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Beijing – Eine kulturelle Reise durch Chinas Hauptstadt

2018-02-02 11:08:00 Source:China heute Author:Zhang Li
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Von Zhang Li

Beijing ist eine der größten Metropolen der Welt, eine Stadt, durch die trotz ihrer Modernität noch immer der Hauch der kaiserlichen Hauptstadt weht. Ihre Mischung aus hippem Großstadtleben und historischen Bauten macht sie für Besucher aus aller Welt zu einem spannenden Reiseziel. Dabei verweben sich in Beijing alte kaiserliche Kultur und eine bunte Straßenkultur zu einem unvergesslichen städtischen Mosaik.

Beijings Straßen verbinden diejenigen, die schon einmal in der Hauptstadt waren, mit so vielfältigen Dingen wie antiken Gebäuden, authentischen Straßensnacks, großen Luxus-Einkaufsmeilen, dem typischen Beijinger Dialekt, der rauen und doch liebevollen Weise, in der die Menschen hier miteinander und mit Neuankömmlingen umgehen, sowie mit dem kleinen Getier – Fische, Vögel und Insekten, das sich die alten Beijinger gerne als Haustier halten.

 

 

 

Für viele ein typisches Markenzeichen der Hauptstadt: Kleines Getier wie Fische, Vögel und Insekten, das sich die alten Beijinger gerne als Haustier halten.

 

Beijinger Siheyuans und Hutongs

Ein Inbegriff Beijinger Architektur sind sicherlich die traditionellen chinesischen Wohnhöfe, die so genannten Siheyuan. Ein solcher Wohnhof ist in allen vier Himmelsrichtungen von Häusern umgeben. Er stellt eine traditionelle Form von Wohnhaus dar, wie man es besonders häufig im Gebiet in und um Beijing findet. Seinen Ursprung soll der Siheyuan in der Yuan-Dynastie (1271–1368) haben. Damals, als Beijing zur kaiserlichen Hauptstadt ernannt wurde, sollen diese Wohnhöfe zusammen mit den Palästen, Gassen und Hutongs entstanden sein. Bis heute prägen Siheyuan das Bild der Beijinger Altstadt. Ihre geschnitzten Balken, bemalten Säulen und ruhigen Höfe, die eine Verschnaufpause im geschäftigen Großstadttrubel versprechen, verleihen der Stadt einen ganz besonderen Charme.

Die Wohngemächer eines Siheyuans umschließen einen rechteckigen Innenhof. Und so heißt Siheyuan übersetzt denn auch „von vier Seiten umschlossener Hof“ oder „Vierseithof“. Traditionell besteht ein solcher Wohnhof aus einem Hauptraum, zwei Seitenräumen im Osten und Westen sowie einem Hinterraum. Die einzelnen Zimmer sind dabei durch Gehwege miteinander verbunden. Das Tor der meisten Hofhäuser öffnet sich gen Süden. Üblicherweise steht hinter ihm eine weitere, mit Bildern verzierte Wand, damit Besucher nach dem Eintritt nicht direkt in den Hof blicken können. So soll die Privatsphäre der Bewohner gewahrt werden. Der große Innenhof der traditionellen Häuser ist ein idealer Ort, um Bäume und Blumen wie Granatapfel, Jujube, Kakipflaumen, Gewürznelken oder Zieräpfel anzupflanzen. Im Frühling und Sommer durchstreift so ein aromatischer Wohlgeruch die Anlage und die Pflanzen bieten kühlenden Schatten, im Herbst können die saftigen Früchte geerntet werden. Darüber hinaus züchten viele Bewohner im Hof auch Zierfische und Vögel, so dass der Innenhof einer natürlichen Landschaft nachempfunden ist.

 

 

 

Auf einer Imbissstraße in der Nähe des Qianmen-Tors. Vor allem die berühmten Snacks der Hauptstadt sollten sich Reisende auf keinen Fall entgehen lassen.

