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Ernte 4.0: Xinjiangs Baumwollindustrie im smarten Umbruch

2021-09-09 13:10:00 Source: Author:
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Von Wang Bowen

 

Das Autonome Gebiet Xinjiang der Uiguren liegt im Nordwesten Chinas. Wegen der langen Sonnenstunden und der reichen Wasserquellen in der Region, die zur Bewässerung genutzt werden können, ist Xinjiang geografisch ideal für den Baumwollanbau. Baumwolle aus Xinjiang, bekannt für ihre guten Färbeeigenschaften und ihre langen Fasern, ist auf den Märkten im In- und Ausland von daher ein gefragtes Gut.

 

In den letzten Jahren hat Xinjiangs Baumwollindustrie eine rasante Entwicklung hingelegt, was insbesondere auch der verbesserten Industriekette zu verdanken ist. Die Baumwollproduktion ist zu einer der dominierenden Industrien in der Region gereift.



 

Mehr Effizienz, weniger körperliche Arbeit: Automatisierte Erntemaschinen

 kommen mittlerweile vielerorts in Xinjiang zum Einsatz.


Maschinen statt Handarbeit

 

In einer Produktionswerkstatt der Xinjiang-Niederlassung des Unternehmens China Railway Construction Heavy Industrie (CRCHI) sind Arbeiter gerade dabei, intelligentes Gerät zur Baumwollernte zusammenzubauen, nämlich einen Baumwollpflücker des Typs 4MZ-6. Diese automatisierte High-End-Erntemaschine zeichnet sich durch starke Leistung, hohe Effizienz, sicheren Betrieb und komfortable Bedienung aus. Die Zeiten mühevoller manueller Erntearbeit gehören dank ihrer Hilfe vielerorts in Xinjiang der Vergangenheit an.

 

China ist nicht nur der weltweit größte Baumwollverbraucher, sondern auch einer der wichtigsten Baumwollproduzenten der Welt. 2020 produzierte die Volksrepublik landesweit rund 5,95 Millionen Tonnen des begehrten Naturprodukts. 87,3 Prozent davon, etwa 5,16 Millionen Tonnen, stammten aus Xinjiang. Bereits zur Jahrtausendwende erprobte das Autonome Gebiet den Einsatz von Erntemaschinen auf einigen ausgewählten Baumwollplantagen. Bis 2010 hatte sich die Mechanisierung vielerorts bereits durchgesetzt, nicht zuletzt dank Chinas Subventionspolitik für den Einkauf von Landmaschinen. Ab 2015 zog die örtliche Nachfrage nach automatisierten Baumwollpflückern dann noch einmal stark an. Heute wird fast überall in Xinjiang maschinell geerntet.

 

„Der Einsatz von automatisierten Baumwollpflückern hat die Effizienz stark erhöht“, bestätigt Song Lixin, Parteisekretär und geschäftsführender Direktor der CRCHI-Niederlassung in Xinjiang. „Herkömmliche Erntemaschinen leisten die gleiche Arbeit wie 1200 Arbeiter“, erklärt er. Darüber hinaus hätten die Geräte dazu beigetragen, die Kosten erheblich zu senken. In der Vergangenheit rechneten die Produzenten mit zwei Yuan (rund 30 Eurocent) pro Kilogramm für die aufgewendete Arbeitskraft. „Die Kosten der mechanischen Baumwollernte liegen hingegen bei nur etwa 0,4 Yuan pro Kilogramm“, rechnet er vor.

 

CRCHI sei seit dem Jahr 2018 auf dem Markt der High-End-Landmaschinen aktiv, sagt Song. „2019 begannen wir mit dem Verkauf von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten im großen Stil. Heute können wir große Erfolge in Bezug auf Verkaufsvolumen und Produktionsleistung verbuchen. In der Erntesaison 2020 erntete jede unserer Maschinen durchschnittlich 11.200 Mu (15 Mu = 1 Hektar) an Baumwollfeldern ab. Bereits jede dritte Baumwollerntemaschine in Xinjiang stammt von CRCHI“, sagt er stolz.

 

Der Trend in Xinjiang geht eindeutig zur automatisierten Ernte. Laut Zahlen der Xinjianger Landwirtschaftsbehörde erreichte die maschinell abgeerntete Baumwollanbaufläche im Jahr 2020 bereits 16,9 Millionen Mu und damit rund 70 Prozent der Gesamtanbaufläche für Baumwolle des Autonomen Gebiets. Im Norden Xinjiangs wurden sogar mehr als 95 Prozent der Baumwollfelder mechanisch abgeerntet. Und auch im Süden geht der Trend eindeutig in Richtung Erntemaschine.



 

Begehrtes Naturprodukt aus Xinjiang: In einer Feingarnwerkstatt

 der Firma Taichang Industrial Co., Ltd.


Selbstständige Forschung und Entwicklung

 

Chinas Markt für Baumwollerntemaschinen wurde lange Jahre von ausländischen Herstellern dominiert. Doch Chinas heimische Marken haben mittlerweile aufgeschlossen, nicht zuletzt dank eigener technologischer Durchbrüche und selbstständiger Innovationen. Der Marktanteil einheimischer Produzenten hat sich allmählich vergrößert. China ist nun in der Lage, hochautomatisierte und intelligente Geräte selbst herzustellen.

