Eine lernbewusste Regierung strengt sich an
Von Lu Rucai
1983 stellte Deng Xiaoping, der Chefkonstrukteur der Reform-
und Öffnungspolitik Chinas die Aufgabe, das ausländische
Management für die Vier Modernisierungen Landwirtschaft,
Industrie, Wissenschaft und Armee einzuführen. Mit
diesem Schritt wurden Ausbildungsprogramme chinesischer Funktionäre
im Ausland eingeleitet. Aber nach den Aussagen eines Mitarbeiters
des Staatlichen Ministeriums für Personalangelegenheiten
waren die damaligen Ausbildungsprogramme lediglich eine symbolhafte
Maßnahme der Reform und Öffnung.
Erst seit 2000 hat die chinesische Regierung Ausbildungspläne
in großem Umfang ausgearbeitet. Die Ausbildung dauert normalerweise
von drei Monaten bis zu einem Jahr. Der Inhalt wird ständig
bereichert, zum großen Teil geht es um PR-Management. US-amerikanische
Hochschulen und Universitäten sind die wichtigsten Ausbildungsstandorte
für Funktionäre der KP.
Im Januar 2002 unterzeichneten das Forschungszentrum für
Entwicklung beim Staatsrat, die Kennedy School of Government der
Harvard University und die School of Public Administration der
Tsinghua University in der Großen Halle des Volkes in Beijing
das Übereinkommen über den Kurs für PR-Management,
in China kurz Harvard-Plan genannt. Dazu äußerte
Lu Mai, Generalsekretär des Chinesischen Entwicklungsfonds:
Nach dem Beitritt Chinas zur WTO müssen chinesische
Funktionäre lernen, wie man mit der modernen Denkweise und
damit verbundenen Handlungsnormen umgeht. Das ist ein dringend
zu lösendes Problem. Bis jetzt haben etwa 300 hochrangige
Kader aus zentralen Ministerien und Abteilungen sowie lokalen
Regierungen Chinas am dreimonatigen Kurs an der Kennedy School
of Government der Harvard University teilgenommen. Der Kurs gehört
zu den ausländischen Ausbildungsprogrammen für Partei-
und Regierungsfunktionäre, auf die die Organisationsabteilung
beim Zentralkomitee größten Wert legt.
Ähnliche Ausbildungsprogramme wurden auch an vielen Hochschulen
und Universitäten in Großbritannien, Deutschland, Dänemark
und Singapur veranstaltet. Neben der Organisationsabteilung beim
Zentralkomitee organisieren lokale Regierungen derartige Ausbildungsprogramme.
Beispielsweise nahmen allein im Jahr 2006 einige hundert Funktionäre
aus den Provinzen Hunan, Henan, Shandong und Guangdong an den
drei- bis sechsmonatigen Ausbildungskursen in den USA teil, inhaltlich
ging es um internationalen Handel und internationale Wirtschaftsabläufe
sowie PR-Management.
Chinesische Medien berichten, dass die chinesische Regierung
ihren Wunsch, eine lernbewusste Regierung aufzubauen,
deutlich zum Ausdruck gebracht hat. Professor Zhang Guoqing von
der Peking-Universität ist der Ansicht, dass die Ausbildung
der Funktionäre im Ausland als eine wichtige Ergänzung
der Strategien der chinesischen Regierung zur Heranbildung von
Fachkräften dient. Er wies darauf hin, dass die
chinesische Regierung ihr Verwaltungsmodell der Planwirtschaft
in ein marktwirtschaftliches umgestalten muss. Zugleich soll sie
noch in der Lage sein, sich kompetent den Herausforderungen durch
die Globalisierung zu stellen. Die Ausbildung wird sich in der
Zukunft stark auf die Regierungsverwaltung und das wirtschaftliche
Entwicklungsmodell auswirken.
Die Zentralregierung hofft, den Ausbildungseffekt zu maximieren,
damit noch mehr Leute von der Ausbildung profitieren können.
Aus diesem Grund müssen alle Teilnehmer eine Zusammenfassung
des Gelernten schreiben. Diese Materialien werden gesammelt, zusammengefasst
und für andere Ausbildungskurse benutzt.
Von der Bevölkerung wird oft bezweifelt, dass den hohen
Kosten ein wirklicher Ausbildungseffekt gegenübersteht. Daher
geht die chinesische Regierung bei der Auswahl der Funktionäre
für die Ausbildung im Ausland sehr umsichtig vor. Die Teilnehmer
des Harvard-Plans zum Beispiel müssen folgende
Bedingungen erfüllen: Sie müssen mindestens das Hochschulstudium
absolviert haben; über Englisch-Kenntnisse verfügen;
mindestens zwei Jahre Arbeitserfahrung auf dem jetzigen Arbeitsplatz
haben; unter 45 und staatliche Kader auf Provinzebene oder auf
höherer Ebene sein.
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