 

Ein weiterer idealer Ort, um die Beijinger Lebenskultur besser kennen zu lernen, sind ohne Zweifel die verschlungenen Gässchen der Altstadt, die so genannten Hutongs, in denen auch viele der Siheyuan liegen. Heute gibt es in Beijing immer noch mehr als 7000 dieser Hutongs in verschiedenen Größen. Als Träger der antiken Kultur der Stadt zeugen die Hutong-Viertel vom historischen Wandel Beijings und durch einen Besuch der alten Viertel können Touristen das Leben und die Traditionen der Menschen vor Ort noch besser kennen lernen.

Angesichts des groß angelegten städtischen Umbaus in den vergangenen Jahren, verschwinden die alten Straßenviertel allerdings mehr und mehr. Im Jahr 2002 reagierte die Beijinger Stadtregierung deshalb und verabschiedete den „Plan zum Schutz 25 historischer und kultureller Stätten der Beijinger Altstadt“.

Hutong-Touren in Beijing

Shichahai: Das Viertel Shichahai liegt im Zentrum der Stadt Beijing, nördlich des Beihai-Parks. Die Gegend hat bis heute ihr urtümliches Antlitz weitestgehend beibehalten. In dem traditionsreichen Stadtteil mit Seen und Wasserwegen, darunter auch der namensgebende Shichahai, der auch als Houhai bekannt ist, können Besucher von der Yinding-Brücke aus einen wunderschönen Anblick genießen: Auf der Wasserfläche spiegeln sich bei schönem Wetter die umliegenden Hügel in der Ferne und die Weiden wiegen sich sacht im Wind. In der nahe gelegenen Geschäftsstraße Yandai Xiejie locken zahlreiche Lädchen mit kunstgewerblichen Produkten. Darüber hinaus gibt es in der Nähe noch eine Reihe von sehenswerten historischen und kulturellen Stätten wie die Residenz des Prinzen Gong, die ehemaligen Wohnsitze von Soong Ching-ling und Mei Lanfang sowie den berühmten Glocken- und den Trommelturm.

 

 

 

Touristenmagnet im Herzen Beijings: Das Viertel Shichahai hat bis heute sein urtümliches Antlitz weitestgehend bewahrt.

 

 

Nanluoguxiang: Die Nanluoguxiang ist eine rund 800 Meter lange Touristenstraße, an der sich zahlreiche Restaurants, kleine Modeboutiquen und Souvenirläden aneinanderreihen. Sie liegt inmitten eines Viertels, in dem die am besten erhaltenen Hutongs der Yuan-Dynastie (1271 – 1368) zu finden sind. Zur westlichen und östlichen Seite dieses Nord-Süd-Hutongs strahlen acht weitere Hutongs wie gut sortierte Gräten seitlich aus. Darüber hinaus finden Besucher hier noch die ehemaligen Residenzen des berühmten Malers Qi Baishi sowie des chinesischen Schriftstellers Mao Dun, das Feldhauptquartier von Chang Kai-check sowie die Bühne des China Youth Art Theater (heute: Beibing Sima Theater), wo häufig Dramen aufgeführt werden.

 

 

 

Auf der Touristenstraße Nanluoguxiang reihen sich zahlreiche Restaurants, Modeboutiquen und Souvenirläden aneinander.

 

Liulichang: Diese berühmte Kulturstraße liegt rund einen Kilometer südlich des Tian’anmen-Platzes. In den Geschäften dort findet man eine Vielfalt von Antiquitäten, kalligrafischen Werken und Gemälden. Bei einigen dieser Läden handelt es sich um altehrwürdige Marken wie Laixunge, den Cathay Bookshop, Rongbaozhai, Daiyuexuan und Yidege. Bei Laixunge, ein Laden, der schon während der Regierungszeit des Qing-Kaisers Xianfeng (1831 – 1861) errichtet wurde, sind seltene kostbare Bücher und Handschriften von historischem Wert zu finden. Der Cathay Bookshop ist Chinas älteste professionelle Buchhandlung zur Sammlung, Veröffentlichung und zum Vertrieb antiquarischer Bücher. Der im Jahr 1672 errichtete Schreibwarenladen Rongbaizhai bietet die vier Schätze der Studierstube (Papier, Pinsel, Tusche und Reibstein) sowie chinesische Malereien und Kalligraphien an. Daiyuexuan mit einer Geschichte von mehr als 100 Jahren ist bekannt für seine hochwertigen Pinsel und Yidege für seine exquisite Tusche.

