Die unvergessliche Yunnan-Reise

Von Fan Ming

Ein Blick über die alte Stadt Lijiang Ein Mädchen der nationalen Minderheit Yi

In meiner Erinnerung ist die Provinz Yunnan der schönste Ort unseres Landes. Yunnan befindet sich im südwestlichen Grenzgebiet Chinas. Das Klima in Yunnan ist feuchtes Monsunklima auf der subtropisch-tropischen Hochebene. In der Provinzhauptstadt Kunming ist es das ganze Jahr über wie anderenorts im Frühling. Deshalb wird Kunming auch die „Stadt des Frühlings” genannt. In Yunnan gibt es viele Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise den Steinwald, Xishuangbanna, den Erhai-See, den Dianchi-See sowie die alten Städte Dali und Lijiang. Diese traumhafte Landschaft ist die Heimat der Filme ,,Ashima” und ,,Fünf Goldblumen”. In dieser Provinz leben 25 nationale Minderheiten. Schon lange sehnte ich mich nach einer Yunnan-Reise. Yunnan zu bereisen, ist mein Traum, den ich im Januar 2007 ausleben konnte.

Am ersten Januar 2007 flogen mein Sohn und ich nach Kunming. Als wir die Gangway bestiegen, begrüßten die Stewardessen uns zunickend und lächelnd: ,,Glückliches Neujahr, glückliches Neujahr!” Aber niemand gab eine Antwort. Ich dagegen grüßte ununterbrochen: ,,Glückliches Neujahr, glückliches Neujahr!” Gegen Mittag erreichten wir die Stadt Kunming.

Die Stadt Kunming

Am Nachmittag bummelten wir durch die Stadt. Wir haben einen Stadtplan gekauft und wanderten entlang der östlichen zweiten Ringstraße. Kleine Kinder, die von ihrer Mutter auf dem Rücken oder auf dem Schoss getragen wurden, hatten geblümte Tücher auf ihren Köpfen, vielleicht um sich gegen die Sonne zu schützen.

Um sechzehn Uhr fuhren wir mit dem Omnibus (Linie 62) nach Jinmafang (Ehrenbogen des goldenen Pferdes). Auf einem breiten Platz stehen zwei Ehrenbogen. Der Komplex südlich vom Bogen besteht aus weißen Mauern und grauen Dachziegeln. Das ist südchinesischer Baustil. Auf dem Platz standen die Menschen und bildeten zwei Kreise. In einem Kreis sang ein junger Mann ein populäres Lied, während ein Behinderter im anderen Kreis um Geld bettelte. Eine Fußgängerzone erstreckt sich vom Platz aus nach Norden. Auf der Straße kamen und gingen die Menschen, nicht weniger zahlreich als im Sommerpalast in Beijing.

Dann fuhren wir mit dem Bus (Linie 73) zum Dianchi-See, dessen Wasserfläche scheinbar grenzenlos ist. Am Seeufer wachsen eine Reihe Eukalyptusbäume ohne Baumrinde. Zwei von ihnen sind zusammengewachsen. Wogen schlugen gegen das Ufer. Angeblich gibt es dort einen Berg, der sich auf einer Insel befindet. Unterwegs auf der Fahrt zum Dianchi-See sahen wir breite Straßen, Hochhäuser aus Glas und einen Gebäudekomplex, der wie die Große Halle des Volkes in Beijing aussieht. Kunming präsentiert sich vor meinen Augen als eine moderne Großstadt. Als es dunkel wurde, fuhren wir ins Hotel zurück.

Der Steinwald

Am nächsten Tag besichtigten wir den im Autonomen Kreis Lunan der Yi-Minderheit gelegenen Steinwald (Shilin). Die chinesische Schriftzeichen Shilin, welche in einen Felsen eingraviert wurden, stammen ursprünglich von einem Beamten der Kuomintang-Zeit und wurden während der ,,Kulturrevolution” entfernt. Später kehrte der Sohn des Beamten aus den USA in seine Heimat zurück und ließ zwei Shilin-Schriftzeichen gravieren, die wir heute sehen können.