 

Auch die CRCHI-Niederlassung in Xinjiang hat seit ihrer Eröffnung 2015 ein eigenes Forschungsteam gegründet und stark in Forschung und Entwicklung investiert. 2018 brachte das Unternehmen einen selbstständig entwickelten intelligenten Baumwollpflücker auf den Markt. Ausgestattet mit einem besseren Motor, einem fortschrittlichen Betriebssystem und einem Smart-Steuerungssystem wurde die Arbeitseffizienz so erheblich erhöht.

 

Im Dezember 2020 schickte CRCHI eine weitere Maschine für das Abernten und Verpacken des Naturprodukts an den Start. Das neue Gerät ist in der Lage, 93 Prozent der Baumwolle aus der Pflanze zu ernten. Neben einem selbstständig entwickelten Stromsteuerungssystem ist die Maschine zudem mit einem intelligenten Erkennungssystem ausgestattet, das den gesamten Prozess der Baumwollernte – vom Pflücken, Sammeln und Verpacken bis hin zum Verladen – visuell darstellt. All diese Vorgänge lassen sich zudem bequem vom Smartphone aus verfolgen.

 

Neben CRCHI mischen auf dem begehrten Xinjianger Markt auch noch ein halbes Dutzend weiterer einheimischer Firmen mit, darunter zum Beispiel Boshiran und Changzhou Dongfeng. Ihre Performance steht derjenigen ausländischer Marken in nichts mehr nach. Experten prophezeien Erntegeräten „Made in China“ einen wachsenden Markt und zunehmende Fortschritte bei der smarten Digitalisierung.

 

Erfolge auch bei intelligenter Fertigung

 

Das in Sachen Baumwollressourcen reiche Xinjiang ist ein wichtiger Knotenpunkt der Neuen Seidenstraße. Seine einzigartige geografische Lage hat zahlreiche Textilunternehmer angezogen, die Fabriken in der Region errichtet haben. Dies fördert die schnelle Entwicklung lokaler Hersteller für Textilausrüstungen, so dass der reibungslose Ablauf der gesamten Baumwollindustriekette gewährleistet werden kann.

 

Saurer, der weltweit führende Hersteller von Textilmaschinen, hat in der wirtschaftlich-technologischen Entwicklungszone Ürumqi eine Schlüsselfabrik errichtet. Sie ist einer der drei weltweit größten Standorte für die Herstellung von Ab- und Aufwickelsystemen für die Textilindustrie und konzentriert sich auf Produktion, Forschung und Entwicklung sowie den Vertrieb von intelligenten Systemlösungen zur Textilherstellung. Die von der Fabrik hergestellten Maschinen umfassen den gesamten Produktionsprozess von der frisch geernteten Baumwolle bis hin zum fertigen Garn.

 

Im Ausstellungsbereich des Innovations- und Technologiezentrums der Fabrik sind intelligente Textilmaschinen wie Luftspinnmaschinen und Ab- und Aufwickelgeräte im Einsatz. Dicke Baumwollstreifen werden in einer Spinnmaschine zu hauchdünnem Garn verarbeitet, gerissene Fäden werden automatisch wieder verbunden. Die Werkstatt, in der die High-End-Produkte des Unternehmens produziert werden, ist zwar groß, erfordert aber nur wenige Arbeitskräfte. Es handelt sich um eine Smart Factory der Industrie 4.0.

 

Laut Herrn Ma, dem Leiter der Fertigungs- und Konstruktionsabteilung, verbirgt sich hinter der physischen Fabrik ein „intelligentes Gehirn“, ein informationstechnisches System nämlich, das wiederum aus Subsystemen der Datenerfassung und -überwachung, Gerätevernetzung, Kontrolle der Lagerausstattung sowie Fehlervermeidung und -korrektur besteht. Die Zusammenarbeit all dieser Subsysteme stellt den reibungslosen Produktionsablauf sicher.

 

„Jeder Aspekt des Fertigungsprozesses ist intelligent“, erklärt Ma. „Für jeden Auftrag wird – alles einschließlich der verwendeten Komponenten, des Bestands und des Versands von Verbrauchsmaterialien – durch unser intelligentes System verwaltet. Darüber hinaus besitzen wir noch automatisierte Fahrzeuge, die die Lieferungen über ein smartes Logistik-Subsystem an die ausgewiesenen Bereiche liefern. Ein intelligentes Warnsystem übermittelt Parameterabweichungen in Echtzeit an die zuständigen Ingenieure. Falls diese nicht in der Lage sind, die Probleme ad hoc selbst zu lösen, können sich Experten aus der ganzen Welt in ein Cloud-System einloggen, um den Problemlösungsprozess zu unterstützen“, erklärt Ma.

 

Die intelligente Fertigung hat das Management der Fabrik und die Produktionseffizienz merklich verbessert. Darüber hinaus bietet sie auch nützliche Erfahrungen für andere Textil- und Bekleidungsunternehmen, was die Anwendung digitaler Technologien in der Branche fördert. Gemeinsam mit der Universität Xinjiang erforscht das Unternehmen Saurer derzeit zudem die Anwendung verwandter digitaler Technologien. Ziel ist es, die bestehende Smart-Fabrik noch intelligenter zu machen. Und dies wiederum dürfte die Entwicklung der Baumwolltextilindustrie in Xinjiang in Zukunft noch weiter beflügeln.

 

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