 

 

 

In den Geschäften der berühmten Kulturstraße Liulichang findet man eine Vielfalt von Antiquitäten, kalligrafischen Werken und Gemälden.

 

Dongjiaominxiang: Diese Straße diente im alten China 700 Jahre lang als Gravitationszentrum der chinesischen Diplomatie. Mit ihren drei Kilometern Länge ist die Dongjiaominxiang die längste Hutongstraße Beijings. In ihrem östlichen Teil liegt das bekannte Adong Photo Studio, wo schon viele berühmte Aufnahmen entwickelt wurden. Eine der bekanntesten darunter dürfte das Bild „Roter Stern über China“ des amerikanischen Journalisten Edgar Snow sein. Darüber hinaus finden sich hier viele westliche Gebäude, darunter eine Kirche, die einstigen Botschaften mehrerer westlicher Länder, große Banken sowie zahlreiche Bars und Nachtclubs.

 

 

 

Die Dongjiaominxiang: Der Straßenzug diente im alten China 700 Jahre lang als Gravitationszentrum der chinesischen Diplomatie.

 

Altehrwürdige Marken und Snacks

Für waschechte Beijinger stehen die alten Marken der Stadt nicht nur für Qualität, sondern auch für ein Stück Beijinger Tradition. Dazu zählen der Hammeleintopf von Donglaishun, die Peking-Ente von Quanjude, das in Sojasoße eingelegte Gemüse von Liubiju und die TCM-Arzneimittel von Tongrentang. Diese Marken sind nicht nur Symbole der Stadt Beijing, vielmehr sind sie kulturelle Phänomene, die bis heute die historischen Traditionen der chinesischen Hauptstadt verkörpern.

Bei den altehrwürdigen Marken handelt es sich um Qualitätssiegel, die sich in Jahrhunderten des Wettbewerbs in Handel und Handwerk durchgesetzt haben. Beijings 67 offiziell eingetragenen altehrwürdigen Marken konzentrieren sich hauptsächlich auf die Bereiche Kunsthandwerk, Gastronomie, Volkskunst und Volkskultur. Ihre Erschaffer handeln nach den Lehren des Konfuzianismus und legen bis heute großen Wert auf die Integrität des Managements, gute Qualität, aufmerksamen Service und einzigartige Fertigkeiten.

Die Apotheke Tongrentang wurde im Jahr 1669 gegründet und ist bis heute eine angesehene Adresse, wenn es um Arzneien der Traditionellen Chinesischen Medizin geht. Es heißt, ihren Namen habe sie einst vom Qing-Kaiser Kangxi persönlich erhalten. Als ehemaliger Lieferant des Kaiserhofs genießt Tongrentang bis heute einen vorzüglichen Ruf im In- und Ausland für seine Verarbeitungstechniken, die guten Rohstoffe und die Fertigkeiten seiner Arbeitskräfte.

Wuyutai war ursprünglich nur ein kleiner Teestand in der Beixinqiao-Straße. Dank des fleißigen Einsatzes vieler Generationen hat sich das kleine Geschäft mittlerweile zum profitabelsten Teeladen der Hauptstadt gemausert. Gute Qualität bei moderaten Preisen locken noch immer viele Teeliebhaber in das traditionsreiche Geschäft.

Die Firma Neiliansheng wurde 1853 gegründet und ist für ihre handgemachten Stoffschuhe bekannt. Ungefähr 80 bis 100 Maschen des Hanffadens werden für das Tretwerk gleichmäßig in jedem Quadratzoll vernäht. Der Shop vermerkt die Größen und Vorlieben seiner Stammkundschaft, so dass die neu gefertigten Schuhe direkt nach Hause geliefert werden können, sobald das alte Schuhwerk abgetragen ist.

Auch Beijings traditionelle Speisen und Snacks spiegeln die Geschichte, die Kultur und den Geschmack der Stadt wider. Wer die Hutongs nicht besucht hat, ist nicht wirklich durch Beijing geschlendert, und wer die traditionellen Snacks der Stadt nicht probiert hat, hat auch die Stadt nicht wirklich erlebt, so heißt es.