1952 besichtigte Zhu De, ehemaliger Oberkommandierender der chinesischen Volksbefreiungsarmee, den Steinwald und hat damals lobende Worte darüber geschrieben: ,,Alle Gipfel stehen wie eine Felswand, viele sich hintereinander auftürmende Bergspitzen sind grün.” Diese Karstformation entstand vor etwa 200 Millionen Jahren, als die Erdkruste sich hob und den ursprünglich vorhandenen See absinken ließ. Manche Felsen sahen aus wie Tangsheng und Zhubajie, die Figuren der ,,Reise nach Westen”, manche wie eine Lotosblume oder eine Erdkröte (Bufo bufo). Einer der bei den Einheimischen bekanntesten Felsen ist der Ashima-Felsen; er verkörpert eine bei den Sani beliebte Legende: Die schöne Ashima war von einem reichen Grundbesitzer entführt worden, woraufhin sich ihr Geliebter Ahei, mit magischen Waffen ausgerüstet, aufmachte, sie zu befreien. Auf der Flucht starb sie jedoch durch unglückliche Umstände und erstarrte zu Stein, und so wartet sie noch heute auf ihren Geliebten. Zu bestimmten Festtagen versammeln sich die Sani aus nahegelegenen Dörfern zu ihren traditionellen Festen am Ashima-Felsen.

Am Nachmittag besichtigten wir ,,Qicai (siebenfarbiges) Yunnan”. Wir gingen in eine große Halle. Zwei Frauen boten uns je ein Glas Notoginsengblumen-Tee und ein Glas Pu’er-Tee an. Dann verkauften sie Tee. Außerdem gibt es noch Läden für Jadeartikel, Läden für einheimische Produkte, die Apotheke für chinesische Heilpflanzen, in der man Touristen die Füße mit Heilkräuterwasser wäscht und massiert. Wir haben einige chinesische Heilpflanzen, darunter Notoginseng (Panax pseudo-ginseng), Radix Gastrodiae und andere Pflanzen gekauft. Der Preis liegt um die Hälfte niedriger als in Beijing.

Dali

Früh morgens am 3. Januar 2007 erreichten wir Dali. Wir besichtigten das Chongsheng-Kloster, Jade- und Steinschnitzerei, die alte Stadt Dali, die reich an Marmor ist, die Schmetterlingsquelle und drei Pagoden. In der kleinen alten Stadt Dali verkauft fast jeder Laden Silberschmuck, Bilder und andere Kunstwerke. Am Eingang stehen die beiden chinesischen Schriftzeichen für Dali, die vom berühmten chinesischen Dichter und Archäologen Guo Moruo geschrieben sind.

Anschließend fuhren wir mit einem Vergnügungsdampfer auf dem klaren Wasser des Erhai-Sees. Möwen flogen über den See. Am Erhai-See siedelt die nationale Minderheit der Bai. Das Mädchen der Bai wird „Jinhua“ (Goldblume) genannt. Der Film „Fünf Goldblumen” wurde in Dali gedreht. Jungen werden „Apengge“ genannt. Wenn die jungen Männer eine Ehepartnerin suchen, tanzen sie im Kreis um ein offenes Feuer herum. Der Junge nimmt die Hände eines Mädchens und drückt diese. Wenn das Mädchen die Hände des Jungen nicht drückt, zeigt es damit, dass sie nicht damit einverstanden ist, seine Freundin zu werden. Wenn das Mädchen damit einverstanden ist, seine Freundin zu werden, drückt sie die Hände des Jungen und folgt ihm nach Hause.

Das Dongba-Tal

Am Morgen des 4. Januar fuhren wir nach Lijiang ab. Um 12 Uhr erreichten wir Lijiang. Nach dem Mittagessen fuhren wir in das Dongba-Tal, ein für Menschen und Gott harmonisches Traumland.

Wir besichtigten den für die Naxi-Minderheit heiligen Hof Dongba. Wir gingen durch das Dorf der Dongba. Wenn ein Dongba-Mädchen 13 Jahre alt ist, gibt die Mutter ihrer Tochter ein Zimmer, damit ihre Tochter sich verlieben kann. An der Hinterwand des Zimmers sind zwei Löcher zu sehen. Wer dem Mädchen eine Liebeserklärung macht, wirft er eine Bambusstange durch das Loch ins Zimmer. Wenn das Mädchen ihn nicht liebt, wird die Bambusstange zurückgeworfen. Wenn das Mädchen ihn liebt, tritt der Junge ins Zimmer. Das Leben der Frau findet vor allem außer Haus statt, während der Mann daheim bleibt. Männer spielen zuhause Streichinstrument und Schach, üben Kalligraphie aus und malen. Die Kinder werden vom Bruder seiner Mutter gepflegt.

