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Hamburger Hafen – Europas Tor zur Seidenstraße

2021-09-15 13:10:00 Source: Author:
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Von Axel Mattern*

 

Der Hamburger Hafen ist eine der größten europäischen Drehscheiben für den Handel mit China. Allein im Jahr 2020 wurden im größten deutschen Seehafen mehr als 2,4 Millionen Standardcontainer (TEU) im Handel mit China umgeschlagen. Bei knapp einem Drittel aller Container, die den Seehafen passieren, lautet das Ziel- oder Herkunftsland China. Mittlerweile verbinden insgesamt 15 Liniendienste den offenen Tidehafen an der Unterelbe mit allen wichtigen Häfen im Reich der Mitte.

 

Eine der Hauptstärken des Hafens in der freien Hansestadt, nach den Häfen in Rotterdam und Antwerpen übrigens der drittgrößte Seehafen Europas, ist seine Anbindung an das europäische Schienennetz. Kein anderer Hafen in Europa verfügt über eine vergleichbare und derart umfassende Abdeckung. Der Hamburger Hafen ist das zentrale Drehkreuz für den China-Verkehr. Er bringt nicht nur Deutschland, sondern auch Österreich, Polen, Tschechien, Russland, Ungarn, die Slowakei und die Schweiz handelsmäßig näher mit China zusammen.



 

Der Hamburger Hafen ist eine der wichtigsten Drehscheiben Europas für den Handel mit China.

 Er verfügt auch über zahlreiche Anbindungen an das europäische Eisenbahnnetz.


Sowohl die Hamburg Port Authority (HPA) als auch die im Hafen ansässigen Unternehmen haben das vergangene Jahr im Zeichen von Corona genutzt, um die Infrastruktur weiter auszubauen und zu modernisieren sowie die Umschlaganlagen mit neuester Technik auszustatten. Die großen Terminalbetreiber Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und Eurogate investierten in zusätzliche Containerbrücken für die Umschlaganlagen im Waltershofer Hafen. Die Containerterminals in Hamburg sind damit für die Abfertigung von Großcontainerschiffen gerüstet, die den Hafen zudem jetzt leichter erreichen können. Die Fahrrinnenanpassung wurde im Februar dieses Jahres abgeschlossen. Die gemeinsam von der HPA und der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes gebaute Passierrinne kann nun in ihrer gesamten Länge und Breite genutzt werden. Auf den acht Kilometern zwischen Wedel und Blankenese wurde die Elbfahrrinne auf 385 Meter verbreitert. Ab sofort können dadurch Seeschiffe mit einer Gesamtbreite von 104 Metern – statt wie bisher 90 Metern – einander sicher passieren.

 

Derzeit arbeiten alle Beteiligten im und um den Hamburger Hafen kontinuierlich an der weiteren Digitalisierung der logistischen Transportketten. Digitale Transportprozesse sorgen für eine deutlich reibungslosere Verbindung zwischen See- und Hinterlandverkehr. Davon profitieren letztlich alle Hafenakteure – vom Terminalbetreiber bis zu den Eisenbahnverkehrsunternehmen. Auch die Prozessautomatisierung sorgt für mehr Effizienz, etwa durch den Einsatz von fahrerlosen Transportfahrzeugen an den Terminals. Eine intelligente Verkehrslenkung fördert einen effizienteren Verkehrsstrom, nicht nur auf Straße und Schiene, sondern auch auf dem Fluss.

 

Der Hafen der Hansestadt ist schon heute Ausgangspunkt bzw. Ziel von rund 38 Prozent des nationalen Schienengüterverkehrs. Für den deutschen Eisenbahninfrastrukturbetreiber DB Netz ist der Norden Deutschlands längst das wichtigste Investitionsgebiet. Kontinuierlich wird die umliegende Infrastruktur instandgesetzt und modernisiert. Der größte deutsche Eisenbahnhafen ist damit nicht nur optimal an das nationale, sondern auch an das europäische und russische Schienennetz angeschlossen.

 

Der Hinterlandverkehr des Hafens auf der Schiene blieb 2020 mit einem Volumen von 46,6 Millionen Tonnen und 2,6 Millionen TEU trotz der Auswirkungen der Coronakrise weitgehend stabil. Der Rückgang der auf der Schiene transportierten Container fiel mit 4,4 Prozent deutlich geringer aus als der Rückgang des Containerumschlags insgesamt. Das Jahr 2020 war mengenmäßig gar das drittbeste und nach der Anzahl der beförderten Container das zweitbeste Jahr in der Geschichte der Hamburger Hafenbahn.

 

Auf den Gleisen der Hamburger Hafenbahn werden täglich rund 200 Güterzüge mit 5500 Waggons schnell und effizient abgefertigt. Inzwischen nutzen mehr als 160 Eisenbahnverkehrsunternehmen das dichte Gleisnetz mit seinem Wagenladungsverkehr sowie den Shuttle- und Ganzzugverbindungen nach ganz Europa. Pro Woche verkehren hier fast 2000 Züge aus und nach Hamburg, davon über 230 pro Woche mit China.

 

Die Liste der chinesischen Städte, die durch regelmäßige Zugverbindungen mit Hamburg verbunden sind, ist lang: Changchun, Changsha, Chengdu, Chongqing, Dalian, Ganzhou, Harbin, Hefei, Jinan, Shenyang, Shenzhen, Shilong, Suzhou, Weihai, Wuhan, Xiamen, Xi'an, Yantai, Yiwu und Zhengzhou. Im November 2020 bzw. April 2021 kamen noch zwei weitere Verbindungen mit den Städten Xuzhou und Shijiazhuang hinzu. Allein im interkontinentalen Bahnverkehr zwischen Hamburg und China stieg der Umschlag im Jahr 2020 um gut sieben Prozent auf insgesamt 107.000 TEU. Bis zu 40 Züge pro Woche verkehren mittlerweile zwischen verschiedenen Provinzen in China und dem größten europäischen Eisenbahnhafen. Die Verbindungen der neuen Seidenstraße bilden eine wichtige Ergänzung zu den bestehenden Seeverbindungen in der globalen Lieferkette zwischen China und Deutschland. Die positive Entwicklung zeigt, dass die angebotenen Dienstleistungen bestens angenommen werden.

