  

  

Allerdings muss man auch nüchtern erkennen, dass China erst ziemlich spät in die wissenschaftlich-technische Entwicklung gestartet ist, und das vor dem Hintergrund einer ohnehin schwachen Entwicklungsgrundlage. In der Anfangsphase der Entwicklung konnte die Volksrepublik dank ihres attraktiven Marktes und wertvoller Ressourcen ausländische Technologie – wenn auch meist eher mittelmäßige oder gar ausgemusterte – einführen, um den Bedarf der gesellschaftlichen Produktion im Inland zumindest vorübergehend zu decken. Mit dem Eintritt der chinesischen Entwicklung in die Phase der Lösung von Schlüsselproblemen hat sich schließlich auch der Anspruch an Spitzentechnologien und die Qualität des technischen Transfers erhöht. Es setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass man allein durch Markt und Geldmittel nicht zu den richtigen Schlüsseltechnologien gelangt, ohne die man sich aber nicht in fairer Weise an der Arbeitsteilung im internationalen Handel beteiligen, geschweige denn die Ausarbeitung der internationalen Handelsregeln mitgestalten kann. 

  

Die fortschreitende Digitalisierung beschleunigt die Zirkulation der globalen Produktionsfaktoren erheblich. Gleichzeitig verkürzt sich der Innovationszyklus und Chancen sind schwer zu erhaschen. Werden diese aber vertan, besteht die Gefahr, im wissenschaftlich-technischen Bereich um Generationen zurückzufallen. Chinas Chipbranche bildet hier ein negatives Beispiel, denn die Entwicklung und Produktion von digitalen Chips stellt noch immer einen Schwachpunkt der chinesischen Hightech-Forschung dar. Bei der Innovation von zentralen Werkstücken und dedizierten Servern darf man sich nicht das geringste Zögern leisten, da sonst ein großes Gefälle im digitalen Bereich entstehen kann. Aus diesem Grund müssen technische Innovationen permanent vorangetrieben werden. Diese formen dann die Grundlage eines innovativen Fertigungssystems, das die wissenschaftlich-technische Spitzenforschung, fortgeschrittene Werkstoffe, Feinmechanik und andere Industriezweige umfasst.  

  

Auf seiner Inspektionsreise durch die zentralchinesische Provinz Hubei betonte Generalsekretär Xi Jinping immer wieder, dass wissenschaftlich-technische Innovation und Spitzenleistungen in diesem Bereich reale und zentrale Instrumente für ein großes Land wie China darstellten, die man fest in der Hand halten müsse. Xi unterstrich, dass zentrale und Schlüsseltechnologien sich nicht erbetteln ließen. Stattdessen müsse man sich hier auf seine eigenen Kräfte verlassen und selbstständig innovative Leistungen erbringen. In diesem Sinne gilt es für China, an seine gute Tradition, Großes aus eigener Kraft und durch harten Kampf zu schaffen, anzuknüpfen. Des Weiteren muss China die Haupttendenz der wirtschaftlichen Globalisierung gut in den Griff bekommen, seine Öffnung fortsetzen und auf der Grundlage der Aufnahme der Stärken anderer einen Nährboden für eigene Innovationen schaffen und an eigenen Problemlösungen für wissenschaftlich-technische Fragen arbeiten.   

  

Das Tor der Öffnung weiter aufstoßen 

  

In seiner Rede auf der Eröffnungszeremonie des Bo’ao-Asienforums in diesem Jahr unterstrich Xi Jinping: „Chinas Tor der Öffnung wird nicht geschlossen, wir werden es vielmehr noch weiter öffnen.“ Durch seine Öffnung aus eigenem Antrieb beweist China seine politische Reife sowie seine Zuversicht in die erfolgreiche Integration in die Weltgemeinschaft, in den Austausch und Wettbewerb mit anderen Ländern und in eigene weise Lösungskonzepte.  

  

Die Öffnung aus eigenem Antrieb bedeutet zugleich aber auch, dass sich der neue Wettbewerb im wissenschaftlich-technischen Bereich und die Konkurrenz in den High-End-Industrien zuspitzen. Nur wenn man den neuen Herausforderungen mutig ins Auge blickt, hart kämpft, nach materieller und ideeller Akkumulation strebt und innovative Leistungen erbringt, wird sich ein Entwicklungssprung verwirklichen lassen.  

  

Am Beispiel der drahtlosen Telekommunikationstechnik kann man einige aufschlussreiche Erkenntnisse über den Prozess der technischen Innovation gewinnen. Die technischen Normen im Telekommunikationsbereich erfüllen nämlich eine bestimmende und positionierende Funktion, entscheiden also über die Souveränität eines Landes im Telekommunikationsbereich und sind für wirtschaftliche Interessen von großer Bedeutung.  

  

In Zeiten des 2G-Internet-Standards herrschten die europäische GSM-Norm und die amerikanische CDMA-Norm auf der Welt vor. Selbst die von den Japanern entwickelte PDC-Norm fand lediglich im Inland Anwendung. Die Chinesen waren damals noch reine Zuschauer, was bedeutete, dass Chinas Informatisierung in Schlüsselbereichen völlig auf ausländische Technik angewiesen war. Diese Position machte die Volksrepublik wissenschaftlich-technisch allerdings sehr verwundbar und stand im Widerspruch zur wesentlichen Forderung des Sozialismus, die Produktivkräfte zu befreien und zu entwickeln.  