Nachdem wir im „Zehntausend Götter-Garten“ die Piktographie bewundert hatten, stiegen wir 344 Treppenstufen bis zur höchsten Stelle, wo der „Jadepfeiler den Himmel hält” hinauf. Schließlich besichtigten wir Yushuizhai (Jade-Wasser-Dorf), das heilige Land der Dongba-Religion. Hier ist der Ursprung des Flusses Li (Schönheit). Das Wasser ist klar und fällt von Stufe zu Stufe von oben nach unten ab.

Die alte Stadt Lijiang

Auf dem Rückweg vom Dongba-Tal zur alten Stadt Lijiang (schöner Fluss) sahen wir eine Statue von Mao Zedong, die trotz Erdbeben nicht gefallen ist. Man verehrt Mao hier sehr. Die Leute in Lijiang tragen achteckige Mützen, so wie sie der Vorsitzende Mao früher getragen hat.

In Lijiang ist Fülligkeit ein Zeichen für Schönheit. Am Eingang der alten Stadt Lijiang haben wir eine Wandmalerei gesehen. Eine dicke Frau begleitet die Braut. Eine Tochter heiratet einen Mann. Die Mitgift beträgt 2000 bis 5000 Yuan. Außerdem gibt es noch ein Feuerbecken, das den Aufschwung andeutet.

In der Straße Sifang (Quadrat) der alten Stadt Lijiang stehen zwei Wasserräder, die Felder bewässern und dazu dienen, Getreide zu mahlen. Daneben steht ein Gedenkstein mit dem Schriftzeichen „Welterbe”. Die alte Stadt Lijiang ist 800 Jahre alt und hat keine Mauer. Die Naxi-Minderheit kennt keine Vornamen. Ihr Familiename ist „he“ symbolisiert durch Hölzer mit einem Tragekorb.

Ihre Schriftzeichen sind folgende:

Einatmen:
Trinken:

Besonnen:

Während die Frau in Lijiang Pangjinmei (dicke Goldschwester) genannt wird, wird der Mann in Lijiang bei der nationalen Minderheit der Naxi Pangjinge (dicker Goldenbruder) genannt.

Die Frau in Kunming wird Ashima genannt, während der Mann in Kunming Apengge genannt wird; während die Frau in Dali als Jinhua (Goldblumen) bezeichnet wird, wird der Mann in Dali bei der nationalen Minderheit der Bai als Aheige (schwarzer Bruder) bezeichnet.

Es gibt eine Naxi-Vase, auf der steht geschrieben:

„Tee muss warm sein, die Frau muss dick sein, die Lederschuhe müssen sauber und glänzend sein.“ Das ist eine Sitte der nationalen Minderheit Naxi.

Die Jiuxiang-Höhle

Am Abend des 5. Januar fuhren wir mit dem Zug von Dali nach Kunming zurück. Danach ging es mit dem Bus nach Jiuxiang. Jiuxiang ist sehr wunderbar. Dort lebt die Yi-Nationalität. Unter der Erde gibt es eine gigantische Höhle. Es ist eine typische Karstgeomorphologie. Wir betraten eine sogenannte „große Halle”, die eine Fläche von 10 000 Quadratmeter einnimmt, wo vor einigen Jahren ein Sinfonie-Konzert stattfand. Unter uns toste ein Wasserstrom. Wir hörten fließendes Wasser donnern, als ob einige Wasserpumpen mit großer Kraft Wasser pumpen. Auf dem Weg konnten wir viele bizarre Felsen sehen, die Pagoden, Löwen, Pilzen oder Tigern ähnelten.

Es tut mir leid, dass wir keine Zeit hatten, das tropische Xishuangbanna zu besuchen.

In Yunnan gibt es „achtzehn Seltsamkeiten“: Der Zug fährt langsamer als Bus; ein achtzehnjähriges Mädchen sieht aus wie eine Alte; die alten Frauen klettern schneller als Affen die Bäume hoch usw.

Die Yunnan-Reise hat mich tief beeindruckt und ist mir unvergesslich.


 
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