Juni 2005
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Das Konfuzius-Institut, eine nationale Strategie für den Chinesisch-Sprachunterricht

Von Mitarbeiterin Zhang Hong

Chinas bekanntester Weiser des Altertums, Konfuzius, hat seit mehr als 2000 Jahren einen weitreichenden Einfluss auf die Nationalkultur. Nun ist er das Markenzeichen einer internationalen Chinesisch-Sprachschule geworden. Das Konfuzius-Institut, die erste staatlich geförderte Sprachschule, wurde am 21. November 2004 offiziell in Seoul, der Hauptstadt Südkoreas, eröffnet. Ähnlich wie das deutsche Goethe-Institut und das spanische Institute de Cervantes in Beijing bietet das Konfuzius-Institut weltweit eine Chinesisch-Sprachausbildung mit hoher Qualität.

Heute lernen ungefähr 30 Millionen Menschen auf der ganzen Welt Chinesisch als Fremdsprache. In den kommenden Jahren wird mit der Zunahme der kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen des Landes erwartet, dass sich diese Zahl vervielfacht. 1987 richtete das chinesische Bildungsministerium das Staatliche Büro für den Fremdsprachenunterricht Chinesisch ein. Das Büro ist der Hauptsponsor des Konfuzius-Instituts und ein Teil der offiziellen Bestrebung, das Chinesisch-Sprachstudium im Ausland zu fördern. Die in Beijing ansässige Zentrale des Konfuzius-Instituts hat vor, sich in der Form von sino-ausländischen Kooperationsverträgen über den Erdball auszubreiten.

Angebot und Nachfrage

Es war kein Zufall, dass das erste Konfuzius-Institut in Seoul gegründet wurde. Seit Anfang der Reform- und Öffnungsbestrebungen vor mehr als zwanzig Jahren kamen Horden von südkoreanischen Geschäftsleuten ins Land. Um Chinas Hauptstadt sind einige südkoreanische Minidörfer verstreut, zur Gänze ausgestattet mit koreanischen Geschäften, Restaurants und Kindergärten. Südkorea erlebte eine in die Höhe schnellende Nachfrage an Chinesisch-Sprachkursen. Das Konfuzius-Institut in Seoul wird auf einer bilateralen Kooperationsbasis betrieben, wobei die südkoreanische Seite die Anlagen und Einrichtungen übernimmt und die chinesische Seite qualifizierte Lehrer und Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellt.

An Yuxiang, Botschaftsrat für Bildungsangelegenheiten der chinesischen Botschaft in Südkorea, sagt, dass Chinesisch nach Englisch und Japanisch die drittbeliebteste Fremdsprache unter südkoreanischen Studierenden geworden ist. Mehr als 100 lokale Universitäten halten für ca. 160 000 Studierende Chinesischkurse ab. Die chinesische Version des TOEFL, der HSK, wird in Südkorea schon seit elf Jahren abgehalten. Letztes Jahr nahmen rekordträchtige 23 000 südkoreanische Studierende in Südkorea nach einer sorgfältigen Vorbereitung am HSK teil.

Angespornt durch den China-Boom nahm in den letzten Jahren das Interesse am Chinesisch-Sprachunterricht drastisch zu. In Südkorea liegt die jährliche Zunahme von Chinesisch-Studierenden bei erstaunlichen 38%, wobei vergleichbare Zahlen für Studierende, die Französisch, Englisch, Japanisch oder Spanisch wählten, bei nur zwei bis vier Prozent liegen.

In Japan hat Chinesisch die meisten europäischen Sprachen weit hinter sich gelassen, und reiht sich nun gleich hinter die beliebteste Fremdsprache Englisch. Die Situation ist ähnlich in Australien und den USA, wo Chinesisch die beliebteste oder zweitbeliebteste Fremdsprache ist. Wer wird nun die Lücken füllen, wenn all diese Länder plötzlich qualifizierte Chinesischlehrer suchen?

Freiwillige vor!

