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„China ist der Ort, an dem man sein sollte“ – Junge Talente aus Entwicklungsländern über ihr Auslandsstudium in Beijing

2019-01-02 09:19:00 Source:China heute Author:
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Von Verena Menzel



Gruppenbild: Die Studenten des aktuellen MBA-Jahrgangs bei ihrer Exkursion nach Hebi, Provinz Henan


„Einmal selbst sehen, ist besser als hundertmal hören“ (百闻不如一见 bǎi wén bùrú yī jiàn), so lautet ein altes chinesisches Sprichwort, eine Weisheit, die bis heute Gültigkeit besitzt, auch und vielleicht gerade in Zeiten des Internets.

Zwar scheinen angesichts moderner Kommunikationsmittel und der Flut online verfügbarer Informationen die Distanzen kleiner denn je. Doch dass es sich dennoch lohnt, auch physisch den Blick über den Tellerrand zu wagen und sich in die Fremde aufzumachen, wird am Beispiel eines internationalen Master of Business Administration (IMBA) deutlich, den das Emerging Markets Institute (EMI) der renommierten Beijing Normal University (BNU) seit 2014 in Chinas Hauptstadt anbietet. Das Interesse an dem Studiengang, der es jungen Talenten aus Entwicklungsländern weltweit über ein Stipendienprogramm ermöglicht, für knapp ein Jahr in China zu studieren, hat großen Zulauf. Insgesamt 182 Studenten aus 61 Ländern haben in den vergangenen fünf Jahren an dem Studienprogramm teilgenommen, für viele von ihnen war es der erste Aufenthalt im Reich der Mitte.

Ziel des Masters ist es, den Studierenden, die vor allem aus Asien, Afrika und Lateinamerika stammen, einen profunden Einblick in Chinas moderne Wirtschaft und regionale Entwicklung zu geben und es ihnen zu ermöglichen, die aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Chinas unter anderem anhand von Fallstudien und Exkursionen zu erforschen.

Und da die eigenen Augen tatsächlich verlässlicher sind als alles Hörensagen, bilden Exkursionen in verschiedene Regionen Chinas, die exemplarisch für das Entwicklungstempo des Landes stehen, einen Kernbestandteil des Studienprogramms. Insgesamt zwei Wochen sind für ausgiebige Feldstudien reserviert.

 

Ende Dezember reiste der aktuelle IMBA-Jahrgang, der im Oktober sein Studium in Beijing aufnahm, 52 Studenten aus 30 Ländern, in die zentralchinesische Provinz Henan, genauer gesagt in die Stadt Hebi. Wir haben die jungen Talente begleitet und sie gefragt, weshalb sie sich für ein Studium in China entschieden haben, welche Missverständnisse und Vorurteile es in ihrer Heimat über China und die chinesische Entwicklung gibt und wie sie selbst das Land mit ihren eigen Augen erlebt haben.

 


1) Mouloud Boulkradeche, 29, aus Algerien:



 

"In China dreht sich alles um Technologie"

 

In Algerien arbeite ich für die Regierung im Bereich Personalverwaltung, und mir wurde ein Stipendium gewährt, um nach China zu kommen und hier zu studieren. Für mich ist es ein großes Abenteuer, in diesem fremdem Land zu sein, und der Aufenthalt gibt mir die Möglichkeit, mein Wissen zu erweitern.

Wir haben viele Chinesen in Algerien, die hauptsächlich im Bausektor arbeiten. Aber bevor ich hierher kam, wusste ich persönlich nur sehr wenig über dieses Land, zum Beispiel, dass China eine riesige Bevölkerung hat, hier smarte Menschen leben und man sich auf moderne Technologien konzentriert. Seitdem ich nun seit rund drei Monaten hier in Beijing meinen IMBA an der BNU mache, kann ich dem nur zustimmen: In China dreht sich alles um Technologie!

Die Social Media App WeChat etwa war für mich bei meiner Ankunft völlig neu. In Algerien verwenden wir keine derartige multifunktionale Anwendung, die es den Nutzern ermöglicht, auch bargeldlos per Handy zu bezahlen. Ich erkannte schnell, dass es in China nicht notwendig ist, viel Bargeld mit sich herumzutragen, was wirklich klasse ist. Ich mag auch die Sharing-Bikes in der ganzen Stadt, die man ebenfalls über WeChat bezahlen kann. Die machen die Fortbewegung in der City wirklich angenehm.

 

WeChat ist etwas, das ich auch in meinem Heimatland gerne verbreiten möchte, wenn ich zurückkehre, nicht nur für den privaten Gebrauch, sondern auch für die geschäftliche Kommunikation. Arbeitsteams können sich beispielsweise problemlos über WeChat-Gruppen vernetzen und so ihre Informationen und Materialien austauschen. Auf diese Weise sind weniger Meetings notwendig. Ich selbst werde die App in Zukunft auf alle Fälle beruflich nutzen.