 

In Hamburg gibt es insgesamt vier Terminals, die Bahnfracht im Rahmen der Verbindungen der neuen Seidenstraße abwickeln: das DUSS Terminal Hamburg-Billwerder, das Kombi-Transeuropa Terminal Hamburg am HHLA Container Terminal Altenwerder sowie die Terminals Eurokombi und C. Steinweg.

 

Die Hamburger Hafenbahn formt das Bindeglied zwischen den Güterterminals des Seehafens und dem europäischen Schienennetz. Egal, ob es um Güter geht, die vom Hafen in die ganze Welt transportiert werden oder umgekehrt – die Hafenbahn bietet die notwendige Infrastruktur für jedes Eisenbahnverkehrsunternehmen, das den Hafen anfahren möchte. In den letzten Jahren wurden wichtige strategische Ausbauprojekte abgeschlossen, die eine noch engere Verflechtung des örtlichen Hafenverkehrs fördern.

 

Auch wenn der Schienengüterverkehr in Sachen befördertes Gütervolumen seinem Pendant auf dem Seeweg noch hinterherhinkt, spielt er doch schon heute eine zentrale Rolle für die Förderung der Wirtschaftsbeziehungen und des Handels zwischen China, Deutschland und anderen europäischen Ländern. Und die Zeichen für die Zukunft stehen gut. Immer mehr Züge und Schiffe haben den Hamburger Hafen als Ziel- oder Startpunkt. Die wirtschaftlichen Prognosen, insbesondere für die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen, sind durchweg positiv, wie man von vielen Institutionen hört.



 

Der Messestand des Hamburger Hafens 

auf der dritten China International Import Expo (CIIE) im November 2020 in Shanghai


Viele der in Hamburg ansässigen großen Logistikunternehmen wie Dachser, Kühne+Nagel oder Hellmann nutzten bereits vor der Coronapandemie intensiv die Transportwege der Seidenstraßeninitiative. Aufgrund vieler ausgesetzter Linienflugverbindungen und begrenzter Luftfrachtkapazitäten während der Pandemie stieg auch im Hamburger Hafen die Nachfrage nach Zugverbindungen. Der erste Zug aus Jinan beispielsweise traf mitten in der Pandemie im April 2020 im DUSS-Bahnhof Hamburg-Billwerder ein. Über die Zugverbindungen konnten medizinische Hilfsgüter in der Krise rasch nach Hamburg gelangen. Und dank der guten Anbindung an das europäische Hinterland konnte und kann Hamburg sowohl auf dem Wasserweg als auch auf der Schiene einen wertvollen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit Hilfsgütern leisten und die Regale in den Supermärkten füllen. Dank der Spenden der Freunde und Partner in China konnte der Verein Hafen Hamburg Marketing im Jahr 2020 bei Kapazitätsengpässen in Deutschland mehrere Unternehmen im Hamburger Hafen erfolgreich mit dringend benötigten Schutzmasken versorgen.

 

Der Hafen- und Bahnbetrieb im größten deutschen Mehrzweckhafen konnte während der Pandemie planmäßig und störungsfrei weiterlaufen. Als größter Eisenbahnhafen Europas und drittgrößter Binnenhafen Deutschlands ist Hamburg für die Versorgung der deutschen Bevölkerung und Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Zu Beginn der Pandemie meisterten alle Beteiligten im Hamburger Hafen erfolgreich die Herausforderung, den Hafenbetrieb trotz Corona ohne Unterbrechungen aufrechtzuerhalten.

 

Doch es ist nicht alles rosig. Seit Anfang des Jahres hat kaum ein Schiff die Hansestadt pünktlich erreicht. Die verspätete Ankunft der Schiffe ist nicht nur auf die weltweite Pandemie und ihre Folgen zurückzuführen, sondern auch auf andere Faktoren wie ungünstige Wetterlagen in den Wintermonaten und den Brexit. Die zeitweilige Blockade des Suez-Kanals hat die Situation dann noch einmal verschärft. Doch es gelang den großen Terminalbetreibern in Hamburg, sich auf die Situation einzustellen. Diese sind in der Lage, flexibel auf plötzliche Veränderungen zu reagieren.

 

Natürlich trägt auch die hervorragende Lage als Verkehrsknotenpunkt zu den erfolgreichen Bahnverbindungen mit China bei. Hier besteht durchaus noch weiteres Wachstumspotenzial. Hamburg und seine Logistikunternehmen haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, die Zusammenarbeit mit den Partnern und Freunden in China weiter zu intensivieren.

 

Dank der Repräsentanzen des Hamburger Hafens in Shanghai und Hongkong war es möglich, trotz der coronabedingten Reisebeschränkungen an wichtigen Veranstaltungen und Messen in China teilzunehmen, so zum Beispiel an der jährlichen China International Import Expo (CIIE) in Shanghai. Darüber hinaus informiert das Hamburger Verbindungsbüro wöchentlich auf seinen Social-Media-Kanälen über den Hamburger Hafen als wichtigen Knotenpunkt der neuen Seidenstraßen für den China-Europa-Eisenbahnexpress.

 

*Axel Mattern ist Geschäftsführer von Hafen Hamburg Marketing.

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