Zur Zeit besitzen nur 3000 Leute das Diplom für den Chinesischunterricht als Fremdsprache, das vom chinesischen Bildungsministerium ausgestellt wird. Trotzdem arbeiten weitere 6000 haupt- oder nebenberuflich in diesem Gebiet. Mit 60 000 ausländischen Studierenden in China ist es schwierig, genug qualifizierte Lehrer für den Chinesischunterricht im Land zu finden, geschweige denn für den Chinesischunterricht in Malaisien oder in den USA. Die chinesische Regierung gibt auch finanzielle Schwierigkeiten als einen weiteren Hauptgrund an, warum es ein Problem ist, Lehrer ins Ausland zu schicken. Eine Bemühung der Regierung, die Situation zu verbessern, war die Einführung des „Plans der chinesischen Freiwilligen für den Chinesischunterricht“ 2004. Das Staatliche Büro für den Fremdsprachenunterricht Chinesisch gründete ein Freiwilligenzentrum, um die Anwerbung, Ausbildung und Finanzierung geeigneter Freiwilliger, die im Ausland Chinesisch unterrichten wollen, zu organisieren. Bislang haben ca. 30 000 Leute ihr Interesse am Freiwilligenprogramm bekundet.

Die chinesische Sprache ist bei Studierenden aller Länder aus politischen und kulturellen Gründen Englisch, Japanisch und anderen europäischen Sprachen hinterhergehinkt. Das Konfuzius-Institut und der chinesische Freiwilligenplan hoffen, diese Situation zu ändern, und zielen darauf ab, innerhalb von fünf Jahren 100 Millionen Chinesisch-Studierende auszubilden.

Brauchbares Chinesisch lernen

Yu Yannan, eine 23-jährige Studentin der Pädagogischen Hochschule Fujian, wurde eine der ersten internationalen, freiwilligen Chinesischlehrerinnen in einer Mittelschule in Manila. In ihrer ersten Klasse zeigte sie eine Zeichnung des Seismographen des chinesischen Astronomen Zhang Heng aus der Östlichen Han-Dynastie (25–220), eine wissenschaftliche Errungenschaft, die ihrer Zeit um Jahrhunderte voraus war. Die Studierenden, von denen viele chinesischer Abstammung waren, hatten keine Ahnung, was sie da vor sich sahen. Als sie nach dem Namen dieses Gegenstands gefragt wurden, antworteten sie „Aschenbecher“. Ein Jahr später, als Yus Kurs dem Ende zuging, beherrschten ihre jungen Schüler nicht nur die chinesische Sprache gut, sondern sie hatten auch Interesse an der chinesischen Dichtung entwickelt. Auf Chinesisch riefen sie aus: „Durch dich haben wir vieles über Kaiser Qin Shihuang und Kaiser Han Wudi gelernt. Von dir haben wir auch gelernt, wie man Jiaozi macht und wie man Paarsprüche für das Frühlingsfest schreibt.“ Diese Freiwilligen vermitteln ihren enthusiastischen Schülern mehr als nur die chinesische Sprache – sie lassen den jungen Lernenden auch einen Geschmack der chinesischen Kultur zurück.

Das aufkommende Chinesisch-Sprachfieber hat zu einer Zunahme von Schulen auf der ganzen Welt geführt. Die meisten sind private, profitorientierte Unternehmen. Alleine in Seoul gibt es 50 derartige Unternehmen, die von Überseechinesen und Ausländern geführt werden. Doch die Schüler lernen nur allzu oft alte chinesische Langzeichen und verwenden nicht sehr wissenschaftlich aufgebaute Lehrbücher mit unbrauchbarem Chinesisch. Das Konfuzius-Institut hingegen ist eine gemeinnützige Organisation, die sich dafür engagiert, ausländischen Schülern die besten Lehrmaterialien für den Erwerb eines praxisbezogenen und zeitgemäßen Chinesisch zu bieten. Darunter ist ein Multimedia-Kurs zu nennen, der Great Wall Chinese heißt und auf die Bedürfnisse ausländischer Schüler zugeschnitten ist. Er wurde auf Englisch, Russisch, Französisch, Japanisch, Koreanisch und Spanisch herausgegeben.

Das Konfuzius-Institut bietet sowohl konventionelle Kurse wie auch Chinesischkurse online an. Zusätzlich zu allgemeinem Chinesisch plant die Schule, Spezialkurse für Gebiete mit hoher Nachfrage, wie Medizin, Wirtschaft und Tourismus zu entwicklen. Es hat auch vor, lokale HSK-Prüfungen abzuhalten und Diplome für lokale Chinesischlehrer auszustellen.

Dem ersten Institut in Südkorea folgend, sollen mehrere Konfuzius-Institute in Amerika, Europa, Asien und Afrika ihre Tore öffnen. Außerdem soll das China Bridge Program bald in vollem Gang sein. Es ist ein umfassendes Projekt, das ausländische Experten zur gemeinsamen Erstellung von Lehrbüchern einlädt, ausländische Chinesischlehrer in China ausbildet und HSK und andere professionelle Prüfungen fördert.

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