 

Alles in allem habe ich hier in China mehr gefunden, als ich erwartet habe. Und in Zukunft werde ich ein guter Botschafter Chinas in Algerien sein.

 

 

2) Progress Nyamundanda, 28, aus Simbabwe:



 

"China ist der Ort, an dem man sein sollte"

 

"China ist im Moment das große Ding. Hier ist der Ort, an dem man sein sollte, und nicht irgendein anderes Land der Welt, egal ob es um Wirtschaft oder Technologie geht. Das ist auch der Grund, warum ich gekommen bin. Mit meinem IMBA von der Beijing Normal University werde ich auf dem Arbeitsmarkt sicher gute Chancen haben.

 

Heute bestehen enge Beziehungen zwischen meinem Heimatland Simbabwe und China. Viele Chinesen machen in meiner Heimat Geschäfte, so dass die Menschen in Simbabwe mehr und mehr über China wissen. Ich selbst kannte das Land kaum, bevor ich hierher kam, wusste nur das, was man im Fernsehen sieht oder in den Nachrichten hört.

Eine meiner großen Sorgen war, ob ich mich auf das Essen einstellen können würde, denn ich hatte vor meiner Ankunft viele lustige Geschichten über die Chinesen gehört, nämlich dass sie Hunde und Schlangen und andere seltsame Dinge essen. Aber mittlerweile weiß ich, dass das Quatsch ist.

Ich war auch ein wenig besorgt über die Sprache. Für uns in Afrika klingt Chinesisch wie etwas, das man wohl nie beherrschen wird. Jetzt, da ich hier bin, merke ich, dass es durchaus machbar ist, diese Sprache zu meistern und sich auf Chinesisch zu verständigen, wenn man sich die nötige Zeit zum Üben nimmt."

 

 

3) Bagus Abimanyu, 26, aus Indonesien:



 

"China ist nicht gleichzusetzen mit schlechter Qualität"

 

Ich bin nach China gekommen, weil ich nach einer neuen Herausforderung gesucht habe und um neue Dinge zu sehen und Erfahrungen zu sammeln. Zuvor war ich als Ingenieur in der freien Wirtschaft für Öl-, Gas- und Bauunternehmen tätig.

 

China ist heute eine der führenden Nationen und für mich sehr interessant, da China und Indonesien gute Beziehung pflegen. Wenn es um Technologie geht, ist China eine ebenso gute Wahl für das Auslandstudium wie beispielsweise Europa.

 

Wir haben viele Chinesen in Indonesien, und bevor ich ankam, wusste ich bereits, dass dieses Land über eine sehr fortschrittliche Infrastruktur und eine starke Produktion verfügt. In meinem Land kann man jedoch nur die Endprodukte aus China begutachten, weiß aber nicht, woher diese eigentlich ganz konkret stammen. Ich wollte mir also selbst ein Bild machen.

 

Ich habe außerdem gehört, dass Chinesen sehr fleißige Menschen sind, was sich hier bewahrheitet hat. Zum Beispiel sehe ich chinesische Kommilitonen auf unserem Campus teils bis spät in den Abend lernen.

 

Die Menschen in Indonesien haben viele Vorurteile gegenüber China. Viele denken, dass China nur schlechte Qualität produziert. Aber ich habe hier festgestellt, dass das so nicht wahr ist. Letztlich kann man hier wählen, man bekommt sowohl eher minderwertige als auch qualitativ sehr hochwertige Waren made in China, alles ist verfügbar.

 

Was mich wirklich überrascht hat, ist, dass China viele fortschrittliche Technologien im täglichen Leben einsetzt. Bevor ich hierher kam, dachte ich, dass in Südostasien nur Japan in dieser Hinsicht weit fortgeschritten ist, aber China kann diesbezüglich definitiv selbst mit den Vereinigten Staaten oder den Ländern in Europa mithalten.

 

Auch in Bezug auf den Tourismus ist China für uns Indonesier eine noch eher unbekannte Destination. Wir reisen traditionell lieber nach Japan oder Südkorea. Ich denke allerdings, wenn meine Landsleute nach China kommen, werden auch sie von diesem Land fasziniert sein.

 

Ich hoffe, dass in Zukunft noch mehr Menschen aus Indonesien zum Studieren oder Reisen den Weg nach China finden. Das wird das Bild, das meine Landsleute von China haben, definitiv verändern. Manchmal glauben die Menschen einfach nicht, was andere sagen, sie müssen es selbst gesehen haben.

 

 

4) Deng Mareng Akuei Ajou, 29, aus dem Südsudan:



 

"Ich mag die Geduld der Chinesen"

 

Dies ist bereits mein zweites Mal im Reich der Mitte. Das erste Mal war ich 2017 hier, um an einem Trainingsprogramm in Wuhan teilzunehmen, das von meiner Regierung organisiert wurde. Ich war vom ersten Moment an sehr beeindruckt von der chinesischen Entwicklung.