In Beijing gibt es eine ganze Reihe von hundertjährigen Geschäften, die traditionelle Leckereien anbietet. Viele der Speisen haben den Geschmack der Han, Hui, Mongolen und Mandschuren sowie des kaiserlichen Hofs in sich aufgenommen und vereint. Zu den mehr als 200 traditionellen Beijinger Snacks gehören Beilagen, Teegebäck und Nachtimbisse, die sich alle in Geschmack und Zubereitungsart deutlich unterscheiden. Exquisite kaiserliche Desserts wie Erbsenkuchen, Gartenbohnenrollen und Brötchen aus Kastanienmehl sind besonders bei jungen Frauen sehr beliebt. In Würzbrühe gekochter Schafsmagen gehört dagegen eher zu den Favoriten männlicher Zeitgenossen. Darüber hinaus können die Besucher für Zwischendurch auch kandierte Früchte am Stiel, süßsaueres Erfrischungsgetränk aus Sauerpflaumen sowie den beliebten Beijinger Mandeltee probieren.


 

Die Beijinger Küche

Pekingente: Die Pekingente wird traditionell entweder hängend in einem speziellen Ofen oder in einem geschlossenen Ofen gegart. Bei ersterem wird das Geflügel hängend über offenem Feuer, das durch Harthölzer wie Jujube-, Pfirsich- oder Aprikosenholz angeheizt wird, in einem türlosen Ofen geröstet. Bei letzterem wird der Ofen durch die Verbrennung von Holzkohlefeuer vorgewärmt. Sobald das Feuer erloschen ist, wird die Ente umgehend in den Ofen gegeben und auf diese Weise langsam durch die Wärme der Glut gegart.

Die zwei bekanntesten Pekingente-Restaurants in Beijing sind Quanjude und Bianyifang. Quanjude ist dabei bekannt für sein spezielles Röstverfahren in einem chinesischen „Hängeofen“, während Bianyifang auf die ältere Röstmethode in einem geschlossen Ofen setzt. Auch zum Verzehr der fertigen Ente gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Die schmackhafteste Variante ist aber wohl noch immer, die gebratenen Entenstreifen in einen kleinen Lotosblatt-Pfannkuchen oder in kleine Sesambrötchen zu legen. Hinzu kommen dann noch Streifen chinesischen Porrees und die typische, aus gegorenem Mehl zubereitete süße Soße. Dann kann das Ganze zusammengerollt und verkostet werden.

 

 

 

Kulinarischer Klassiker: Die Pekingente wird traditionell entweder hängend in einem speziellen Ofen oder in einem geschlossenen Ofen gegart.

 

Zhajiangmian: Bei diesem Gericht handelt es sich um eine Beijinger Nudelspezialität mit Sojabohnenpaste. Dabei ist die gebratene Sojabohnenpaste die wichtigste Zutat. Unverzichtbar für das Gelingen sind auch frisches Gemüse und zartes Hackfleisch. Vor dem Servieren wird das Gemüse, darunter Gurken-, Rüben- und Sellerieschnitze sowie Sojasprossen und grüne Sojabohnen, auf die gekochten Nudeln gegeben. Im Jahr 2011 besuchte US-Vizepräsident Joe Biden in Begleitung von Gary Faye Locke, dem damaligen US-Botschafter in China, die Beijinger Hutongs und probierte das traditionelle Nudelgericht, wodurch es landesweite Berühmtheit erlangte.

 

 

 

Bekanntes Beijinger Nudelgericht: Bei Zhajiangmian handelt es sich um eine Beijinger Nudelspezialität mit Sojabohnenpaste.

 

Mongolisches Hammelfleischfondue: Die Ursprünge dieses Gerichtes, das an den chinesischen Feuertopf erinnert, reichen bis in die Yuan-Dynastie (1271–1368) zurück. Vor allem seit der Qing-Dynastie (1644 –1911) erfreut sich dieses traditionelle Fondue größter Beliebtheit. Bei den großen Festessen für die ältere Generation, die während der Regierungszeit der Qing-Kaiser Kangxi und Qianlong mehrfach abgehalten wurden, durfte dieses Gericht keinesfalls fehlen. Später wurde das Fondue vermehrt in islamischen Restaurants angeboten. 1854 eröffnete das Zhengyanglou-Restaurant in der Nähe des Qianmen-Turms. Es war das erste von Han-Chinesen betriebene Restaurant, das den mongolischen Feuertopf anbot. Hauptzutat der Speise ist in hauchdünne Streifen geschnittenes Hammelfleisch. Im Jahr 1914 bot das Restaurant Donglaishun höhere Löhne an, um Zhengyanglous Spitzenköche abzuwerben. Das Unterfangen gelang und nach zahlreichen Verbesserungen konnte sich Donglaishun den Ruf des besten Restaurants mit Hammelfleischfondue auf der Speisekarte erarbeiten.