  

In der Zeit des 3G-Internets leisteten die chinesische Regierung und die chinesische Telekommunikationsindustrie dem großen ausländischen Druck Widerstand, und das vor dem Hintergrund, dass es dem Land damals an wirtschaftlicher und technischer Stärke fehlte. Chinas Informatiker hatten mittlerweile jedoch erfolgreich eine eigene Norm, nämlich die TD-SCDMA-Norm entwickelt und damit eine auf eigenem geistigem Eigentum beruhende dritte tragende Säule neben den ausländischen Normen CDMA2000 und WCDMA geschaffen. Die chinesische Norm wies dabei keinen wesentlichen Unterschied zu den anderen beiden Normen auf, obwohl sie im Vergleich zu diesen hinsichtlich der technischen Reife, der industriellen Anwendung und der Nutzererfahrungen noch einigen Verbesserungsbedarf hatte. Die erfolgreiche Entwicklung der chinesischen 3G-Norm stärkte schließlich das Selbstvertrauen der einheimischen Informatiker in ihren Entwicklungsweg und legte damit den Grundstein zu Chinas aktiver Teilnahme an der Ausarbeitung der internationalen Telekommunikationsnormen.  

  

Im Zeitalter des 4G-Internets war China dann nicht mehr bloß „Mitläufer“, sondern Hauptteilnehmer am Normierungsprozess. Mittlerweile sind wir im 5G-Zeitalter angelangt. Heute hat die chinesische Polar Code-Norm bereits die französische Turbo-2.0-Norm abgehängt, womit die Chinesen der amerikanischen LDPC-Norm ebenbürtig gegenüber treten.  

  

2017 wurde das Programm „Made in China 2025“ umfassend in die Praxis umgesetzt. Das Papier sieht unter anderem die Erforschung und Entwicklung von 5G-Produkten vor. Ein chinesischer Sinnspruch lautet: „Kirschen sind süß, aber ein Kirschenbaum ist schwer anzupflanzen; ohne harten Arbeitseinsatz treibt er keine Blüten.“ Will heißen, beim Streben nach Erfolgen darf man sich nicht auf glückliche Zufälle und günstige Umstände verlassen. Hinter den Erfolgen der chinesischen Telekommunikationsindustrie steckt die langjährige harte Arbeit chinesischer Informatiker. Diese nehmen bis heute große Anstrengungen auf sich, um die technische Blockade der Industrienationen aufzubrechen und die Spitzenforschung zu verstärken.  

  

Doch nicht nur im zivilen Bereich konnte die chinesische Fertigungsindustrie einen Entwicklungssprung verwirklichen. Auch im militärischen Bereich wurden große Durchbrüche erzielt. Am 13. Mai 2018 stach Chinas erster selbst gebauter Flugzeugträger von der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian aus zu seiner Jungfernfahrt in See. Dadurch sollten die Zuverlässigkeit und Stabilität technischer Anlagen des Kriegsschiffes, unter anderem seines Antriebssystems, getestet werden.  

  

Die Entwicklung der Blaupausen und der Bau dieses Schiffes waren komplett in China durchgeführt worden, was zeigt, dass China schon heute die Kapazitäten und Fähigkeiten besitzt, mittelgroße, zukünftig sicher auch große Flugzeugträger zu bauen.  

  

Staatspräsident Xi Jinping sagte in der Vergangenheit: „Der Aufbau Chinas zu einer maritimen Macht ist ein wichtiger Bestandteil der Sache des Sozialismus chinesischer Prägung.“ Es gelte, großen Wert auf die Meere zu legen, sie gründlich zu erforschen und ihre Entwicklung strategisch zu planen. All dies erfordert große Kraftanstrengungen und tief gehende Forschung. Es ist an sich ein Wunder, dass einst unter dem Motto „eigene Technik als tragende Säule für die Wiederbelebung“ ein nahezu verschrotteter Flugzeugträger der Sowjetunion in ein funktionsfähiges Kriegsschiff umgewandelt und heute ein eigener Flugzeugträger made in China gebaut werden konnte. Aus der Not wurde also eine Tugend gemacht.   

  

Neben den oben erwähnten Industriezweigen und Branchen hat sich auch in vielen Bereichen der selbstständigen Innovation in China eine erstaunliche Metamorphose vollzogen, ein Wandel, der maßgeblich zur zukünftigen Entwicklung beitragen dürfte.  

  

Fest steht jedenfalls, dass die Chinesen auch weiterhin die Ärmel hochkrempeln werden und ihre Anstrengungen verdoppeln, um zukünftig noch mehr Erfolge in der Innovation zu erringen. 

              

*Doktor Xia Yipu ist Gastforscher am Zentrum für Xi Jinpings Ideen des Sozialismus chinesischer Prägung im neuen Zeitalter der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.  

 

 

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