Man sagte mir, mit einem chinesischen Abschluss in der Tasche hätte ich in Zukunft mehr Möglichkeiten. Deshalb habe ich die Chance ergriffen, am IMBA-Programm in Beijing teilzunehmen.

Bevor ich nach China kam, kannte ich nur das alte China, das mir aus chinesischen Kung-Fu-Filmen und chinesischen Fernsehserien geläufig war. Und ich muss sagen, dass es eine große Faszination auf mich ausgeübt hat. Die traditionelle chinesische Kultur hat mich letztlich hierher geführt und mich dazu gebracht, mehr über dieses Land erfahren zu wollen.

Wer in China leben möchte, muss Geduld mitbringen, pflegen wir in meinem Heimatland zu sagen. Bei uns sind die Menschen oft sehr ungeduldig und erledigen die Dinge mit großer Eile. Deshalb gefällt es mir umso mehr, dass die chinesischen große Geduld in ihrem Tun an den Tag legen.

Für die Zukunft hoffe ich, Beziehungen zu chinesischen Geschäftsleuten zu knüpfen sowie eines Tages selbst mit China Geschäfte zu machen und mit den Chinesen beruflich eng zusammenzuarbeiten.


 

5) Yvonne Akinyi Ochieng, 25, aus Kenia:



 

"China hilft beim Aufbau unseres Landes"

 

Es ist mein erstes Mal in China und um ehrlich zu sein, wusste ich früher nicht viel über dieses Land, obwohl ich vor meiner Ankunft zur Vorbereitung natürlich ausgiebig im Internet recherchiert habe.

 

Tatsächlich wächst das China-Wissen der Menschen in Kenia stetig, vor allem seit Beginn der Initiative zum Aufbau der neuen Seidenstraße. Mittlerweile gibt es viele Kooperationen zwischen chinesischen und kenianischen Unternehmen und China hilft beim Aufbau unseres Landes.

 

Es gibt bei uns jedoch viele falsche Annahmen über China, insbesondere was die chinesische Ernährung angeht. Die Leute sagen oft, dass die Chinesen zum Beispiel Hund als Alltagsgericht essen, was definitiv nicht stimmt. Ich muss sagen, chinesisches Essen ist wirklich lecker.

 

Was mich in China wirklich beeindruckt, ist die breite Anwendung moderner Technologien, insbesondere bargeldloser Zahlungssysteme. Seit ich hier bin, habe ich nur zweimal bar bezahlt. Die Chinesen integrieren neue Technologien schnell in ihren Alltag und sind in dieser Hinsicht gut organisiert.

 

Eine weitere Sache, die ich in China sehr mag, ist das öffentliche Verkehrssystem, zum Beispiel die Beijinger U-Bahn. In Kenia stützt sich der öffentliche Nahverkehr auf Busse, weshalb man leicht im Verkehr stecken bleibt. Mit seinem U-Bahnnetz ermöglicht es Beijing seinen Einwohnern, bequem von A nach B zu gelangen.

 

 

6) Nnanna Harrison Ogudu, 25, aus Nigeria:



 

"China treibt seine Öffnung spürbar voran"

 

Ich bin nach China gekommen, weil dies die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt ist. China ist heute nach den Vereinigten Staaten die weltweite Nummer zwei, und ich denke, dass das Land die US-Wirtschaft bald überholen wird.

 

Was für mich seit meiner Ankunft hier im Oktober 2018 sehr deutlich geworden ist, ist, dass China seine Öffnung wirklich vorantreibt, was ich für eine gute Sache halte.

 

Die meisten Menschen in Nigeria wissen noch nicht viel über China und es bestehen noch viele Vorurteile, aber ich denke, das wird sich bald ändern. Einige Nigerianer denken zum Beispiel, dass die Chinesen gewieft sind, ineffizient arbeiten und ständig Produkte fälschen. Nun, da ich hier bin, kann ich sagen, dass dies so nicht der Fall ist. Es gibt zum Beispiel ein striktes Aufsichtssystem, um solchen Problemen den Nährboden zu entziehen.

 

In der Vergangenheit wusste ich nicht viel über China und die chinesische Kultur. Während meiner Zeit in Beijing habe ich bereits viel gelernt, zum Beispiel auch über die chinesische Seidenstraßeninitiative, und ich kann mittlerweile auch fantastisch mit Essstäbchen hantieren.

Dieses Jahr sind wir insgesamt sieben Stipendiaten aus Nigeria im IMBA-Programm. Ich denke, dieser internationale Master wird dazu beitragen, dass unsere beiden Länder in Zukunft noch enger zusammenwachsen.

 

 

 

 

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