 

 

 

Mongolisches Hammelfleischfondue

 

Manhan Quanxi: Dieses große Bankett mandschurischer und han-chinesischer Gerichte findet seinen Ursprung in der Qing-Dynastie. Ursprünglich waren einst nur die Küchen aus Nordostchina, Shandong, Beijing und Zhejiang Teil dieses Banketts, später kamen aber auch Gerichte der kantonesischen Küche sowie der Küche Fujians hinzu. In der Qing-Dynastie bestand dieses Festessen aus mindestens 108 einzigartigen Gerichten aus der mandschurischen und han-chinesischen Küche und es durfte ausschließlich für den kaiserlichen Haushalt zubereitet werden. Dabei kamen alle Zubereitungsarten aus dem ganzen Kaiserreich zum Einsatz. Als kulturelles Kleinod und Spiegel des höchsten Niveaus der chinesischen Kochkunst wird dieses Festessen in der Regel nur in sehr gehobenen Restaurants und zudem zu astronomischen Preisen angeboten. Trotzdem gibt es in Beijing eine Reihe von Restaurants wie Najia Xiaoguan, wo man die kaiserlichen Gerichte probieren kann.

 

 

 

Manhan Quanxi: Als kulturelles Kleinod und Spiegel des höchsten Niveaus chinesischer Kochkunst wird dieses Festessen in der Regel nur in sehr gehobenen Restaurants und zu astronomischen Preisen angeboten.

 

Die Pekingoper

Die Pekingoper gilt als Quintessenz der chinesischen Kultur und besitzt Weltruhm. Im Jahr 1790 kam eine Truppe namens Sanqing aus der Provinz Anhui nach Beijing, um dem Qing-Kaiser Qianlong zum 80. Geburtstag zu gratulieren. Ihr folgten drei weitere Ensembles nach, nämlich Sixi, Chungong und Hechun, die gemeinsam als die vier größten Truppen zur Aufführung der lokalen Opern Anhuis galten. Ihre Auftritte in der kaiserlichen Hauptstadt sollten zum fulminanten Erfolg werden. Und die Darsteller begannen unterdessen auch, mit Künstlern der Han-Oper, die vor allem in den zentralchinesischen Provinzen Hubei und Hunan verbreitet ist, zusammenzuarbeiten. So fanden schließlich auch Elemente der Kunqu-Oper, der Shaanxi-Oper sowie verschiedener anderer Volksmelodien Einzug in ihre Darbietungskunst. Aus diesem fortwährenden Austausch und der Kombination verschiedener Stile hat sich die heutige Pekingoper herausgebildet. Danach entwickelte sie sich als höfische Kunst rasant weiter und erreichte schließlich im Zeitraum der Republik China (1911 – 1949) ihre größte Blüte.


 

Pekingoper-Darsteller müssen vor allem vier wichtige Fähigkeiten besitzen: Neben einem Talent für ausdrucksstarkes Singen und Sprechen, müssen die Mitwirkenden auch gut Tanzen können und zudem in chinesischer Kampfkunst, Akrobatik und im künstlerischen Kampf mit Waffen aller Art bewandert sein.

Im Laufe ihrer 200-jährigen Geschichte hat die Pekingoper was ihre Gesangstexte sowie die gesprochenen Worte und Reime angeht, ihren ganz eigenen lokalen Stil entwickelt. Darüber hinaus wird sie heute nicht nur von Musikinstrumenten verschiedener ethnischer Gruppen begleitet, sondern integriert ähnlich wie die westliche Oper auch Elemente aus anderen Kunstrichtungen sowie der Literatur.

Die meisten männlichen Rollen in der Pekingoper haben ein nach besonderen Regeln eindrucksvoll geschminktes Gesicht. Diese Maske ist nicht nur ein darstellerisches Ausdrucksmittel, sondern trägt auch symbolische Bedeutung. Die verschiedenen Bemalungen drücken nämlich den jeweiligen Charakter der Rolle, die Eigenschaften der Figur sowie ihr Schicksal aus. Das rote Gesicht beispielsweise repräsentiert Loyalität, Aufrichtigkeit und Tapferkeit. Ein schwarzes Gesicht steht für Mut und Beständigkeit. Gelbe und weiße Gesichter haben im allgemeinen eine negative Bedeutung und deuten auf Heuchelei und Grausamkeit hin. Allerdings gibt es in der Pekingoper nur für männliche Rollen derartige Schminkmuster.

 

 

 

Die traditionelle Pekingoper „Farewell, My Concubine“

 

Rollentypen in der Pekingoper

Zusätzlich zu den natürlichen (Geschlecht und Alter) und gesellschaftlichen (Identität und Beruf) Eigenschaften der Menschen, lassen sich die Rollen der Pekingoper auch nach ihren Charakteren aufteilen. Die fünf wichtigsten Rollen sind dabei Sheng, Dan, Jing, Mo und Chou.

Sheng ist eine männliche Rolle ohne Gesichtsmaske, wobei dieser Rollentyp noch weiter untergliedert werden kann, nämlich in Xiaosheng (junger Mann), Wusheng (junger Offizier) und Laosheng (alter Mann). Im Allgemeinen handelt es sich bei den Sheng um positive Figuren.

 

 

 

Der Sheng ist eine männliche Rolle der Pekingoper ohne Gesichtsmaske.

 

Dan bezieht sich auf die weibliche Rolle in der Pekingoper. Sie wird in vier Subtypen unterteilt: Huadan (lebendige und unverheiratete junge Frau), Wudan oder Daomadan (in der Kriegskunst bewanderte Frau), Qingyi (tugendhafte und würdevolle Frau) und Laodan (alte Frau).

 

 

 

Dan bezeichnet die weibliche Rolle in der Pekingoper.

 

Jing, auch Hualian genannt, ist eine männliche Rolle mit besonderer Gesichtsbemalung. Diese temperamentvolle Figur zeichnet sich durch eine tiefe und lautstarke Stimme sowie eine übertriebene Gestik aus. Zu diesem Rollentyp gehören der Dahualian (großes bemaltes Gesicht, Rolle mit Schwerpunkt auf Gesang), der Erhualian (zweites bemaltes Gesicht, Rolle mit Schwerpunkt auf Gestik) und der Wuhualian (Militär mit bemaltem Gesicht, Rolle mit Schwerpunkt auf Kampf und Akrobatik).

 

 

 

Der Jing, auch Hualian genannt, ist eine männliche Rolle mit besonderer Gesichtsbemalung.

 

Der Mo war eine Rolle bei der Gründung der Pekingoper. Da sein Rollentyp allerdings dem Laosheng sehr ähnelt, wurde er später mit der Rolle des Sheng zusammengeführt.

 

 

 

Der Mo war eine Rolle bei der Gründung der Pekingoper.

 

Beim Chou handelt es sich um einen männlichen Clown. Diese Rolle kann noch weiter in Wenchou (zivile komische Rolle) und Wuchou (militärische komische Rolle) untergliedert werden. Der Chou trägt eine spezielle Gesichtsfarbe, die sich stark von der Jing-Rolle unterscheidet. Ein besonderes Merkmal der Maske dieser Rolle ist die kleine weiße Stelle an der Nase. Je nach Charakter kann die Form dieser weißen Stelle variieren, entweder ist sie quadratisch, hat die Form eines so genannten Yuanbao (schuhförmiger Geld- oder Silberbarren, der im feudalen China als Zahlungsmittel verwendet wurde) oder eines Dattelkerns. In der traditionellen Oper sind Chou-Figuren im Allgemeinen Menschen mit niedriger gesellschaftlicher Stellung. Die meisten von ihnen sind lebendige, lustige und optimistische Menschen.

 

 

 

Beim Chou handelt es sich um einen männlichen Clown.
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